Geschichte Deutsche Klistiere

Ich bin auf der suche warum Klistiere früher 50er-80er in Deutschland Sie gross waren und in andere Länder nicht So.

Es gab ja ganze Abteilungen in Geschäfte habe ich gelesen. Kann Sich dass jemand erinneren?

Is das weil Deutsche Doktoren hier Bücher/studien darüber machten?

Oder ist es was von WOII?

Es intrigiert mich einfach warum es hier mehr war als in andere Länder.

Gefühlt war das nicht nur in Deutschland so. Auch in anderen Ländern waren Einläufe Teil der ganz

normalen Hausmedizin.

Dass das plötzlich alles so "Bäh" ist und in die Fetisch-Ecke gerutscht ist, so dass Apotheken und

Sanitätshäuser die Produkte nun nicht mehr dekorativ ausstellen (und auch das Sortiment drastisch

reduziert haben), kam wohl erst so gegen Ende des letzten Jahrtausends.

LG

-Michael

@paul3834

Wie kommst Du darauf, dass in Deutschland in den 50 - 80 er Klistiere "so groß" (soll wohl vielfach benutzt bedeuten) waren?

Aufgrund meiner geführten Interviews mit Menschen aus anderen Ländern und Kontinenten zum zwar eher Thema Analsex (aber oft kam das Klistier dabei auch vor) und auch meinen eigenen Erfahrungen in diesen Zeiten, so war das in Deutschland ganz und gar nicht so. Auch noch früher nicht - zumindest nicht 19. Hundert, da wurde eher zu oralen Abführmitteln gegriffen.

In einigen asiatischen Ländern findet man dagegen sehr viel Material. Im gesundheitlichem Sinn, aber auch zur erotischen Lustgewinnung. Ebenso in den USA ist es weit verbreitet oder in Frankreich. Im erotischen Sinn, insbesondere auch unter heterosexuellen Paaren, so kann man das auch hier im Forum verfolgen, wird es in diesen Gebieten viel öfter und phantasievoller genutzt als im deutschen Bereich. Ebenso BDSM-mäßig sind Leute aus den USA mit dem Strafeinlauf vielfach erfahrener als ein deutscher Mann oder eine Frau (also passive private Frau - keine Domina, die es gewerblich anbietet). Auch gibt es in insbesondere in den USA viel mehr aktiv interessierte Männer.

Vielleicht werde ich meine Studien diesbezüglich hier auch einmal veröffentlichen. Ich hatte einmal in einer Yahoo-Gruppe, wo nur aktiv anal (auch Klisitier) praktizierende heterosexuelle Männer Zugang zu hatten und jeder musste zum Eintritt eine erregende Geschichten posten mit der Genehmigung die auch veröffentlichen zu dürfen. Es waren ca. 130 Männer worunter 2 deutsch waren, manche aus Skandinavien, Ostblock, Großbritannien und am meisten Männer aus den USA.

Ja ich kenne zum Beispiel Klistiere nicht richtig. Habe nur einmal im Krankenhaus eines bekommen. Fand es aber nicht schlimm.

Paul3834,

kann die Einschätzung regen Einlaufgebrauches Ende des vergangenen Jahrhunderts in Deutschland nicht bestätigen Daß zu Beginn nach 1900 der Gebrauch von Klistieren sehr verbreitet war, zeigen viele zeitgenössische Gesundheitsbücher. Bei Haushaltauflösungen sah ich bei reichen wie armen Familien auch Irrigatoren unterschiedlicher Ausführungen und auch einige Ballspritzen. Nach meiner Auffassung dienten sie durchweg der Gesundheitspflege und nicht erotischen Zwecken. Den Stand der Anwendungen beschreibt auch die von mir aufgefundene Schrift "Das Tiefenklistier". Außerdem waren Medikamente bis dahin teuer und schlecht erhältlich.

Nach dem Krieg war der Gebrauch von Spülungen zunächst durchaus üblicher als Medikamentengabe als Zäpfchen und die dazu dienenden Geräte wurden ohne Zurückhaltung in Sanitätsgeschäften und Drogerien im Schaufenster ausgestellt und angeboten. In den späteren Jahren verschwanden solche Artikel dort, waren aber drin noch im Angebot. Die Zäpfchenverwendung nahm aus meiner Sicht stark zu.

