Folge 3:
Eine in die etwas reiferen Jahre gekommene, ledige Bekannte strebte offensichtlich eine Liaison mit mir an, als ich noch nicht verheiratet war. Ich zeigte jedoch - aus rationalen Zukunftsüberlegungen die den Altersunterschied betrafen - damals keine ausgeprägte Gegenliebe, was sie nichtsdestoweniger weiterhin motivierte, ihre Annäherungsversuche zu intensivieren. Mit der Zeit drohten mir allerdings die Höflichkeitsformeln auszugehen, um ihr meine Ablehnung klarzumachen ohne sie zu beleidigen.
Da kam ich auf die Idee, ihr auf äußerst simple Art und Weise zu erklären, ich sei klysmaphil. Gedacht getan. Da sie mit dem Begriff klysmaphil nicht viel anfangen konnte, erklärte ich es ihr deutlich und in allen Facetten. Sie machte mich niederschmetternd zum Loser meiner eigenen Attacke. Eine echte, innige Liebesbeziehung, meinte sie, sei der Hort für alle Gefühle und toleriere grundsätzlich alles, was dem Partner keinen Schaden zufüge. OK, ihre geäußerte Lebensweisheit entsprach ihrer menschlichen Reife. Als ich mit der Bemerkung nachlegte, dass meine Veranlagung eine übergeordnete Rolle bei der Stimulanz zum Sex spiele und ich Liebe und Sexleben streng trennen würde, hatte ich den Eindruck, dass sie mir schon überhaupt nicht weiter richtig zuhören wollte.
Es dauerte nicht lange und sie teilte mir mit, dass sie sich von einer Dame in einem Sanitätsgeschäft gründlich habe aufklären lassen, daraufhin eine Klistierspritze und einen Irrigator beschafft habe und darauf brenne, den Genuss dieser Kostbarkeiten mit mir zu teilen. Ich habe den Kontakt auf Grund eines damals anstehenden (vielleicht unterbewusst forcierten?) Umzuges und der daraus folgenden großen Entfernung verloren und weich beenden können. Kommunikationsmittel wie heute gab es noch nicht. Telefonieren und reisen sehr teuer.
Die Erinnerung an diese ungewöhnliche Frau hat mir noch lange Zeit sehr wehgetan. Allerdings wäre sie heute bereits 78…
Trotzdem: unerwartet, unbedacht und unwiederbringlich.
Irgendwann in den achtziger Jahren ritt mich der Übermut beim Lesen eines Inserates, in welchem eine ältere Dame den Telefonkontakt mit „gebildeten Herren“ suchte um erotische Themen auszutauschen. Im Ernst: Ich rief sie tatsächlich an. Zunächst sehr reserviert wies sie darauf hin, dass sie bereits eine Menge obszöner Anrufe erhalten hatte und vergatterte mich strengstens zu erklären, dass mein Anruf von der erwarteten Seriosität geprägt sei. Nach Abgabe meiner ehrenhaften Erklärung forderte ich sie selbstverständlich auf, mir eine Kostprobe ihrer Wünsche mitzuteilen. Na ja, es ging erwartungsgemäß nicht um die ausschweifendsten Dialoge, sondern nur um Lieschen Müller-Sex. Ich erklärte ihr, um schnurstracks zum Thema kommen zu wollen, dass ich eine ausgesprochene Vorliebe zu Klistieren und Einläufen hegte. Und siehe da, damit wusste sie etwas anzufangen. Vor Allem auch die Verbindung zwischen meiner Veranlagung und deren Einbindung in sexuelle Praktiken.
Sie meinte davon recht angetan, dass sie noch auf dem Dachboden nach ihrem Irrigator suchen müsse, obwohl ich sie noch gar nicht nach einer „Behandlung“ gefragt hatte. Ja, sie hätte gegen Ende des Krieges einem Offizier auf dessen Bitten hin Einläufe gemacht und verfügte ebenso über Erfahrungen am eigenen Leibe. Ich trieb das Spielchen noch weiter, indem ich sie fragte, ob sie denn im Falle eines Besuches bei ihr zur Optimierung des Flairs über Stiefel und Gummischürze verfügen würde. Oh, leider habe sie ihre Stiefel kürzlich nach Polen gespendet, aber über eine Küchenschürze aus transparenter Kunststofffolie verfüge sie.
Nach diesem Interessenaustausch willigte sie ohne Bedenken gegen einen Besuchstermin ein, den wir auch verbindlich festlegten.
Ich habe sie wieder angerufen und den Termin mit irgendeiner Begründung bis auf weiteres abgesagt. Zum Warum weiß ich bis heute keine Erklärung.
Da war es wieder: unerwartet, unbedacht und unwiederbringlich.
Nicht lange her, saßen meine Frau, unsere Nachbarin (ebenfalls Ex-Krankenschwester, etwa altersgleich mit meiner Frau) und ich zum Kaffeeplausch zusammen. Wie zu erwarten war, blieb es wieder nicht aus, dass beide Damen aus ihrer beruflichen Vergangenheit plauderten.
Es ging in der Unterhaltung um die Erfahrung mit renitenten und dauernd meckernden Patienten auf den Stationen. Die Nachbarin erzählte explizit von einem permanent unzufriedenen Mann, der sich penetrant über Tage hinweg bei allen Schwestern darüber beklagte, dass er keinen zufrieden stellenden Stuhlgang habe.
Unserer Nachbarin war nach ihrer Darstellung irgendwann der Kragen geplatzt und habe dem Meckerer abends einen gehörigen Schwenkeinlauf vor seinen drei Zimmergenossen verpasst. Danach sei er der friedlichste Patient der Station geworden.
Schwenkeinlauf? Was ist das? Die Superchance für mich, die Nachbarin mit dieser Frage in ein tiefer gehendes Gespräch über Klistiere und Einläufe zu verführen. Dann gingen bei mir aber noch rechtzeitig drei rote Lampen an: Um meine Frau nicht zu kompromittieren und die Nachbarin vielleicht aus meiner Frage schließen könne, dass meine Frau nicht einmal wisse um was es sich bei einem Schwenkeinlauf handelt, hielt ich meinen Mund fest verschlossen.
Ausnahmen bestätigen halt doch die Regeln: dieses Mal weder unerwartet, noch unbedacht und vielleicht auch nicht unwiederbringlich.
Gespräche mit weiblichen Zeitgenossen über das Thema Klistier und Einlauf entbehren niemals eines pikanten Höchstgenusses!
Ciao