Die Corona-Impfung
Unerwarteter Hausbesuch
Es klingelte an ihrer Haustüre. Doch zu Ihrer Überraschung stellte Julia fest, dass es sich nicht den Lieferanten ihres Abendessens handelte, sondern um Dr. Neustädter.
„Hausbesuch!“ sagte er und trat ungefragt ein.
Dem Arzt fiel sofort auf, dass seine Patientin heute kein vornehmes Kleid trug wie bei Ihrem letzten Praxisbesuche, als sie sich kennenlernten, sondern eine enge Yoga-Pant und einen Sport-BH - nicht mehr.
„Ähm?“ fragte Julia.
„Mir ist aufgefallen, dass Sie Ihr Online-Protokoll nicht ausgefüllt haben und da ich ohnehin in der Gegend war, dachte ich, ich schaue gleich, ob es Ihnen gut geht.“
„Danke, mir geht es gut.“
Es herrschte ein betretenes Schweigen.
„Und jetzt?“ fragte Julia.
„Naja, die Daten sind für die weitere Studie enorm wichtig. Ich bitte Sie, das ab jetzt wirklich gewissenhaft jeden Morgen und Abend zu machen und das dann Einzutragen!“
„Vielleicht habe ich ja gemessen, aber nicht eingetragen“
„Haben Sie?“
„Natürlich nicht!“
„Dann möchte ich Sie bitten, das gleich jetzt zu erledigen!“
Kurz dachte Julia, das würde noch mal glimpflich ablaufen, doch der Arzt erwartete wohl, dass sie das wirklich jetzt sofort machte und machte keine Anstalten, zu gehen.
„Ich wollte gerade... laufen gehen! Ich mache es später, ok?“
„Nein. Ich bitte Sie, das jetzt sofort zu erledigen. Es dauert ja nur ein paar Minuten. Geht es Ihrem Po wirklich schon wieder so gut, dass Sie joggen können?“
„Ist ja gut“ antwortete Julia unmotiviert, ging ins Bad und verriegelte die Türe.
Nach kurzer Zeit ließ sie zum Schein etwas Wasser laufen und trat wieder aus dem Bad hervor.
„36,8. ich trage es gleich ein!“ log sie. Wenn er meinte, er könne hier bei ihr kurz vorbeischauen und auf sein Bitten hin würde sie sich ein Fieberthermometer in den Hintern stecken, hatte er sich getäuscht.
„Wie Sie wollen. Sie haben doch überhaupt nicht gemessen. Dann muss ich das eben machen.“
„Sie geben aber auch keine Ruhe!“ stellte Julia fest. „Na schön. Dann bringen wir es eben hinter uns!“
Sie ging ins Bad. Julia zog kurzerhand ihre Yogahose und String bis zu den Knien herunter und lehnte sich über die Wand ihrer Badewanne.
„Was meinen Sie, Herr Doktor, geht das so?“ fragte sie kokett grinsend.
„Das sollte klappen!“
Der Doktor steifte sich Handschuhe über und gab einen Klecks Vaseline auf seinen Zeigefinger. Damit cremte er den Anus seiner jungen Patientin ausführlich ein, bevor er das dickste Glasthermometer aus seinem Arztkoffer nahm und es Julia einige Zentimeter tief in den Po steckte.
Julia stöhnte kurz auf.
„3 Minuten!“
Dr Neumann blieb im Bad. Die Einstichstellen sahen noch böse aus, insbesondere von der Corona-Impfung. Als sein Blick gerade auf einen Einlaufbeutel fiel, der an der Duschwand hing und dort offensichtlich trocknete - der Arzt erkannte, dass dieser vor nicht allzu langer Zeit benutzt worden sein musste - klingelte es an der Haustüre.
„Wenn Sie so gut wären - ich bin ja gerade verhindert“ bat Julia den Arzt.
„Natürlich“.
Der Arzt öffnete die Türe.
„Julia ist gerade verhindert. Wenn Sie vielleicht solange Platz nehmen möchten? Es wird nicht mehr allzu lange dauern“ sagte er zum verdutzten Lieferanten, der daraufhin eintrat. Da zwischen Badtüre und Boden ein Spalt war, konnte er im Flur folgenden Dialog wahrnehmen:
„Es ist der Pizzabote. Fast hätte ich Ihnen die Sache mit dem Laufen geglaubt. So, dann lassen Sie mich mal sehen“
Ein leichtes Seufzen einer weiblichen Stimme, dann wieder der Arzt:
„36,8!“
„Sehen Sie. Habe ich doch gleich gesagt. Da hätten wir uns das auch alles sparen können!“
„Nein, für die Studie muss das schon alles korrekt sein. Ich bitte Sie, fortan selber gewissenhaft zwei Mal täglich rektal zu messen!“
„Ja, mach ich. Bestimmt! Im Po!“ antwortete die Frauenstimme halbherzig und mit einem Anflug von Ironie in der Stimme.
Bald daraufhin traten beide wieder vor die Türe. Der Pizzabote stellte fest, dass das Gesicht seiner Kundin etwas rötlich gefärbt war.
„Tut mir leid, dass Sie warten mussten“ entschuldige sich Julia und zuckte mit Blick auf den Arzt entschuldigend mit den Schultern. „Ich weiß auch nicht, was das sollte. Er ist einfach ungefragt hier aufgekreuzt,...“
„Schon gut!“
„Und Sie hätten ja wenigstens das Essen zahlen können nach unserem kleinen Techtelmechtel!“ wandte sie sich an den Arzt. Dieser reagierte jedoch nicht.
Julia zahlte, woraufhin sie Arzt und Pizzaboten los war. Den Arzt würde sie jedoch schon bald wiedersehen, so viel war sicher. Wie bald, das ahnte sie jedoch nicht.
Feine Geschichte und sehr gut geschrieb…
Ich finde Deine Geschichten auch immer …
Gut und spannend geschrieben - Danke!