Bei uns im Osten gab es solche Artikel zumindest als Muster bis zur Wende im Laden. Danach bot man, vermutlich zur Lagerminimierung, nur noch Lieferung nach vorheriger Bestellung an. Den breiten Einsatz zu erotischer oder Fetisch-Nutzung erfuhren wir erst nach dem Lesen der Schriften aus den Erotik- besser Pornoläden.

Vorher waren es wohl viel weniger, die Reize und Lust erkundend, auch schon Fetischneigungen damit kannten und genossen haben.

So erlebte eben jeder die genannten Zeiten anders...

MfG

Klysophil

In meiner Familie war es absolut üblich, bei fiebrigen Erkrankungen etc. einen Einlauf zu bekommen.Wir hatten sowohl den klassischen roten Gummiballon als auch einen weiß emaillierten Irrigator.

Erstmals danke an alle antworten.

Ist dann doch ein bisschen anders Wie ich mich gedacht hatte vielleicht.

Um dass Thema Zäpfchen sind Woll viele Studien aus Deutschland gekommen eben Wie Frankreich.

Waren darum vielleicht mehr benutzt.

Diesbezüglich habe ich mich international ein wenig umgeschaut. Sofern ich dies richtig sehe, hängt dies nicht nur in Deutschland, sondern in allen Ländern der westlichen Welt mit Folgendem zusammen: Die Gerätschaften für einen Einlauf (Birnspritze und/oder Irrigator mit Zubehör) sind eine einmalige relativ kostengünstige Anschaffung, womit eine jede Anwendung ungewöhnlich kostengünstig ist. Der Pharmaindustrie ist es durch einen massiven Werbeaufwand gelungen, einen Großteil der Bevölkerung, der unter Verstopfung leidet, von dieser kostengünstigen Möglichkeit wegzulocken, damit diese statt dessen die von ihr produzierten Abführmittel kauft, dies verbunden mit entsprechenden Werbesprüchen. So ist vor einigen Jahren für Dulcolax Zäpfchen mit dem Spruch "Schnell ein Zäpfchen in den Po, und schon mußt du aufs Klo" geworben worden. Entsprechendes gilt für die früher selbstverständliche Einnahme des gleichfalls ungewöhnlich preiswerten Rizinusöls. Sowohl bei einem Studium der Medizin als auch jenem der Pharmazie erfahren die angehenden Ärzte bzw. Apotheker nichts anderes als die Produkte der Pharmaindustrie und deren Wirkstoffe.

Heute werden diese kostengünstigen abführenden Maßnahmen nur noch in den Ländern verwendet, die nicht in dem Maße wie hierzulande unter der Macht und Gewalt der Pharmaindustrie stehen - vor Jahren hat hierzu der frühere Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer ein deutliches Wort gesprochen. Konkret seien hier in Asien Indien mit den Nachbarländern genannt, in Afrika vor allem Nigeria, in denen die regelmäßige Einnahme von Rizinusöl aus mehreren Gründen selbstverständlich ist.

@ complete bowel cleansing

....... nur noch in den Ländern verwendet, die nicht in dem Maße wie hierzulande unter der Macht und Gewalt der Pharmaindustrie stehen - vor Jahren hat hierzu der frühere Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer ein deutliches Wort gesprochen. ...

Also Du übertreibst. Die Pharmaindustrie ist sicher mächtig, aber Gewalttaten sind mir von ihr nicht beklannt.

Die hat aber Seehofer zu verantworten, wenn ich an das seit Seehofers Amtzeit als Innenminister angeordnete tatsächliche nächtliche Wecken aller Schlafwagenpassagiere an der österreichisch-bayrischen Grenze denke, das klar ein Bruch des Schengenabkommens ist, abgesehen davon auch eine völlig unnötige Schikane.

Der große Erfolg dieser Aktion ist Null - Bayern hat ja viel Geld für Überstunden.

@ AmandaM

...

