Überraschung am ersten Arbeitstag

Teil 1 - Einführung

Ich wollte nach meinem Studium an der pädagogischen Hochschule eigentlich direkt als Grundschullehrerin, an einer Grundschule hier in der Region, mit dem Lehramt beginnen. Aufgrund von Schülermangel, wurden zu der Zeit jedoch gerade keine neuen Lehrkräfte eingestellt, weshalb ich mich dazu entschied, zuerst einmal ein freiwilliges soziales Jahr zu absolvieren. Nach ausgiebigen Recherchen bin ich, in einem 20 Kilometer entfernten Nachbarort, auch fündig geworden. Dort gab es noch eine freie Stelle in der Altenpflege, wo eine unterstützende Arbeitskraft gesucht wurde. Da die Stelle dort sofort besetzt werden konnte, zögerte ich nicht lange und sagte der Leitung des Heims direkt zu.

Nach wenigen Tagen wurde mir dann auch schon der Arbeitsvertrag, welcher sich auf ein Jahr beschränkte, zugeschickt. Bis auf sämtliche arbeitsrechtlichen Hinweise und der Verhaltensrichtlinie des Pflegeheims, standen eigentlich keine nennenswerte Punkte in dem Vertrag. Ich sollte noch meinen Impfausweis am ersten Tag mitbringen, aber wahrscheinlich wollten die dort nur sehen, ob dieser aktuell ist und ich gegen sämtliche ansteckenden Krankheiten immun bin. Und klar, die Vergütung hätte auch noch ein bisschen höher sein dürfen, aber als nicht ausgebildete Kraft, darf man bei einem FSJ auch nicht viel erwarten. Ich machte mir also keine weiteren Gedanken und sendete den Arbeitsvertrag unterschrieben an die Pflegeleitung wieder zurück.

Es vergingen knapp zwei Monate und dann war auch schon der erste September. Der Tag, an welchem mein erster Arbeitstag war. Da es an diesem Tag noch spätsommerlich warm gewesen ist, zog ich an diesem Tag ein kurzes dunkelblaues Shirt mit V-Ausschnitt an, sowie meine Lieblingsjeans. Obwohl ich mir ein Paar Sandalen angezogen hatte, packte ich in meine kleine Handtasche auch noch zusätzlich ein Paar Socken mit ein, da ich wusste, dass man dort Arbeitssandalen tragen musste, welche einem zur Verfügung gestellt werden sollen. Dies stand zumindest so im Vertrag. Und barfuß würde das sicher sehr komisch kommen.

Ich machte mich also mit dem Zug auf den Weg zum Pflegeheim. Die Fahrt dauerte ungefähr 15 Minuten und vom Bahnhof aus waren es dann noch einmal ungefähr 10 Minuten zu Fuß. Somit hatte ich jeden Morgen also gleich einen netten Spaziergang inklusive, obwohl ich mir sicher war, dass ich sehr wahrscheinlich in meinem neuen Job ohnehin sehr viel auf den Beinen sein werde.

Am Pflegeheim angekommen, meldete ich mich zuerst einmal an der Rezeption an.

“Guten Morgen! Mein Name ist Miriam Wegner und ich habe heute meinen ersten Arbeitstag im Rahmen des FSJ bei Ihnen.“

“Guten Morgen! Schön Sie bei uns zu begrüßen Frau Wegner! Ich gebe der Pflegeleitung kurz Bescheid, dass Sie bei uns eingetroffen sind.“, sagte die Dame an der Rezeption freundlich und griff auch schon gleich zum Telefon.

Sie telefonierte mit einer anderen Person und meldete dieser meine Ankunft an.

“Okay Frau Wegner. Sie dürfen die Treppe da vorne hochgehen, dann den linken Flur bis ganz nach hinten entlang laufen und sich dann bei der Pflegeleitung melden. Frau Bauer wird Sie dort schon erwarten.“

“Alles klar, das werde ich tun. Vielen Dank!“, sagte ich der Dame an der Anmeldung und lächelte Sie zum Abschied noch freundlich an.

“Keine Ursache! Dann wünsche ich Ihnen schon einmal einen schönen ersten Arbeitstag und einen guten Start bei uns.“

“Dankeschön!“, sagte ich noch einmal und begab mich in Richtung der Treppe, welche ich dann auch gleich nach oben tapste.

