Aufbau von Darmbadanlagen

Beim Ansehen der Bilder von Badewannen mit Darmbädern fielen mir folgende Sachen auf. Zum Einen befindet sich in den Badewannen eine Art Sattel, auf den der Patient oder Patientin sich setzen sollen. Nur wie soll der Abfluss funktionieren. Ich kann mir nicht so recht vorstellen, dass das neben dem eingeführten Darmrohr gehen soll. Des Weiteren würde mich interessieren, was es mit der Glasröhre mit dem sprudelnden Wasser über den Badewannen auf sich hat. Wozu ist die da und was soll sie bewirken ?

@colon1964 Der Abfluss ist ein Rohr von etwa 5-6 cm Durchmesser, im inneren ist der Zulauf, auf den das Darmrohr aufgesteckt wird. In dem Aufsatz, wo das Wasser sprudelt, befindet sich eine kleine Wasserstrahlpumpe, der leichte Unterdruck im System verhindert eine Verunreinigung des Badewassers.

Hallo Colon 1964,

Freue mich über Deine Frage.

In früher Kindheit die rückseitigen Wasserbehandlungen und damit verbundenen Gefühle kennen und schätzen ( lieben ist mir doch zu edel..) gelernt,, erkundete ich später die Anwendungen von Ballonspritzen und Irrigator. Als möblierter Herr in der Studentenbude hatte ich nur ein kleines verschließbares Fach, in das gerade eine Klysopompe paßte.

Doch es gab ja um 1960 noch an Badeanstalten die Aufschrift "Darmbäder". Aber keine verabreichte solche noch und die Ausrüstungen waren verschwunden. In der erreichbaren Literatur fand ich weder Erklärungen noch Bilder dazu. Meine Neugier versuchte ich im Hygienemuseum der Bezirksstadt zu befriedigen. Einzig eine Beschreibung war die Ausbeute.

So bastelte ich mir die dort erwähnten Bestandteile selbst.

Das wichtigste Bauteil ist der Sattel mit dem Sitz und dem kurzen Anal-Schläuchlein zum Zuführen der Spülung. Ihn umgibt eine Dichtungsmanschette zum Aufnehmen der geförderten Abgänge mit großkalibrigen Anschlußstutzen. Dieses elastische Gebilde mit Sitzplatte und den zwei Anschlüssen läßt sich um das Gesäß schnallen, bevor der Patient im warmen Badewannenwasser Platz nimmt. Oberhalb hängt ein etwa 30l fassender Warmwasserspeicher mit Schauglas und Thermometer, der über Zulaufventil die Spülflüssigket liefert , die vor Wannenbesteigen an Sattel angesteckt wird. Großkalibriger am Abflußstutzen angeschlossen, folgt aus dem Badewasser aufsteigend am Schlauch ein gläsernes Schaurohr für die Erfolgskontrolle des Bades. Die Abgänge gelangen dann in den im Wannenabfluß stehende Siebturm, der die gröberen ausgeschwemmten Bestandteile mit dem Kotsieb abfängt, zum späteren Entsorgen. Diese grundsätzlichen Bestandteile wurden dann späteren Modellen noch mit Wasserstrahlpumpen zur Druck- oder Unterdruckerzeugung für Bedienerkomforterhöhung ergänzt, die ich nicht genauer beschreiben kann (Sprudel unter Glaskappe...). Ein Spezialist im Forum könnter diese Lücke vieleicht noch schließen.

Mein Nachbau, allein nach Beschreibung ohne Kenntnis eines realen Vorbildes, entstand aus anschnallbaren Korb ( ehedem elastische Achsmanschette aus Plast , mit Anschlußstutzen versehen, Randdichtungen und Bebänderung), Zufluß aus hochstehender 3x10l Eimerbatterie über der Wanne, Hähnen, ansonsten Material von Waschmaschinenschlauch, passendem Glasrohr, Kupplungen für Verbindungen im Siebturm. Erst beim jüngsten Besuch in Bad Gottleube sah ich das wohl letzte Museumsstück einer Darmbadeinrichtung...

Nach erfolgreicher Funktionsprobe wurde mein Nachbau dann doch nur noch zweimal süchtig benutzt, doch Zeit- und Rüstaufwand für Vergnügensgewinn zu hoch.

Vermutlich ist auch der Einsatz für große Darmspülungen durch die Verfügbarkeit der CHT-Anwendung wohl der Raumfahrt zu aufwendig geworden, somit heute nur noch Liebhaberei für Spülbesessene. Freue mich, es noch erlebt zu haben.

