Die neue Stationsschwester
Am Montagmorgen wurde zur Frühschicht, die neue Stationsschwester dem anderen Personal vorgestellt. Sie war neu hier im Haus und hatte vorher in einem von Ordensschwestern geführten Krankenhaus in einer Kleinstadt gearbeitet. Mit vierundzwanzig hatte sie es also jetzt zur Stationsschwester geschafft. Sie war eine gutaussehende junge Frau mit blondem Kurzhaarschnitt und wirkte auf die Anderen sehr engagiert. Auf der Inneren Abteilung waren weitere drei Krankenschwestern und eine Schülerin in der gleichen Schicht eingeteilt. Hier hatte sich seit Jahren eine gewisse Routine eingestellt. Die Neue erkundigte sich schon am ersten Arbeitstag bei den Kolleginnen, welche Arbeitsweisen hier so üblich seien. Da sie viel von Umweltschutz und Müllvermeidung hielt, war ihr schon immer der Einsatz der vielen Weckwerfartikel aus Kunststoff ein Dorn im Auge und in der alten Wirkungsstätte hatte man sich mit dem Thema schon mehrmals auseinandergesetzt. Hier vielen im Schnitt pro Tag bis zu zehn Ferigklistiere, einige Darmrohre und vieles andere an Einwegmaterialien an. „Wir sollten mit der Zeit versuchen, auf alternativen zurückzugreifen, sagte sie, früher hat man das auch so gemacht“! Wie ich feststellen muss, ist auf der Station nicht einmal mehr ein Irrigator vorrätig. Die Nonnen hatten in dem kleinen Krankenhaus wo sie vorher war immer darauf geachtet möglichst sparsam und Umweltschonend zu arbeiten. In der kommenden Woche werde ich mich mit der Pflegeleitung in Verbindung setzen und darüber diskutieren, wie ich meine Vorstellungen in dieser Hinsicht umsetzen kann. „Wer von euch hat je einmal einen richtigen Einlauf machen müssen“? Eine der Schwestern sagte, sie hätte das vor ein paar Jahren in einem einzigen Fall noch gemacht. Die übrigen kannten das nur von Erzählungen aus der Krankenpflegeschule. Stationsschwester Doroclysma kannte das auch von Zuhause. Sie lebte mit einer älteren Freundin zusammen und beide machten sich ab und zu einmal in sinnlichen Momenten gegenseitig Darmeinläufe. Sie hatten die Vorstellung, das dies der gesamten Gesundheit und dem Wohlbefinden dienlich sei. Die Pflegeleitung war grundsätzlich dem angedachten Vorhaben nicht abgeneigt. Schwester Doro beriet sich mit den Kolleginnen, welche Teile besorgt werden müssen um den Bedarf entsprechend abzudecken. Die Einkaufsliste enthielt drei Irrigatoren, zehn normale Gummidarmrohre mit drei unterschiedlichen Durchmessern und zwei Doppelballondarmrohre. „Wenn die Teile angekommen sind, werde ich euch die genaue Anwendung für Reinigungs- und Hohe Einläufe erklären“. Auf Dauer werden wir so einiges an Müll und Kosten einsparen. Der Mehraufwand zur Reinigung der Gerätschaften nach dem Gebrauch ist zeitlich nach meinen Feststellungen verkraftbar. Die Einmalteile sollten ab jetzt nur noch in Ausnahmefällen, wenn zu wenig Personal im Einsatz war Verwendung finden.