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Aufrufe: 786 Created: 2018.09.12 Updated: 2018.09.12

Der Klügere gibt nach

Kapitel 8

Und wieder ein bisschen Nachschub 😃

8. Aus Daniels Perspektive

Wie betraten die Klinik. Ich schob Elena, gemeinsam mit meinem Fahrer, in eine der Boxen und machte mit dem zuständigen Arzt und Pflegepersonal eine kurze Übergabe.Ich schloss mit meiner Vermutung:

"Ich vermute eine Pyelonephritis. Welcher Urologe ist gerade da? Ich kenne Elena und möchte sie ungern einem Anfänger zumuten. Zumal sie auch eine urologische Vorgeschichte hat und ich sie damals behandelt habe."

"Hm. Ich muss mal schauen, wer gerade Dienst hat."

"David hat Dienst..."

"Uff, okay. Gut dann machen wir es so. Solange ich keinen weiteren Einsatz habe untersuche ich sie jetzt. Falls ich weg muss machst du weiter mit der Diagnostik und verlegst sie dann auf die Privatstation. Sie hat eine ziemliche Klinik- und Arztphobie und wird versuchen hier so schnell wie möglich rauszukommen. Das werden wir allerdings nicht zulassen. Klar?"

"Klar!" Nico, mein Assistenzarzt, nickte.

"Elena, wir werden dich jetzt untersuchen. Falls die Schmerzen zu stark werden, sag Bescheid. Ich spritze dir dann nochmal was!" Damit löste ich die Bänder und schlug das Laken zurück. Vorsichtig lagerten wir Elena um auf die Behandlungsliege. "Temperatur messen, Blutentnahme, Ultraschall vorbereiten!"

Während Nico und eine Schwester meine Anordnungen ausführten zog ich mich schnell um und desinfizierte meine Hände. Elena war glücklicherweise noch leicht sediert, so dass sie sich fast ohne Diskussionen Blut abnehmen ließ.

"Schwester Clara, Entzündungsparameter, Retentionsparameter und Blutkultur anlegen lassen und zwar zackig!" Eilig eilte die Schwester mit den Röhrchen aus dem Zimmer. Ich hoffte auf eine schnelle Rückmeldung aus dem Labor.

"Temperatur ist bei 39,9°C." Nico schaute mich besorgt an.

"Dann schließe bitte gleich Ciprofloxacin an 400mg. i.v." Ich wendete mich wieder Elena zu. "Ich schaue mir zuerst deinen Rücken an. Kannst du dich hinsetzen?"

"Ich denke schon!" Elena richtete sich langsam auf.

"Ganz langsam. Wir haben keine Eile!" Ich stabilisierte sie etwas von hinten. Nico knöpfte ihre Bluse auf und zog sie ihr vorsichtig aus. Dabei musste er den Zugang umstöpseln. Nun übernahm er das Stabilisieren an den Schultern und ich begann sanft ihre Nierenregion abzutasten und abzuklopfen. Elena zuckte vor Schmerz zusammen.

"Aua. Daniel, das tut höllisch weh. Lass das!" Eine sehr blasse, erschöpft aussehende Elena sah mich strafend an. Wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, hätte ich über diesen Gesichtsausdruck fast lächeln können. So aber riss ich mich zusammen. Bei mir würde sie mit ihrem kindischen Verhalten definitiv nicht durchkommen.

"Schon vorbei. Sorry, aber das musste sein! Hattest du in letzter Zeit eine Blasenentzündung?"

"Ja, aber nur kurz. Ich war nicht beim Arzt deswegen." Ich bemerkte, dass eine Gänsehaut ihren Körper überzog und ihre Zähne aufeinander klapperten. Schnell forderte ich Nico dazu auf, ihr ein Patientenhemdchen zu bringen. Schüttelfrost, gar nicht gut.

"Das hätte mich ja auch gewundert!" Ich verdrehte die Augen. "Du hast auch kein Stück dazu gelernt!" Ich sah Nicos irritierten Blick, ignorierte ihn jedoch nur. Er schob das Ultraschallgerät näher heran und ich half Elena dabei, sich wieder hinzulegen. Gemeinsam mit Nico positionierte ich sie seitlich, so dass ich ihre Nieren schallen konnte.

"Nico, bitte Katheterkit vorbereiten." Sofort versteifte sich Elena.

"Du wirst mir mit Sicherheit keinen Kath legen!" Sie drehte sich zu mir herum. Als Antwort auf ihre unverschämte Äußerung drückte ich nur kurz auf den überaus empfindlichen Bereich in ihrer Flankengegend und sie schrie kurz auf.