Mit lieben Gruß

Klysophil

@colon1964

Ich hatte das Glück, in den 80er und 90er noch selber einige Darmbäder zu bekommen, habe ich hier im Forum schon mehrfach erzählt. Das mit dem Sattel funktioniert wie folgt:

1.) Der Patient bekommt noch außerhalb der Wanne einen Hüftgürtel angelegt an dem Befestigungen für die Sattelriemen sind (meistens so eine Art Haken)

2.) Der Patient steigt in die Wanne, beugt sich nach vorne und spreizt mit seinen Händen seine Pobacken.

3.) Der Sattel wird nur wenig aufgepumpt und angelegt, dazu wird das Darmrohr in den After eingeführt.

4.) Der Sattel wird fest an den After gedrückt und die Ösenbänder vom Sattel am Hüftgurt eingehängt.

5.) Der Patient setzt sich langsam in die Wanne, bis er das Gefühl hat, fest auf den Gummifüßen des Sattels zu sitzen.

6.) Nun werden die Riemen nochmals stramm gespannt und das Sattelkissen weiter aufgepumpt, dass es gut abdichtet

7.) Jetzt beginnt das Darmbad

Das Sattelkissen sorgt für eine gute Abdichtung des Sattels zum Wasser in der Wanne hin. Auf dem zweiten Bild sieht man die Befestigungsgurte (Ösenband) und das Sattelkissen mit dem Abfluss um das Darmrohr. Der Abfluss im Sattel hat etwa 70mm Durchmesser, da geht schon einiges durch.

https://de.zity.biz/gallery/image/273357

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Zur zweiten Frage:

Das durchsichtige Glas mit dem sprudelten Wasser drinnen ist die Mensur, eine Art Wasserstrahlpumpe. Sie dient zur Absaugung von Darminhalt über das eingeführte Darmrohr und funktioniert mit Unterdruck. Dazu wird Wasser in die Mensur geleitet, so dass ein Unterdruck im Glas entsteht. Dadurch wird der Darminhalt in das Glas gesaugt, der Wahlknopf steht auf "Darm Absaugung". Dann folgt die Entleerung und das Spülen des Glases. An der Mensur wird der Hebel auf "Darmeinlauf, Glas spülen" gestellt. Das ist dann das Sprudeln im Glas der Mensur. Es können aber nur jeweils ca. 500ml Darminhalt auf einmal abgesaugt werden.

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https://de.zity.biz/gallery/image/302617

Ich habe inzwischen auch viel Original Literatur zusammen tragen können, das älteste Buch von mir ist aus 1912. Natürlich darf auch das Standardwerk dazu nicht fehlen, das ich auch habe.

https://www.ebay.de/itm/305077263508

Das klingt ja interessant. Es war sicher erleichternd, sich damit behandeln zu lassen. Denn dort sind die Schwächen beseitigt gewesen, die bei den heutigen Colongeräten doch immer wieder auftreten, nämlich dass festere Stuhlstücken im Enddarm den Ablauf behindern und die Patienten oder Patientinnen dann ewig brauchen, bis das ausgeleitet worden ist. Von den unangenehmen Gefühlen durch das immer größere Füllen des Dickdarms ganz zu schweigen. Dort fehlt ja einfach der leichte Absaugmechanismus, der früher vorhanden war, was doch zu Problemen führen kann. Ich suche da immer noch nach einer Möglichkeit für mein häusliches Spülgerät, welche ich verwende. Ich bin dazu übergegangen, den Zulauf dann zu schließen und eine Weile zu warten, bis das Füllgefühl wieder angenehmer wird und die Rückstände abgelaufen sind.

Ich vermute nur, dass der hygienische Aspekt bei diesen Darmbädern früher nicht einfach zu realisieren war.

Du darfst das mit der Absaugung nicht falsch verstehen. Diese kam meistens nur am Anfang eines Darmbades zum Einsatz, wenn der Patient eine innere Hemmung für die Entleerung in den Sattel hinein hatte, dann wurde mit der Absaugung nachgeholfen. Bei weiteren Darmbädern brauchte es oft keine Absaugung mehr. Die eigentliche Entleerung des Darmes passierte aktiv durch den Patienten selbst, er musste den Darm wie beim Stuhlgang noch selbst in den Ablauf des Sattels hinein entleeren. Das hast du bei der Colon-Hydro-Therapie ja nicht, weil der Behandler das Ventil öffnet und so der Darminhalt abfließen kann, du also nur Zuschauer dieser Behandlung bist.