Oben angekommen bog ich links in den langen Gang ab und lief diesen dann direkt hinunter. Der Gang war ziemlich lang und so wie es aussah, war dies der Verwaltungstrakt des Gebäudes, da sich hier sämtliche Büroräume des Pflegeheims befanden. Am Ende des Gangs angekommen, stand dort auf einem Schild auch schon “Pflegeleitung – Frau Dahnbach“. Ich klopfte kurz zweimal und dann war auch schon ein “Herein“ zu hören. Ich öffnete die Tür und trat in das Büro von Frau Dahnbach ein.

“Guten Morgen!“, sagte ich freundlich zu der Dame, welche an einem großen Schreibtisch in dem Büro saß.

“Guten Morgen! Sie müssen Frau Wegner sein, richtig?“, sagte die Pflegeleiterin und erhob sich von ihrem Stuhl und ging auf mich zu.

“Genau! Ich fange heute mit meinem FSJ bei Ihnen in der Pflege an.“

“Sehr gut! Ich bin Frau Dahnbach, freut mich Sie kennen zu lernen.“, sagte die Dame zu mir und gab mir, mit einem für eine Frau sehr kräftigen Händedruck, die Hand.

“Setzen Sie sich doch kurz. Wir gehen zuerst einmal kurz die Personalien durch, ehe ich Sie dann zu Ihrer zuständigen Abteilungsleiterin bringen werde, welche dann alle weiteren Einweisungen mit Ihnen durchgehen wird.“

Frau Dahnbach ging mit mir erst einmal sämtliche personaltechnische Unterlagen durch. Nach ungefähr zehn Minuten, hatten wir dann auch schon alle Punkte abgearbeitet. Zumindest fast…

“Ich sehe gerade, dass uns noch das ärztliche Attest von Ihnen fehlt. Dies brauchen wir von Ihnen vor Aufnahme der Arbeitstätigkeit noch unbedingt. Ohne das Attest darf ich Sie leider nicht bei uns beschäftigen. Da gibt es bei uns im Pflegebereich eine strenge Vorschrift dazu. Leider hatten wir vergessen, Ihnen dies vorher mitzuteilen.“, klärte mich Frau Dahnbach auf.

“Oh, und was bedeutet das jetzt?“, fragte ich etwas erschrocken.

“Wir haben hier in der Nachbarschaft eine Ärztin, welche auch als Betriebs- sowie Bereitschaftsärztin unserer Pflege zuständig ist. Ich habe dort für Sie heute morgen einen Termin organisiert. Wenn es für Sie in Ordnung wäre, würde ich Sie bitten, dass Sie um 9:30 Uhr dort vorbei gehen und Ihre Gesundheit kurz bestätigen lassen.“

“Ah… okay. Ja, dann machen wir das doch so.“, stimmte ich Frau Dahnbach zu.

“Unser neuer Auszubildender, welcher heute ebenfalls seinen ersten Tag bei uns hat, wird ebenfalls dort sein. Ihn habe ich schon vor einer halben Stunde zu unserer Ärztin geschickt. Sie müssten dann direkt nach ihm dran kommen.“

“Wo finde ich den die Praxis? Haben Sie mir noch eine genaue Adresse?“

“Selbstverständlich. Diese befindet sich wirklich nur unweit von hier. Das sind vielleicht drei Minuten zu Fuß. Sie müssen wirklich nur kurz um die Ecke hier laufen. Die Praxis von unserer Frau Dr. Klein befindet sich in der Forststraße 23. Ein weißes, noch relativ neues Gebäude auf der linken Seite der Straße. Es steht auch ein Praxisschild vor der Türe, also fast nicht zu übersehen.“

“Okay, dann finde ich das. Soll ich mich dann gleich auf den Weg machen? In 15 Minuten ist ja schon halb zehn.“

“Ja, das wäre gut, wenn Sie gleich losgehen würden. Wenn Sie das Attest haben, dann melden Sie sich einfach noch einmal kurz bei mir, wenn Sie wieder zurück sind. Dann kann ich Ihre Personalakte bei uns anlegen und komplettieren und dann dürfen Sie auch schon zur ersten Einweisung bei uns gehen.“, freute sich die Pflegeleiterin.

