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Aufrufe: 616 Created: 2018.10.30 Updated: 2018.10.30

Der Klügere gibt nach

Kapitel 51

Meine Beine zitterten immer noch, als wir endlich mit dem Auto das Parkhaus verließen. Anna griff während des Fahrens in ihre Handtasche und zog eine Packung meiner Lieblingsschokoriegel heraus. Das war meine Rettung. Schnell öffnete ich die Packung und wickelte einen aus dem Einschlagpapier. Ich biss hinein und schloss die Augen - himmlisch!

"Danke!" Ich lächelte Anna kurz darauf zu. Sie lächelte zurück und fragte nicht nach. Wofür ich ihr sehr dankbar war. Wenn sie auch sicherlich darauf brannte zu erfahren, was mit mir und Daniel im Zimmer passiert war. Allerdings hatte sie ja auch mit Daniel dieses Komplott geschmiedet. Zur Strafe durfte sie jetzt ruhig noch ein bisschen schmoren.

"Magst du noch mit zu uns kommen? Timo würde dich auch gerne mal wieder sehen!" Anna schaute mich an.

"Sehr gerne, aber nicht heute. Ich bin fix und fertig und will ins Bett!"

"Verständlich!" Kurz darauf kamen wir vor meiner Wohnung an.

"Ich hole dich dann übermorgen um 8.30 Uhr ab." Anna schaute mich ernst an.

"Ich scheine ja nicht wirklich eine Wahl zu haben..." Ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln.

"Ich glaube nicht!" Ich umarmte Anna noch kurz und stieg dann aus dem Auto aus. Mit eiskalten Händen schloss ich das Türschloss auf. Nachdem ich die gefühlt 1000 Stufen nach oben hoch gestiegen war und die Wohnung betreten hatte, ließ ich mich aufs Sofa plumpsen und schloss die Augen. Bilder von diesem total verwirrenden Nachmittag zogen vor meinen geschlossenen Augen dahin. Daniel, wie ich ihm als ich fliehen wollte, in die Arme gelaufen war. Daniels unnachahmlicher Geruch, den ich schon wieder ganz vergessen, aber andererseits total vermisst hatte. Daniel, wie er mich mit einigen Gesten und Aufforderungen dazu brachte, mich wie ferngesteuert auf die Liege zu legen und die Voruntersuchungen über mich ergehen zu lassen. Daniel, wie er mir, ohne dass ich auch nur Anstalten machte, Blut abnahm und das so schmerz- und angstfrei, wie das bisher noch kein anderer hinbekommen hatte. Daniel, wie er mir mit ernster, ruhiger Stimme den genauen Ablauf der OP erklärte. Daniel, der wie zufällig über meine ohnehin schon festen Brustwarzen strich, als er das EKG anlegte. Daniel, wie er mir mit seinem speziellen Blick den Kuli hinhielt und ich zittrig meine Unterschrift unter die Papiere setzte. Was hatte ich nur getan. Erneut wallte Panik in mir auf. Ich strampelte die Decke weg, in die ich mich eingekuschelt hatte und sprang auf. Ich suchte mein Handy, ich musste ihm absagen, sofort. Das ging nicht. Das konnte er vergessen. Endlich hatte ich es in den Untiefen meiner Handtasche gefunden. Leer, verdammt nochmal. Das gab es doch gar nicht. Schnell stöpselte ich es ein und versuchte mich mit tiefen Atemzügen zu beruhigen. Es wirkte nicht wirklich. Schokolade, ich brauchte jetzt Schokolade. Verdammt viel Schokolade!