Aufgrund meiner geführten Interviews mit Menschen aus anderen Ländern und Kontinenten zum zwar eher Thema Analsex (aber oft kam das Klistier dabei auch vor) und auch meinen eigenen Erfahrungen in diesen Zeiten, so war das in Deutschland ganz und gar nicht so. Auch noch früher nicht - zumindest nicht 19. Hundert, da wurde eher zu oralen Abführmitteln gegriffen.

Erstaunlich. Ich dachte es sei im 19.Jhdt. auch in den deutschsprachigen Ländern weit verbreitete Praxis gewesen.

In einigen asiatischen Ländern findet man dagegen sehr viel Material. Im gesundheitlichem Sinn, aber auch zur erotischen Lustgewinnung.

Nicht erstaunlich. In vielen (Ost)Asiatischen Ländern gibt es schon 2-3 mal solage Hochkulturen (d.h. mit Bild- unf Sprachdokumenten. Es ist daher zu vermuten, daß auch die Erotik sovie die Medizin entsprechend länger auf hohen Niveau waren..

... "Vielleicht werde ich meine Studien diesbezüglich hier auch einmal veröffentlichen. Ich hatte einmal in einer Yahoo-Gruppe, wo nur aktiv anal (auch Klisitier) praktizierende heterosexuelle Männer Zugang zu hatten und jeder musste zum Eintritt eine erregende Geschichten posten mit der Genehmigung die auch veröffentlichen zu dürfen. Es waren ca. 130 Männer worunter 2 deutsch waren, manche aus Skandinavien, Ostblock, Großbritannien und am meisten Männer aus den USA."

Eine Gute Idee - dazu muß ich Dich aus- und nachdrücklich ermuntern.

Also Du übertreibst. Die Pharmaindustrie ist sicher mächtig, aber Gewalttaten sind mir von ihr nicht beklannt.

Die eigentliche Quelle "OTC-Barometer Abführmittel" ist leider ein geschützter Bereich, zu dem man als Außenstehender keinen Zugang hat, weshalb ich hierzu lediglich folgende allgemeine Quellen zu notieren vermag:

https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/medizin/pharmaindustrie/pharmaindustrie-marketingstrategien-100.html

https://www.marketinginstitut.biz/blog/pharma-marketing/

http://www.dragaonordestino.net/Drachenwut_Blog_DragaoNordestino/Ernaehrung/mineral_vitamin_pflanzenwirkstoffe_arquivos/Die_Abschaffung_der_Gesundheit.pdf

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/180211/umfrage/pharmaunternehmen-ausgaben-marketing-und-verwaltung-2009/

@Jupiter

Das war noch früher vor dem "wissenschaftlichen Zeitalter", da gehörte das Klistier wohl zu den überwiegenden Behandlungen, die Ärzte durchführten. Es gibt da so wunderbare Stiche und Zeichnungen. Wer den Klistieratlas aus dem Odörfer-Verlag (bei Beate Uhse gab es den auch später) besitzt, kann das heute noch bewundern. Frauen mit Rubensfiguren jeden Alters sind da zu sehen, wenn sie dem Behandler ihren Po hinstrecken.

Das war noch früher vor dem "wissenschaftlichen Zeitalter", da gehörte das Klistier wohl zu den überwiegenden Behandlungen, die Ärzte durchführten.

Hierzu sei aus dem englischsprachigen Forum zum Thema "Einlaufabhängigkeit" aus einem Beitrag zitiert:

I once asked my lovely retired RN neighbour if this dependency was a problem. She just smiled and reminded me that many people irrigated every day.

Auf die Frage angesprochen, ob diese Abhängigkeit problematisch sei, hat eine darauf angesprochene Krankenschwester im Ruhestand lächelnd mitgeteilt, daß viele Leute täglich ihren Einlauf nehmen.

Ich kenne mich mit Klistieren null aus und es ist auch nicht mein Fetisch, aber habe mal gegooglet, weil das ja auch in Bereich "Geschichte der Medzin" geht.

