Es war auf einer kinderchirurgischen Station mit 8Betten je Zimmer! Das Mädchenzimmer ,getrennt durch eine 12er Wand,befand sich gleich neben uns.
Am Tag der Einlieferung, ich war 12, sass ich des abends traurig auf dem Bett, zog lustlos mein hübsches buntkariertes Schlafzeug an und legte mich hin.
Dann plötzlich kam eine junge Krankenschwester mit einer Mappe unter dem Arm ins Krankenzimmer, legte diese auf den runden Esstisch und holte die Fieberthermometer aus dem verschlossenen Instrumentenschrank. Es wurde sowohl axillar als auch rektal gemessen.Ich konnte sehen, wie ein Thermometer nach dem anderen in die Popos geschoben wurde. Nur die schon älteren Jungen mass man wunschgemäss in der Achselhöhle.
Ich dachte traurig an meine Eltern, die mir im Empfangsraum noch mit auf den Weg gaben, tapfer zu sein und es denen zu zeigen, da ja kein dummer Junge.
Ich fing mich wieder, wischte die Tränen aus den Augen, die auf die grosse Kugellampe über den Esstisch starrten.
Dann kam schliesslich die nette Krankenschwester mit der Aufforderung an mein Bett, doch mal Bauchlage einzunehmen, Hose runter zu ziehen und still liegen zu bleiben.
Das Kinn auf dem Ellenbogen ruhend war ich in Gedanken an das schöne Zuhause mit Dackelhündin Lissi, die wohl warten wird,
Plötzlich spürte ich fas tiefe Gleiten des Thermometers
Die Kälte des nassen Glases sowie der leichte Druck dabei empfand ich so prickelnd schön.Assoziationen zu den heimischen Messungen kamen auf. Einige Jungs schauten dabei zu mir rüber. Ich schaute ebenfalls rüber, und zwar zu einem schmächtigen Jungen, dem auch das Thermimeter zuvor gesteckt wurde. Neben ihm lag ein langer spitzer Papierflieger. Mit diesen Dingern beschossen wir uns gegenseitig, warfen aber auch Papierkugeln.
Mehr möchte ich bezüglich Temperaturmessung nicht erwähnen, sondern nur, dass es eine willkommene Abwechslung zum emotionalen Stress der anderen Untersuchungen war!