Aufrufe: 1466 Created: 2018.03.26 Updated: 2018.03.26

Die Gedanken eines Frauenarztes (Netzfund)

Die Gedanken eines Frauenarztes (Netzfund)

Es ist zwar keine Untersuchung Geschichte ich fand sie aber dennoch interessant.

Wer mag kann die Geschichte gerne fortführen.

Die Gedanken eines Frauenarztes (Netzfund)

Die erste Patientin heute morgen ist zum erstenmal da. Groß, dunkelhaarig, schlank, 19 Jahre. Ich nenne sie, sage wir: Yvonne. Sie trägt schwere Springerstiefel, was in eigentümlichem Kontrast zu ihren zarten Händen steht. Ich freue mich, sie gleich barfuß zu sehen. Inzwischen sieht Yvonne mir fest in die Augen, etwas Herausforderndes liegt in ihrem Blick.

- Was führt Sie zu mir?

- Ich brauch` nen Checkup, Herr Doktor.

Herr Doktor. Das höre ich gern.

Ich kann es nur so sagen: Ich liebe meinen Beruf. Frauen offenbaren sich mir wie sonst nur ihren Männern oder Intimpartnern. Und vielleicht offenbaren sie sich mir noch mehr. Ich meine nicht den Stuhl. Aber es stimmt: Täglich entblößen und öffnen sich auf diese Weise bezaubernde Wesen vor mir. Obwohl nicht alle Patientinnen "schön" sind (aber was heißt das schon?) und bestimmt nicht alle sympathisch: Immer wieder gibt es Momente, bei denen mir klar wird: Ich bin privilegiert. Oder wenigstens: Es gibt entschieden langweiligere Jobs. Siehe Yvonne. Sie blickt mich immer noch offen und etwas provozierend an.

Dr. X., Arzt für Frauenheilkunde steht auf dem Schild draußen an der Wand. Klingt irgendwie vertrauenerweckend. Oder? Und Vertrauen können sie haben, meine Patientinnen. Ich gebe mir Mühe. Ich höre ihnen zu. Ich mache es mir nicht leicht. Keine Untersuchung ist Routine. Wie auch? Bei so vielen Gesichtern, Körpern, Charakteren? Bei so vielen verschiedenen Strategien, mit denen die Frauen ihrerseits versuchen, mit der doch etwas heiklen Situation umzugehen.

Denn früher oder später endet jedes Vorgespräch, muss ja jede auf den Stuhl. Die werdende Mutter im weiten Hemd wie das bunt dekorierte Girlie, der graublau kostümierte weibliche „management assistant“ wie die streng modisch eingekleidete Schülerin. Sie haben nichts oder nicht viel gemeinsam, nur: Der Stuhl ist ihr gemeinsamer Albtraum.

Die eine zeigt es offen, die andere schämt sich heimlich. Und einige gar nicht. Scheinbar gar nicht. Es ist schon nicht schlecht, was ich von den Teens und jungen Frauen heute zu sehen kriege, wenn sie – betont lässig – vor mir auf den Stuhl klettern: Blank rasierte Pflaumen, gepiercte Bauchnäbel, Schamlippen und Kitzler, blau oder in allen bengalischen Farben lackierte Fußnägel. Immerhin, für Abwechslung ist so gesorgt. Selbst meine jungen Sprechstundenhilfen werfen mir gelegentlich vielsagende Blicke zu.

Die Frauen und Mädchen haben ungefähr 10 Meter von der Umkleidekabine bis zum Stuhl zurückzulegen. Die meisten tragen dann nur noch ein langes T-Shirt; andere noch den Rock und ein Oberteil. Keine muss sich nackt ausziehen, aber manche tun es von sich aus. Tatsächlich ist es so einfacher. Eine junge Frau erschien im bunten Sommerkleid. Darunter trug sie – leicht erkennbar durch den dünnen Stoff - nur einen Slip, und sie brauchte wirklich keinen BH. Sie wolle ungern das Kleid bis über den Bauchnabel hochrollen, sagte sie. Lieber sei sie nackt. Spltternackt.

Auf dem Stuhl sind alle gleich? Das Gegenteil ist der Fall. Nackt, oder fast nackt, zeigen die Frauen nicht nur ihren Körper, das Geschlecht. In der Art, wie sie die Untersuchung bestehen – denn leider: die wenigsten genießen sie -, zeigt sich ein Verhältnis zum eigenen Körper, zur Lust, zur Welt. Ich weiß nicht einmal, ob mir die kessen wirklich lieber als die schüchternen.

Aber offen heraus zugegeben: Ich mag Teens. Teenies sind süß. Ich bewundere sie dafür, wie sie Unsicherheit und Angst überwinden und sich zu mir in die Höhle des Löwen wagen.

Manche geben sich cool und kauen Gummi. Andere sind scheu, still, froh wenn es vorbei ist. Manche kommen noch in Begleitung der Mutter, wieder andere lassen ihren jungen Freund zugucken. Übrigens, bei dieser Gelegenheit: Im Wartezimmer mögen sie Händchen halten, hier drinnen, wenn sie hinter mir hocken oder händchenhaltend neben dem Stuhl stehen, machen sie nichts besser. Schon gar nicht die Mütter. Manche legen den Töchtern noch die Sachen zusammen, bevor sie sie nur noch in Unterhose oder nackt zu mir führen.

Teens also: Schüchtern zögernd, hübsch, zart treten sie mir entgegen. Ich sitze am Tisch, biete ihnen einen Platz an. Girls in Pullover und Jeans, mit Turnschuhen, die der letzte Schrei sind. Ich sehe ihre jungen Gesichter. Die Hände. Und freue mich darauf, sie gleich barfuß auf dem Stuhl zu sehen. Wenn die Jeans gefallen sind.

Ich mag es, wenn die Patientinnen ohne Strümpfe auf den Stuhl gehen, ließ sogar eine Fußbodenheizung einbauen. Das Spiel der Zehen, wenn die Füße ersteinmal hoch in den Schalen liegen, die daran ablesbare Nervosität erregt mich.

Auch Yvonne an diesem Morgen. Das Vorgespräch ist rasch beendet.

- Bitte machen Sie sich dann jetzt frei.

Die Patientin sieht mich überrascht an, als ich sie bitte, auch die Strümpfe auszuziehen, bevor sie auf den Stuhl geht. Aber sie gehorcht. Sie hat schöne schmale Mädchenfüße mit langen Zehen, deren Nägel sie sorgfältig lackiert hat. Ich nehme die zarte Ferse zwischen Daumen und Zeigefinger, ziehe sanft an den Zehen, streiche über Sohle und Rist. Sie genießt die ungewohnte Behandlung und seufzt leise.

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n/a Vor 6 Jahre  
n/a Vor 6 Jahre  
DrLamb Vor 6 Jahre