Es gibt in einem Sammelband eine interessante Abhandlung über Wilhelm Fabry, der eigentlich die Chirurgie begonnen hat, so wie wir sie heute noch kennen und anscheinend auch über Verstopfung Neues entwickelt hat:

https://www.uni-kassel.de/upress/online/frei/978-3-86219-000-3.volltext.frei.pdf

(Wilhelm Fabry und die Geschichte der Verstopfung ab Seite 74)

Es gibt ein Buch von einem Friedrich von Zglinicki mit dem spannenden Titel "Kallipygos und Äskulap - Das Klistier in der Geschichte der Medizin, Kunst und Literatur" (Verlag für angewandte Wissenschaften, Baden-Baden 1972). Dieses Buch gibt es sicherlich über die Fernleihe.

Noch zwei Artikel, die Google ausspuckt:

https://www.doctors.today/unternehmen-arztpraxis/a/einlaeufe-fuer-den-sonnenkoenig-1634112

und aus der Schweiz

https://saez.ch/journalfile/view/article/ezm_saez/de/saez.2007.12550/a21bb666461d6fef01a01bad5a1bb591b0685f50/saez_2007_12550.pdf/rsrc/jf

Vielleicht hilft das weiter?

Liebe Grüße!

Annette

@ Anette 1997

(Wilhelm Fabry und die Geschichte der Verstopfung ab Seite 74)

Es gibt ein Buch von einem Friedrich von Zglinicki mit dem spannenden Titel "Kallipygos und Äskulap - Das Klistier in der Geschichte der Medizin, Kunst und Literatur" (Verlag für angewandte Wissenschaften, Baden-Baden 1972). Dieses Buch gibt es sicherlich über die Fernleihe.

Danke für die Hinweise.

Wenn Du eine gute Medizienerin werden willst, wirst Du das alles auch noch lernen...

Übrigens: auf S.85 die "Abbildung 3: Darmstenose durch 617 Kirschkerne" fehlt noch in der wiener pathologisch-anatomischenen Sammlung im Narrenturm.

@ AmandaM:

@Jupiter

Das war noch früher vor dem "wissenschaftlichen Zeitalter", da gehörte das Klistier wohl zu den überwiegenden Behandlungen, die Ärzte durchführten. Es gibt da so wunderbare Stiche und Zeichnungen. Wer den Klistieratlas aus dem Odörfer-Verlag (bei Beate Uhse gab es den auch später) besitzt, kann das heute noch bewundern. Frauen mit Rubensfiguren jeden Alters sind da zu sehen, wenn sie dem Behandler ihren Po hinstrecken.

Die barocken Figuren in üppig mit Tuchenden bestückten Himmelbetten, die verlockten jeden Casanova...

@Jupiter

Das Buch "Kallipygos und Äskulap - Das Klistier in der Geschichte der Medizin" bekommst du auch noch im Original etwa hier:

https://www.buecher.de/shop/buecher/kallipygos-und-aeskulap-das-klistier-in-der-geschichte-der-medizin-kunst-und-literatur/zglinicki-friedrich-von/products_products/detail/prod_id/23997181/

"Das Klistier" von Degenhard oder der "Odörfer Klistieratlas" stehen natürlich auch in meinem Bücherregal.

Ich denke auch, dass das Klistier bzw. der Einlauf in den meisten privaten Haushalten gegen Ende der 70er seine Bedeutung verloren hat und immer mehr durch Zäpfchen und andere Abführmitteln ersetzt wurde, da sie schnell und einfach anzuwenden sind. Auch im medizinischen Bereich wurde das Klistier im klassischen Sinne fast verdrängt und durch das Fertigklistier und das Miniklistier ersetzt. Nur für besondere Anwendungen ist der Einlauf uns erhalten geblieben.

