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Aufrufe: 717 Created: 2018.09.14 Updated: 2018.09.14

Der Klügere gibt nach

Kapitel 12

12 Aus Daniels Perspektive

Ich hatte die Nacht sehr unruhig geschlafen. Mein Handy lag neben meinem Bett. Dementsprechend müde und eher mies gelaunt betrat ich, nachdem ich mich umgezogen hatte, die Station. Dadurch, dass sich niemand gemeldet hatte, ging ich davon aus, dass Elena nach wie vor auf Station lag und sich entsprechend zu benehmen wusste. Vor dem Dienstzimmer warteten schon meine Kollegen auf mich um mit der Visite zu beginnen. Der Chef würde erst morgen aus dem Urlaub zurück kommen, so war ich als Oberarzt derjenige, der die Visite durchführen würde. Meine Kollegen waren außerordentlich gesprächig. Ich räusperte mich kurz, um anzuzeigen, dass es gleich losgehen würde.

"Schwester Marlene, können wir loslegen?" Sie schien heute außergewöhnlich rot im Gesicht zu sein.

"Ähm, also um ehrlich zu sein gab es ein bisschen Probleme mit Ihrer Patientin aus Raum 12 . "

"Was soll das heißen?" Mein Blick verdunkelte sich.

"Sie verweigert die Heparininjektion und die Blutentnahme!" Schwester Marlene wurde nun richtig rot und schaute auf den Boden. In mir brodelte es. Elena. Sie vergraulte noch mein bestes Pflegepersonal hier auf Station. Na die würde was erleben!

"Ich kümmere mich gleich persönlich drum. Danke Schwester!"

"Nico, du fängst bitte schon Mal in den anderen Zimmern an. Ich komme gleich nach und möchte dann einen genauen Statusbericht!" Ich schnappte mir ein Tablett mit den entsprechenden Utensilien und betrat ohne zu Klopfen Elenas Zimmer. Ich sah, wie sie bei meinem Anblick zusammenzuckte. Ohne ihr einen längeren Blick zuzuwerfen, stellte ich das Tablett mit der Spritze und dem Blutentnahmezubehör auf ihren Nachttisch. Dann ging ich zum Waschbecken und wusch und desinfizierte mir die Hände. Schnell zog ich Handschuhe an.

"Daniel?"

"Für dich immer noch Dr. Maier Elena!" Ich schlug ihre Bettdecke zurück und schob ihr Patientenhemdchen nach oben. Elena machte Anstalten, das Hemdchen wieder nach unten zu schieben. Ich schaute ihr in die Augen, als ich ihre Hände in meine nahm und sie mit Nachdruck neben ihrem Oberkörper platzierte. Ich hielt weiterhin ihren Blick, als ich das Hemdchen so weit hochschob, dass auch ihre Brust entblößt war. Ich sah, dass sich ihr Brustkorb schnell hob und senkte. Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen desinfizierte ich ihren Bauch. Ich nahm eine Stelle an ihrem Bauch, drückte das Gewebe mit Zeigefinger und Daumen zusammen und führte mit einer schnellen Bewegung die Injektion durch die Hautfalte ins Fettgewebe ein. Elenas Hände hatten erneut nach oben gezuckt, doch sie hatte sich sehr schnell wieder unter Kontrolle. Ich wartete ab, bis ihre Hände wieder exakt an dem Punkt waren, wo ich sie vorher abgelegt hatte. Erst dann presste ich den Kolben mit deutlich mehr Druck als nötig gewesen wäre hinunter. Wer nicht hören will muss fühlen. Ich hörte Elena leise wimmern. Es tangierte mich überhaupt nicht. Ihr würde nicht nochmal einfallen, mein Pflegepersonal zu verärgern. Mit einem scharfen Ruck entfernte ich die Injektion wieder und drückte mit einem frischen Tupfer auf die Einstichstelle.

"Festhalten!" Ich entsorgte die Injektion, setzte mich wieder auf ihr Bett. Dieses Mal klemmte ich allerdings gleich ihre Hand unter mein Knie. Elena war mittlerweile richtig blass geworden. Um ihren Kreislauf würde ich mich nachher noch kümmern, nun wollte ich Nico wirklich nicht lange alleine lassen und beschloss die Blutabnahme auf die schnelle Tour durchzuziehen. Ich legte den Stauschlauch an Elenas schmalen Oberarm an und tastete nach einer geeigneten Stelle. Diese hatten sich natürlich alle verkrümelt. Ich klopfte mit der anderen Hand, etwas heftiger als unbedingt nötig, auf den Ellenbogen. Elena zuckte zusammen. Ich vermied es in ihr Gesicht zu schauen, da ihre Augen sicherlich vor Angst und Schreck geweitet waren. Etwas vorsichtiger tastete die Armbeuge ab. Ich sprühte auf die Stelle und wischte sie mit einem Tupfer ab. Damit Elena jetzt, wenn sie die Nadel zu Gesicht bekam nicht noch aus Panik versuchte zu entwischen, gab ich nochmal mehr Gewicht auf ihre Hand. Schnell entfernte ich die Schutzkappe, spannte die Haut und führte die Nadel im geeigneten Winkel ein. Elena war nun aschfahl, Schweißtröpfchen hatten sich auf ihrer Stirn gebildet. Ihre Augen waren fest geschlossen. Ihr Atem ging stoßweise. Ich zog am Stempel des Entnahmeröhrchens und sofort füllte sich das Röhrchen mit Blut. Nun ließ ich Elenas Hand frei und entfernte auch den Stauschlauch. Langsam entfernte ich mm für mm die Kanüle. Elena sollte dies ruhig nochmal spüren. Ich entsorgte die Kanüle und drückte einen Tupfer auf die Einstichstelle. Diesen Tupfer befestigte ich mit Druck mit einem Stück Tape.

"Elena, ich warne dich! Wenn du dich gleich bei der Visite genauso verhältst wie gegenüber den Schwestern hier, dann kannst du was erleben!"

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Panik Patient Vor 6 Jahre