"Elena, hier wirst du tun, was ich sage. Es gibt keinen Marlon, der dich rettet!" Sagte ich bestimmend.

"Achtung jetzt wird es kühl!" Großzügig verteilte ich das Ultaschallgel auf Elenas Rücken und setzte dann vorsichtig den Schallkopf an. Den Monitor drehte ich zu mir, so dass Elena nicht mitschauen konnte. Vorsichtig setzte ich den Schallkopf an und fuhr Elena über den Rücken. Ich wollte ihr nicht noch mehr Schmerzen zufügen.

"Oh! Na immerhin echofrei!" Ich warf Nico einen strafenden Blick zu. Diese Diagnose wollte ich Elena noch nicht zumuten. Wenn sie nur das Wort Operation hörte, würde sie mir gleich von der Liege springen.

"Niere deutlich vergrößert!" Sagte ich zu Nico und zeigte ihm auf dem Monitor die Auffälligkeiten. "Hier siehst du deutlich, wie das Parenchym aufgelockert ist. Außerdem kann man die Mark-Rinden-Trennung nicht mehr wirklich erkennen!"

"Stimmt, ja hier sieht man es deutlich." Ich legte den Schallkopf zur Seite und wischte Elenas Rücken vorsichtig ab. Ich wusch mir die Hände und setzte mich zu Elena.

"Also. Die Nierenbeckenentzündung ist eindeutig zu erkennen. Ich werde dir jetzt gleich noch via Katheter eine Urinprobe entnehmen. Dann legen wir eine Kultur an und werden hoffentlich bald sehen, welcher Erreger dir das Leben schwer macht." Ich lächelte Elena an. Sie schien zu erschöpft um zurück zu lächeln. "Kooperierst du oder muss ich dich nochmal sedieren?" Ein bisschen Leben kam wieder in ihre Augen zurück.

"Ich habe doch eh keine Wahl!"

"Stimmt!" Ich lächelte sie an."Gut erkannt!"

"Nico, Untersuchungsfeld vorbereiten!" Ich rollte mich auf meinem Rollstuhl weg von ihr und überließ Nico die weiteren Vorbereitungen. Währenddessen zog ich eine weitere Ampulle mit einem Beruhigungsmittel auf und legte sie gut sichtbar für Elena auf den Beistelltisch, wo Nico schon die anderen Dinge vorbereitet hatte. Ich wusch mir erneut die Hände und zog sterile Handschuhe an. Nico hatte Elena bereits gelagert und ihren Schambereich vorbereitet und desinfiziert. Dadurch dass wir hier keine richtigen Schalen für die Beinfixierung hatten, musste es so gehen.

"Nico, bleib bitte an Elenas Seite!" Nico stellte sich brav neben Elena und achtete darauf, dass sie ihre Beine schön angestellt und gespreizt hatte.

"Elena wenn du dich auch nur ein bisschen bewegst ist diese Spritze ruck zuck in deinem Zugang! Verstanden!"

Elena schaute mich nur mit großen Augen an.

"Ob du es verstanden hast?!"

"Ja, hab ich!" Stieß sie gepresst hervor.

"Gut, dann fangen wir an. Katheterkit bitte aufdecken!" Nico folgte meiner Anweisung und ich begann das betäubende Gel in ihre Harnröhre zu injizieren. Daraufhin zog ich den einen sterilen Handschuh aus. Der darunterliegende kam nun zum Einsatz. Vorsichtig nahm ich mit der Pinzette den dünnen Schlauch und schaute Elena an.

"Tief ein und ausatmen!" Nico legte ihr die Hand auf den Unterbauch. Als Elena leise zischend die Luft entließ, führte ich mit einer sanften Bewegung den Katheter ein. Ohne viel weiteres Federlesens kam ich in der Harnröhre an. Ich blockte den Katheter und öffnete dann die Klemme. Nico stellte sich nun zu mir und nahm den entnommenen Urin sofort entgegen.

"Stix und Kultur!" Forderte ich knapp.

"Wird gemacht."

"Elena, ich lasse den Kath drin. Die nächsten Tage hast du ohnehin Bettruhe!" Mit einigen Klebestreifen fixierte ich den Schlauch und schloss einen Beutel an. Elena hatte die Augen geschlossen. Wider erwarten hatte sie sich nicht zu sehr gewehrt. Scheinbar hatte meine klare Ansage vorher geholfen.