Ähnlich war das mit dem subaqualen Darmbad (Sudabad) bzw. das Gymnacolon Trockendarmbad, welche Anfang des 20. Jahrhundert seinen Anfang nahmen. Das Sudabad konnte sich bis etwa Mitte der 90er halten, dann wurde es durch immer mehr bürokratische Auflagen vom "Markt" verdrängt. Überlebt hat bis heute das Gymnacolon Trockendarmbad in einer abgewandelten Form als Colon-Hydro-Therapie, die bis heute zu den beliebten Behandlungsmethoden der Heilpraktiker gehört. Anders als beim Sudabad bzw. beim Gymnacolon Trockendarmbad welche durch zahlreiche Studien ihre Wirksamkeit bewiesen haben und auch heute noch in der Gebührenordnung für Ärzte unter der Ziffer 533 zu finden ist und damit auch durch die Krankenkassen erstattungsfähig sein würde, gibt es zur Colon-Hydro-Therapie keine Studien, welche ihre Wirksamkeit beweisen würden. Das ist vermutlich von den Heilpraktikern auch so gewollt, da bei privater Abrechnung viel mehr Gewinn gemacht werden kann.

Inwieweit Deutschland eine "Hochburg" in Thema Klistiere war, entzieht sich meiner Kenntnis; zumindest mein zuhause schien subjektiv betrachtet eine gewesen zu sein. In der häuslichen Pflege und Behandlung der 50er und 60er hatte es jedenfalls einen nicht unerheblichen Anteil. Bis Mitte der 60er befand ich mich stets am falschen Ende der entsprechenden Utensilien.

Die meisten Sanitätsgeschäfte drappierten bis etwa Anfang der 80er ihre Schaufenster mit vielen dieser Gerätschaften, ebenso fand man umfangreiche Angebote in Sexshops. Hier fällt mir z. B. Odörfer ein, ein Verlag, der im Nürnberger Raum Sexshops betrieb, Filmproduktionen und diverse Printprodukte auf den Markt brachte.

Wer Molieres "Der eingebildete Kranke" kennt, weiss um die Klistiere des 17. Jahrhunderts. Ebenso vermitteln alte Stiche und Zeichnungen die erotische Seite, die es anscheinend schon immer gegeben hat.

Dass Einläufe hierzulande in den 50er bis 80er Jahren eine vielgeübte Praxis waren, kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Ich war ungefähr 7 Jahre alt als ich in den 60ern nach Autounfall zwei Wochen lang im Krankenhaus lag. Dort wurde jeden Tag gefragt, ob man denn Stuhlgang hatte. Wenn man verneinte, gab es am Abend eine Tablette, bei der es sich um ein Abführmittel handelte. Wenn man am nächsten Tag wieder keinen Stuhlgang hatte, gab es einen Einlauf. In dem Krankenzimmer, in dem ich lag, gab es außer mir noch 5 weitere Kinder. Fast alle bekamen während meines Aufenthaltes mindestens einen Einlauf - ich eingeschlossen. Der Einlauf wurde mit einem Irrigator mit rotem Schlauch und schwarzem Ansatzstück gemacht. Eine Abschirmung gab es nicht. Jeder im Raum konnte also zusehen. Als ich nicht mehr bettlägerig war, konnte ich vom Flur aus sehen, dass in dem Zimmer in dem Bettpfannen aufbewahrt wurden insgesamt 3 solche Irrigatoren an der Wand hingen.

Ja genau, so habe ich das auch im Krankenhaus immer erlebt. Wegen meiner angeborenen Darmfehlbildung hatte ich schon als Baby oft Verstopfung gehabt, wobei meine Mutter da immer nachhelfen musste. Das war natürlich im Krankenhaus nicht viel anders, als "Verstopfungskind" kam man schon häufiger in den Genuss der fürsorglichen Schwestern. in der Zeit wurde peinlichst genau darauf geachtet, dass man jeden Tag Stuhlgang hatte. Klappte es am Morgen noch nicht, so fragten die Schwestern immer wieder nach und wenn das dann am Nachmittag noch nicht klappte, dann rückten sie oft mit dem Irrigator in der Hand an. Das waren damals noch die typischen weiß emaillierten Irrigatoren mit dem blauen Rand, dem langen roten Gummischlauch mit Metall Klammer, einem Glas Zwischenstück und dem roten Gummidarmrohr.

