White Pages I - Die Spielärztin

Session Fünf - Fehlertoleranz

„Heute brauch ich dich da drüben im Bett mit T-Shirt und Shorts. Bitte bäuchlings mit heruntergestreifter Hose, ich werde dir erstmal eine Beruhigungsspritze verpassen.“ Oh man, das fängt ja wieder gut an. Bisher hatte sie all ihre Torturen einfach so an mir durchgeführt, also schlussfolgere ich, dass sie heute noch deutlich Übleres mit mir vorhatte, wenn sie schon dazu griff mich via Beruhigungsmittel mundtot machen zu wollen. „Bitte keine Beruhigungsspritze! Bisher ging es doch auch ohne.“ „Keine Widerrede! Ich werde als deine Ärztin wohl besser wissen, was zu tun ist!“ Ich erkenne keinerlei Verhandlungsspielraum in ihrer Antwort und beginne geschlagen ihren Anweisungen Folge zu leisten.

„Was haben Sie denn im Anschluss mit mir vor?“, frage ich nervös, als ich mich auf das Krankenbett lege. „Zuerst die Spritze.“ Da thront sie auch schon über mir mit dem klassischen Luftbläschenschnippsmove. „Hose runter! Du brauchst keine Angst haben, die Spritze ist harmlos.“ Toll den Kontext gewechselt, als ginge es mir um die NaCl-Injektion. Als ich noch kurz zögere zieht sie mir selbst einseitig die Shorts herunter gefolgt von einem unmittelbaren Einstich und ihrem gewohnt forschen Einspritzen, sodass ich es auch ja spüre. „So, das wird nur wenige Sekunden dauern, bis die Wirkung einsetzt. Danach wird dir alles egal sein und wahrscheinlich wirst du auch ein wenig dösig, denn das war ein recht starkes Mittel. Bitte auf den Rücken drehen.“

Ich drehe mich um und mein Blick fällt sofort auf eine Butterflykanüle in der von ihr bereitgestellten Nierenschale, wo sie die leere Spritze ablegt. Das war es also! Panik macht sich sofort in mir breit. „Sie haben doch letztens gesagt, Sie werden es nicht gegen mich verwenden.“, stelle ich entsetzt fest. „Ich verwende es ja nicht gegen dich. Ganz im Gegenteil. Ich mache es mit dir zusammen.“, grinst sie. „Und jetzt beruhige dich und lass die Spritze wirken, gleich ist alles gut.“ Sie streichelt mich sanft mit ihrem Handrücken an der Wange.

Ich könnte heulen, aber was bleibt mir schon übrig außer mir die Sedierung einzubilden. Würde ich in ein paar Sekunden noch protestieren oder verhandeln, war das Beste was mir passieren konnte eine weitere ‚Beruhigungsspritze‘ und das Schlechteste ein direktes Game-Over. Dann wäre alles umsonst gewesen und aus dem Kopf würde sie mir trotzdem für lange Zeit nicht gehen. Erstaunlicherweise schafft sie mit ihrer Zärtlichkeit wieder mir die ärgste Spitze der Panik zu nehmen.

„Du darfst mir heute ausnahmsweise zur Ablenkung auf die Titten schauen, wenn dir das hilft. Also keine falsche Scheu.“ So wie sie es sagt klingt es mehr nach einer Anweisung als einem gutgemeinten Angebot. Aber ich wäre so oder so ein Narr, nicht darauf einzugehen. Ich kann jede Ablenkung von der Blutabnahme gebrauchen. Kaum steckt die Nadel im Arm wird mir übel und schwummrig. Ich vergrabe instinktiv mein Gesicht in der Ellenbeuge des freien Arms. „Ich muss kotzen.“ Sie realisiert den Ernst der Lage, zieht sofort die Nadel ab und kramt panisch in einer ihrer Schubladen. Noch ehe sie fündig wird, kippe ich um.

Als ich wieder aufwache, sitzt sie neben mir und streichelt meine Hand. Ihre Augen sind verheult. „Wie geht es dir, Max?“ „Geht so, mir ist noch immer schlecht.“ „Mhm, schade dass es so eskaliert ist.“ „Schade? Jetzt mal im Ernst, fällt es dir so schwer mal von deinem hohen Ärztinnen-Ross zu steigen und zuzugeben, dass du zu weit gegangen bist?“ Sie schluchzt. „Was passiert ist, tut mir leid. Das wollte ich nicht. Ich wollte dir doch nur zwei Röhrchen Blut entnehmen und dich dann verwöhnen.“ Wieso sieht sie nicht ein, dass sie es übertrieben hat? Das führt hier zu nichts mehr. „Frau Doktor, ich denke das war genug Aufregung für heute. Schlafen wir eine Nacht darüber. Ich werde morgen früh spontan entscheiden, ob ich das hier noch kann.“ Ich ziehe mich an und verlasse ihre Praxis.

Was hilft es mir, wenn es sie emotional mitnimmt, nachdem ich gebrochen bin? Ich habe ihr so viel bereits erlaubt, doch sie will immer mehr und mehr. Sind die genialen Orgasmen wirklich all das Wert? Immerhin ist es das bisher erste Mal, dass ich mit einem schlechten Gefühl aus ihrer Praxis gehe. Eine zweite Chance werde ich ihr morgen geben. Vielleicht war es auch für sie ein Schlüsselerlebnis und sie hat sich jetzt darauf besonnen, was geht und was tabu bleiben muss. Es bleibt zu hoffen.

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Patient1901 Vor 1 Jahr  
LittleDevil Vor 1 Jahr  
Patient1901 Vor 1 Jahr  
Patient1901 Vor 2 Jahre