Sollten die Genera für Klistier und Einlauf logischerweise eher feminin lauten?
Gewiss eine vollkommen abstrakte und eher scherzhaft gestellte Frage. Es gibt daher unter diesem Aspekt verständlicherweise auch keine Erhebungen. Nun, erfahrungsgemäß gehör(t)en Klistier und Einlauf gemeinhin zur Intimsphäre und wurden daher nicht selten zum absoluten Tabuthema erklärt. Gleichwohl dessen sehe ich darin den besonderen Reiz eines freibleibenden Gedankenspieles.
Mütter und ihre heranwachsenden Töchter
Ungeachtet der gespielten Verschämtheit verfügten die meisten Eltern und Großeltern sowie deren Vorfahren über eine solide Mindestausstattung zur Darmspülung, sehr oft bestehend aus einem Irrigator und einer Klistierspritze.
Es erscheint vordergründig, dass die Handhabung der Gerätschaften insbesondere ein Privileg der Dame des Hauses, respektive der Mutter war und die ihnen zugestandene innerfamiliäre Autorität die Entscheidungsbefugnis über die Notwendigkeit einer Verabreichung verlieh.
Hatte sich diese Praxis stillschweigend von der Mutter auf die Tochter vererbt? Es ist anzunehmen, denn die älteren Töchter waren oftmals sehr intensiv in die Anwendung von Klistier und Einlauf involviert. Zahlreiche Begebenheiten weisen auf diese Tatsache hin. Geschwister, welche im Beisein der älteren Schwester von der Mutter klistiert wurden oder zeitweilig unter Aufsicht der Mutter von der Schwester einen Einlauf erhielten, erinnern sich daran mit sehr gemischten Gefühlen.
Lasse ich die von mir selbst erkannten Situationen aus früherer Zeit Revue passieren, so fällt auf, dass die weiblichen Geschwister meiner Mutter (und meiner Schwiegermutter) in ihren Familien alle über die notwendigen Gerätschaften verfügten. Im Gegensatz dazu in den Familien ihrer Brüder jedoch viel seltener anzutreffen waren. Das lässt die Vermutung zu, dass die Wurzeln der aktiven Klistierhandlungen in der Familie vornehmlich bei der weiblichen und die passiven eher auf der männlichen Seite zu finden sind.
Gehe ich innerfamiliär von meiner Generation aus, trifft dieses Verhältnis ebenso zu.
Das Klistier als Sanktion bei der Kindererziehung
Aus zahlreichen Beobachtungen und Berichten dieser, früher nicht selten anzutreffenden Regel, wurde das Klistier als Erziehungsmaßnahme vorwiegend von scheinbar überforderten Müttern neben dem Stock als „ultima ratio“ angedroht. Oftmals teilte der vom Tagwerk heimkehrende Vater die schlagenden Argumente aus, und übernahm die Mutter bezeichnenderweise die „peinliche“ Verabreichung des „Strafklistiers“, welches sie dem Vergehen angemessen, mit besonderer Hingabe ausführte.
Eltern, Großeltern, Urgroßeltern und weitere Ahnen
Wie sah es aber um die Klistiergewohnheiten der Ehepartner untereinander aus?
Hatten in dieser Konstellation auch wieder die Frauen alle Ermessensfreiheiten, die Verordnung des Einlaufes bei ihren Ehegatten durchzusetzen und anzuwenden? Es ist sicherlich nicht vorstellbar, dass sich alle männlichen Angetrauten diesen Verordnungen mit schierer Begeisterung - im wahrsten Sinne des Wortes - gebeugt hätten!
Bleibt also auch hier die Vorstellung, dass die Verabreichung von Einläufen insofern auf die weiblichen Familienmitglieder beschränkt blieb, als diese sich entweder selbst im stillen Kämmerlein ihrer Eigenbehandlung zuwendeten oder aber sich von ihren vertrauten Schwestern und Freundinnen praktische Hilfestellung angedeihen ließen.
Gewiss spielte das in der Vergangenheit vorherrschende Schamgefühl eine ausschlaggebende Rolle.
Fortschreitende feminine Kompetenz im Wandel der Jahrhunderte
Klistiere sind beileibe keine Erfindung der Neuzeit. Über die Jahrhunderte hinweg sind die Apologeten dieses reinigenden Wasserspiels nach meiner Ansicht in kontinuierlicher Entwicklung mehrheitlich von der maskulinen in die feminine Fraktion gewechselt. Während es in der Renaissance meist Ärzte, Quacksalber, Wunderheiler und Barbiere waren, welche die Segnungen des „Klystirs“ dem Volk in die Gedärme bliesen, ergötzte sich die feudale Gesellschaft des Adels bis ins 19. Jahrhundert vornehmlich an der frivolen Sinnlichkeit der an Fontänen reichen Vergnügungen, deren Inszenierungen in zunehmendem Maße von Damen arrangiert wurden.
Es waren vornehmlich auch die Damen, die sich im Alkoven von ihren Zofen die Eingeweide fluten ließen. Jede brauchbare neue Erfindung, von der Klistiermaschine mit Federaufzug über den Klistierhocker zur Selbstbehandlung in Sitzposition (Sonderausführungen gab es auch speziell für die Reise) bis hin zum künstlerisch reich verzierten Porzellan-Irrigator wurde von zarten bis auch gelegentlich recht groben Frauenhänden oftmals mit vernehmbarer Verzückung aufgenommen.
Die spätere, Victorianische Epoche zeigte extreme Auswüchse beim Klistieren von Abhängigen unter anderem mit Gallseife, einem Produkt aus Kernseife und Rindergalle. Es wird darüber berichtet, dass es wieder einmal vorwiegend den Vertretern des weiblichen Geschlechts als Erzieherinnen, Oberinnen und Hausschwestern in Internaten, Erziehungsheimen und anderen Anstalten zum sadistischen Event gereichte.
Danach schließen meine Gedanken zur Feminisierung von Klistieren und Einläufen wieder zum Beginn des Kommentars auf. Erkenntnis: Frauen an Spritze und Schlauch . . . Wasser Marsch!
Ciao