Wenn es dann mehrmals nicht mit dem Stuhlgang klappte, dann gab es oft Vorsorglich schon vor dem Frühstück ein Abführmittel zu schlucken. Meistens war das ein oder zwei Esslöffel voll Rizinusöl in heißer Milch eingerührt, welche man dann auf Ex schlucken musste. Danach lies der Erfolg meist nicht lange auf sich warten.

Da meine Mutter auch ausgebildete Krankenschwester war, kam ich natürlich auch Zuhause in den Genuss dieser Behandlungen wenn es nötig war. Allerdings verwendete meine Mutter oft nur die Glyzerinspritze weil es einfach schneller ging und zum gleichen Erfolg führte. Einläufe mit dem Irrigator bekam ich Zuhause von meiner Mutter erst ab dem Schulkindalter verabreicht.

Das waren die Utensilien aus dem Nachlas meiner Mutter, mit denen ich oft behandelt wurde.

https://de.zity.biz/gallery/image/204995

@AmandaM Ich glaube nicht, dass Einläufe im zwanzigsten Jahrhundert in Frankreich so üblich waren, vor allem nicht nach dem Zweiten Weltkrieg. Im 17. und 18. Jahrhundert waren sie in der Oberschicht sicherlich sehr beliebt. Ich kenne niemanden in meinem Umfeld, dem Einläufe verabreicht wurden, außer Bariumeinläufen.

Hallo Jacana,

sicher kennst Du von Moliere den "eingebildeten Kranken" und von der Welt Roi Luis XiV. die Lavement-Betreuung auch.

Für die einschlägig Begeisterten immer eine Freude.

Hatte geglaubt, daß sich diese Behandlung bis in die 1.Hälfte des 20. Jahrhundert im ganzen Europa zumindest in ärmeren Schichten nutzbringend erhalten hätte.

Mir und anderen zumindest stiftet sie bis heute erfreuliche und auch nützliche Dienste...

Klysophil

1965 wurde mir der Blinddarm entfernt. Ich lag danach eine ganze Woche im KH. Während dieser Woche bekam ich jeden Tag einen Einlauf. Die Schwester verwendete damals einen Irrigator aus Blech mit einem roten Gummischlauch, schwarzem Absperrhahn und ein rotes Gummidarmrohr. (Ich hab das Bild so vor Augen als ob es gestern gewesen wäre)

Ich glaube schon, dass Einläufe ab 1900 herum im deutschsprachigen Raum häufiger verwendet wurden als in anderen (europäischen) Ländern. Warum das so ist, kann man nur vermuten. Tatsache ist jedenfalls, dass es hierzulande viele Sanitätshäuser gab und dass diese oft Irrigatoren oder Birnspritzen in der Auslage hatten. Auch auf Flohmärkten waren die Gerätschaften häufig zu finden. Beides spricht dafür, dass viele Haushalte Einlaufgeräte besaßen.

Zur Verbreitung beigetragen, hatten wahrscheinlich Bücher wie "Die Frau als Hausärztin" von Anna Fischer-Dückelmann oder "Das neue Naturheilverfahren" von Friedrich Eduard Bilz. Diese Bücher waren in vielen Haushalten zu finden. In beiden werden Einläufe und deren Anwendung ausführlich besprochen und empfohlen.

Ein weiteres Indiz dafür, dass Einläufe beliebt waren, ist die Tatsache, dass Darmbäder und insbesondere subaquale Darmbäder im deutschsprachigen Raum erfunden oder zumindest perfektioniert wurden. Dass es für diese Therapien eine Nachfrage gab, kann man daran erkennen, dass es in allen größeren Städten und Kurorten entsprechende Anlagen und Angebote gab.

Chat Gbt gibt dies als Antwort.

Hinzu kam was in der Antwort nicht erwähnt wurde, 1918 die spanische Grippe, da wurde alles versucht.

Um 1900 wurde der Einlauf in der Medizin weltweit verwendet, und es ist nicht einfach, ein bestimmtes Land als dasjenige zu identifizieren, in dem er am häufigsten angewendet wurde. Die medizinische Praxis und ihre Methoden variierten stark zwischen den Ländern, und der Einsatz von Einläufen war zu dieser Zeit in verschiedenen Teilen der Welt verbreitet.