Ja, der hygienische Aspekt spielt sicher eine Rolle. Das Sudabad dürfte auch heute noch verwendet werden, macht aber keiner aus finanziellen Gründen. Es dauert einfach zu lange, den Hygiene Anforderungen gerecht zu werden, das rechnet sich nicht, ist einfach zu teuer. Zwar könnte das Sudabad immer noch über die Kasse abgerechnet werden, aber was die med. Bademeister bekommen, steht in keinem Verhältnis zum Aufwand. Selbst wenn man es selber zahlen würde, müsste der med. Bademeister mehr als 250 € verlangen und das zahlt keiner.

Der Aufwand zum Vergleich zur Colon-Hydro-Therapie ist ungleich höher. Ich habe ein altes Buch vom "Deuten Krankenhaus Institut e.V." von 1966, da ist eine Auflistung der Zeiten drinnen. Für ein Sudabad werden da etwa 60 Minuten Behandlungszeit veranschlagt und noch einmal 60 Minuten für Vor- und Nacharbeiten. Von der Behandlungszeit werden da etwa 93% für den med. Bademeister veranschlagt, der Rest für das Hilfspersonal. Also auch damals nicht ganz billig für so ein Krankenhaus.

So ein SuDa-Bad ist auf den ersten Blick eine recht komplexe Einrichtung. Im Kern funktionierte sie aber recht einfach: Das Spülwasser kam aus einem großen Behälter und lief über einen Gummischlauch zum Sattel. Von dort lief es über ein Metallröhrchen und ein kurzes Gummdarmrohr ununterbrochen in den Darm ein. Wenn man das Gefühl hatte, dass es genug war, brauchte man nur den After zu entspannten und ein wenig zu pressen. Das zuvor eingelaufene Spülwasser sowie der herausgespülte Kot wurde dann vom Sattel aufgefangen. Dieses Abwasser wurde über ein in dickeres Metallrohr mit Schauglas zum Kotbehälter geleitet. Damit die festen Bestandteile den Wannenablauf nicht verstopften, wurde sie in diesem Behälter vom Wasser getrennt. Das Schmutzwasser lief dann über den Wannenablauf in die Kanalisation.

Man kann sich das also wie eine Reihe von Einläufen vorstellen, die man jederzeit dentleeren konnte ohne aufstehen zu müssen. Und es stimmt, dass die Entleerung am Darmrohr vorbei erfolgte, was erstaunlich gut funktioniert. Die Behandlung in der gefüllten Wanne sollte vor allem der Entspannung dienen und durch den Wasserdruck von außen Darmkrämpfe vermindern

Ich selbst bin durch eine Fernsehsendung aus der Reihe "Sprechstunde" auf die Behandlung aufmerksam geworden. Es hat aber Jahre gedauert, bis ich den Mut hatte, es selbst auszuprobieren. Danach habe ich verschiedene Versuche unternommen, mir eine entsprechende Anlage zu bauen. Allerdings bin ich an der Komplexität gescheitert. Funktionierende vereinfachte Versionen sind mir allerdings gelungen. Ein paar Bilder findet ihr hier:

https://de.zity.biz/index.php?mx=gallery;ox=showalbum;ax=11980

Ja genau, so ein SuDa-Bad ist schon eine technisch komplexe Anlage. Das Abwasser vom Sattel mit den gelösten Darminhalten wurde dann über ein transparentes Schauglas zum Kotbehälter geleitet. Darin befand sich ein schwenkbares Sieb für die festen Bestandteile, damit der Abfluss der Wanne nicht verstopft wurde. Da führte auch die Absaugung der Mensur hinein (kleines dünnes Röhrchen). Die festen Darminhalte blieben dann im Sieb hängen, und der med. Bademeister konnte daran den Erfolg des SuDa-Bades beurteilen. Am Ende wurde das Sieb mit viel heißem Wasser frei gespült und in den Wannenabfluss gekippt. Der Kotbehälter war mit einem Konus und Kugelverschluss im Ablauf der Wanne befestigt.

https://de.zity.biz/gallery/image/302795

https://de.zity.biz/gallery/image/302794

https://de.zity.biz/gallery/image/302793

Das warme Wasser in der Wanne baute eine Art Gegendruck auf die Bauchdecke auf, dadurch konnte man seinen Darm leichter entleeren. Mit einem Wasserstrahl einer Handbrause massierte der med. Bademeister zusätzlich den Bauch, was zur besseren Darmentleerung führte.

Stimmt, bei der "Sprechstunde" im BR kam mal ein Beitrag, ist aber schon viele Jahre her, muss irgendwann in den 80er oder 90er gewesen sein. Irgendwo müsste ich noch eine VHS davon haben wo der Beitrag dabei war.