“In Ordnung, dann mache ich mich mal auf den Weg zu der Praxis. Dr. Klein hieß diese, richtig?“, wollte ich mich noch einmal vergewissern.

“Genau, Frau Dr. Klein, Forststraße 23.“

Ich verabschiedete mich von Frau Dahnbach und machte mich auf den Weg zu der genannten Ärztin. Auf dem kurzen Fußweg, machte ich mir eigentlich eher weniger Gedanken darüber, was die Ärztin alles gleich machen könnte. Ich vermutete einen kurzen Gesundheitscheck und eine Prüfung des Impfpasses auf seine Aktualität. In der Zwischenzeit hielt ich auch schon Ausschau nach dem Azubi, welcher vor mir einen Termin bei der Ärztin haben sollte. Doch auf dem kurzen Weg kam mir kein junger Mann entgegen. Womöglich schien sein Termin noch anzuhalten? Nach drei Minuten sah ich dann auch schon das Haus bzw. die Praxis der Ärztin. Vor der Eingangstüre hing ein Schild, welches zeigte, dass ich an der richtigen Adresse war “Dr. med. Anne Klein – Ärztin für Allgemeinmedizin“. Sie schien also eine ganz normale Hausärztin zu sein. Nichts besonderes also. Ich klingelte daraufhin an der Türe, worauf ich kurz danach den summenden Türöffner hörte. Ich trat in die Praxis ein und war dann auch schon direkt in der Anmeldung von dieser.

“Hallo, ich heiße Miriam Wegner und soll ein Attest bei Ihnen abholen, damit ich mit meinem FSJ bei dem Pflegeheim hier in der Nachbarschaft beginnen kann.“

“Hallo Frau Wegner! Ja richtig, Sie wurden schon angemeldet. Ich darf Sie aber noch kurz bitten im Wartezimmer Platz zu nehmen. Die Frau Doktor hatte heute morgen leider ziemlich kurzfristig einen Notfall und musste außer Haus gehen. Sie wird aber sehr wahrscheinlich in wenigen Minuten wieder da sein.

“Alles klar, kein Problem.“, sagte ich zu der Dame an der Anmeldung und begab mich in Richtung des Wartezimmers.

Als ich in das Wartezimmer eintrat, saß dort bereits schon ein junger Mann, welcher in eine Sportzeitschrift vertieft war.

-Das könnte der Azubi sein, von welchem Frau Dahnbach erzählt hatte. Der Arme, wenn er immer noch im Wartezimmer sitzt, muss er sicher schon seit einer ganzen Weile hier warten.-

Ich setzte mich auf einen Stuhl, welcher auf der gegenüberliegenden Seite zu dem jungen Mann stand. Da ich in dem Moment nicht wirklich Lust auf Sportzeitschriften oder eines dieser Klatsch-Magazine hatte, zückte ich mein Smartphone aus der Handtasche und lenkte mich damit ein bisschen ab. Doch immer wieder lenkte mich mein Blick auf die andere Seite des Raumes.

-Wie alt mag er wohl sein? Er macht noch einen sehr jünglichen Eindruck. Vielleicht 18 oder 19? Er müsste auf jeden Fall jünger sein, als ich mit meinen 23 Jahren. Er dürfte ein Stückchen größer als ich sein und macht einen sportlichen Eindruck. Seine blondbraunen Haare passen zu seinem süßen Gesicht. Um es kurz zu fassen, ich finde ihn auf den ersten Blick ganz interessant.-

Ich hörte, wie im Eingangsbereich der Praxis geredet wurde. Scheint so, als wäre die Ärztin gerade eingetroffen. Da aber der junge Mann mir gegenüber vor mir einen Termin hatte, dürfte es bei mir noch ein paar Minuten dauern, bis ich dran kommen würden. Ich vertiefte mich also weiterhin in mein Handy und machte mir keine weiteren Gedanken. Und nervös war ich auch nicht wirklich, da ich in Moment davon aus ging, dass der Termin gleich noch schneller gehen würde also ohnehin schon, weil die Ärztin ja schon einige Minuten in Verzug war. Sicher erwartete mich gleich nur ein kurzes Gespräch zu bisherigen Krankheiten, Allergien etc. Vielleicht noch kurz den Blutdruck messen und so was. Nichts Aufregendes eben.