Rma,

in unserer östlichen Welt verschwanden nach dem Krieg auch der Reihe nach die Badeanstalten,die Darmbäder durchführten. Einzig außen waren die einstigen Angebote noch erhalten. Als ich mich Ende der fünfziger Jahre intensiv dafür interesssierte, mußte ich schon im Hygiene- Museum nach Informationen suchen. Ohne die späteren Hilfen von Charly-tux hätte ich wohl nie Originalbilder gesehen.

Versessen auf das Erleben eines Sudabades, baute ich mir selber den Anschnallsattel mit Zu- und Ableitung, Schaurohr und Siebtopfständer für den Abfluß der Badewanne und erlebte dann mehrmals privat mit hochstehender Eimerbatterie voller iso-Lösung auch die große Durchspülung, genießend im warmen Wasser sitzend. Bisher las ich zu solchen Gefühlen im Forum nur selten einen Bericht, heute ist die CHT der Nachfolger geworden...

Übrigens waren auch mir die familiären Doktorbücher der Vorkriegszeit Wegweiser beim Einlaufgebrauch.

Mit nassem Gruß

Klysophil

Wie es zu Beginn des 20. Jahrhundert in Frankreich mit den Einläufen aussah, das kann ich nicht beurteilen. Aber bei uns erlebte der Einlauf schon Ende des 19. Jahrhundert einen richtigen Boom, welcher lange anhielt, bis etwa Mitte der 90er.

Wie Klysophil schon sagte, wurde bei uns ja auch das subaquale Darmbad erfunden, nannte sich zu Beginn aber subaquales Innenbad (1912) und Enterocleaner Behandlung (1915). Es gab in dieser Zeit einige Abwandlungen davon, etwa das Gymnacolon Darmbad welches der Vorläufer der heutigen Colon-Hydro Therapie ist. Das Subaquale Darmbad wurde von Brosch, Olpp und C.o weiter verbessert und war weit verbreitet in Deutschland, Österreich und schaffte sogar den Sprung nach Amerika. Bei uns im Westen war das subaquale Darmbad sehr lange noch vertreten und wurde erst Mitte der 90er wegen der hohen EU Auflagen vom Markt verdrängt bzw. von der Colon-Hydro Therapie ersetzt. Zwar dürfte das subaquale Darmbad heute immer noch angeboten werden und würde sogar von den Krankenkassen noch bezahlt (Gebührenordnung Ziffer 533), aber von der Vergütung und den Auflagen (Hygiene) ist es nicht mehr rentabel zu vermarkten, daher verschwunden.

Ich war in der glücklichen Lage, einige Jahre (von etwa Mitte der 80er bis Mitte der 90er) selbst noch einige subaquale Darmbäder zu erhalten und kenne daher die Technik und den Ablauf sehr genau. Durch einen glücklichen Umstand konnte ich sogar einige Teile der sogenannten Sudabad Anlage bekommen, aber leider nicht vollständig und in funktionsfähiger weise.

Wer sich selber mal mit dem Sudabad näher befassen will, der sollte sich dazu unbedingt das Standartwerk "Das subaquale Darmbad und seine Verwendung" von Gottlieb Olpp besorgen. Ich habe inzwischen einiges an Original Literatur dazu ansammeln können.

https://www.booklooker.de/B%C3%BCcher/Gottlieb-Olpp+Das-subaquale-Darmbad-und-seine-Verwendung/id/A02q3I2b01ZZB

Wenn man sich alte Fachliteratur zur Ausbildung von Krankenschwestern oder auch zur Heimkrankenpflege anschaut, dann stellt man fest, dass der Einlauf eine lange Tradition bei uns hat und sich bis heute zumindest in der privaten Heimanwendung gut behauptet.

@Charly_tux

hab mir gerade das Buch bestellt 🤗😎

Danke für den Link.

@Aquarius

lass mich wissen wie es dir gefallen hat.

Ich versuche ja immer noch, meine Teile zu einem funktionierenden subaqualen Darmbad fertig zu stellen, ist aber nicht einfach, da es auch fast keinen der früheren Hersteller mehr gibt.