Es vergingen ein paar Momente bis plötzlich die Dame aus der Anmeldung das Wartezimmer betrat.

“So, die Frau Doktor ist inzwischen angekommen und damit wir nicht noch mehr Zeit verlieren, dürft ihr beiden mir auch gleich direkt folgen.“

-Wie bitte? Habe ich mich da gerade verhört oder sagte sie, wir beide?-

Der junge Herr mir gegenüber schaute mich auch etwas verwirrt an, stand aber sogleich auf und folgte der Arzthelferin nach draußen zur Anmeldung. Ich wollte nicht trödelig sein, packte schnell mein Smartphone in meine Handtasche ein, hängte diese mir um und schloss mich den beiden an. Anschließend wurden wir in ein Sprechzimmer am Ende eines Flures gebracht. Es war ein typisches Arztzimmer wie jedes andere auch. Es stand ein Schreibtisch vor einem Fenster, an welchem gegenüber zwei Stühle waren. Außerdem gab es noch eine Untersuchungsliege an der seitlichen Wand, sowie zwei Regale und eine Waage an der Wand, welche sich nahe der Sprechzimmertüre befand.

“Bitte nehmt schon einmal Platz. Frau Dr. Klein wird jeden Moment kommen und dann kann es auch schon losgehen.“, sagte uns die Dame vom Empfang mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht.

Ehe ich eine Frage stellen konnte, klopfte es auch schon kurz an der Türe, worauf die Ärztin den Raum betrat. Sie war etwa 50 Jahre alt, hatte schon einige graue Haare, ein bisschen kleiner als ich und auch eher ein schlanker Typ.

“Guten Tag die Dame und der Herr! Ich bin Frau Doktor Klein.“, stellte sich die Ärztin kurz bei mir und dem jungen Mann vor, indem sie uns beiden kurz die Hand gab.

“Entschuldigen Sie meine kleine Verspätung, aber es gab heute morgen noch einen kleinen Notfall bei ihrem zukünftigen Arbeitgeber, weshalb ich kurz außer Haus musste. Aber nehmen sie doch erst einmal kurz Platz.“, klärte uns Frau Dr. Klein über die Situation kurz auf, ehe wir auf den beiden Stühlen vor ihrem Schreibtisch Platz nahmen.

Die Dame vom Empfang ging währenddessen wieder nach draußen und schloss die Türe hinter sich.

“So, Sie beide fangen heute Ihre Stellen im benachbarten Pflegeheim an. Sie, Frau Miriam Wegner, im Rahmen eines freiwilligen sozialen Jahres und Sie, Herr Paul Meyer, starten heute mit der Ausbildung zum Altenpfleger, ist das richtig?“, fragte uns die Ärztin, worauf wir ihre Frage beide bejahten.

“Okay. Wie Sie gesehen haben, ging es heute morgen schon etwas turbulent zu, worauf wir nun eine kleine Zeitverzögerung haben. Um diese Verzögerung wieder aufzuholen, würde ich gerne die beiden Termine von Ihnen zusammenlegen und die obligatorische Einstellungsuntersuchung für das Pflegezentrum, bei Ihnen kurz gemeinsam durchführen. Wäre das für Sie beide in Ordnung?“

Der junge Herr und ich schauten uns kurz mit einem fragenden Blick an, so als ob wir abwarten wollten, wie der jeweils andere reagieren würde. Wir zögerten kurz ein bisschen aber nickten dann schließlich und bejahten das Vorhaben der Ärztin.

-Es kann ja nicht so schlimm werden, wenn sie unsere beiden Termine gleich auf einmal abwickeln möchte.-, dachte ich mir nebenbei. Dennoch verursachte die Tatsache, dass hier noch ein junger Mann neben mir saß, doch etwas Kribbeln in mir.

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Annette1997 Vor 3 Jahre 1  
KingsleyRuhl Vor 3 Jahre 1  
bv82 Vor 3 Jahre 1