Hallo Klysophil,
ich glaube, da muss ich erst einmal klar stellen, was für eine Aufgabe bzw. Sinn der Schwenkeinlauf überhaupt hat.
Der Schwenkeinlauf oder auch fälschlicherweise Hebe-Senk-Einlauf oder Hebereinlauf genannt, hat zwei Hauptanwendungsgruppen und damit auch zwei unterschiedliche Anwendungsarten. Zur ersten Gruppe gehören die sedierten Patienten in der Intensivmedizin, sowie die Koma Patienten. Die zweite Gruppe sind die sehr verstopften Patienten in der Alten- und Krankenpflege.
Bei der ersten Gruppe wird der Stuhl des Patienten durch Abführmittel wie Lactulose, Abführtropfen, Movicol usw. weich bis breiig flüssig gehalten und mit dem Schwenkeinlauf heraus gespült. Hier wird dann die Flüssigkeit von etwa 500ml nur zwei- oder dreimal eingeleitet und jeweils einige Minuten im Darm belassen, danach möglichst vollständig wieder abgelassen. Als Spüllösung wird dann meist nur sterile 0,9% Kochsalzlösung verwendet. Als Schwenkeinlaufset kommt oft das sterile Rectobag System von B.Braun zum Einsatz.
https://www.bbraun.ch/de/products/b0/rectobag.html
Bei der zweiten Gruppe hat der Schwenkeinlauf die Aufgabe, den festen Stuhl aufzuweichen, die Darmtätigkeit zur Entleerung anzuregen und den Abgang von Darmgasen zu fördern. Hierbei soll nicht der Stuhl aus dem Darm heraus gespült werden. Als Spülflüssigkeit werden hier meistens 500ml bis 1000ml warmes Leitungswasser mit verschiedenen Zusätzen, mit abführender Wirkung (10mg Bisacodyl pro 500ml Wasser, 1:3 Mischung von Glyzerin und Wasser, 2-3 Freka-Clyss und Wasser) verwendet. Die Flüssigkeit wird bis zu 10x und bis viele Darmgase abgehen in den Darm gegeben und wieder abgelassen (starkes Blubbern im Beutel). Zum Abschluss wird hier nur ein kleiner Teil der Flüssigkeit (meist bis 200ml) im Darm belassen.
Im englischen Sprachgebrauch wird der Schwenkeinlauf übrigens "Return Flow Enema" oder "Harris Flush" genannt. Hier mal ein paar Links dazu:
https://flexikon.doccheck.com/de/Schwenkeinlauf
https://books.google.de/books?id=BWjuDwAAQBAJ&pg=PA131&dq=schwenkeinlauf&hl=de&newbks=1&newbks_redir=0&sa=X&ved=2ahUKEwi4v8znoov_AhUsR_EDHSIwDc84ChDoAXoECAgQAg#v=onepage&q=schwenkeinlauf&f=false ("Altenpflege konkret - Pflegetheorie und -praxis" Seite 132 rechte Spalte) wird 1000ml Spülflüssigkeit verwendet und am Ende ein kleiner Teil der Flüssigkeit im Darm belassen
https://books.google.de/books?id=Rg8qVs5Hx-MC&pg=PA431&lpg=PA431&dq=return+flow+enema&source=bl&ots=XjoubozL2j&sig=ACfU3U2JPjvo2jBYVKryqibP-p0vttPyMw&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiMt7HPnIv_AhXFSfEDHbpqBPg4RhDoAXoECBoQAw#v=onepage&q=return%20flow%20enema&f=false
https://books.google.de/books?id=tB1YiYj_kdkC&pg=PA657&lpg=PA657&dq=harris+flush&source=bl&ots=xFPLFw9LQA&sig=ACfU3U37T2Q4aa59smqmREo7Dbi4liNitg&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwi6jayNmov_AhW4QvEDHcBxAYkQ6AF6BAgmEAM#v=onepage&q=harris%20flush&f=false
https://www.qiequip.com/policies/1/TX/Nursing%20Policies%20and%20Procedures/GastrointestinalConditions/025-ReturnFlowEnema.pdf
In den englischen Texten werden sogar teilweise auch noch geringere Mengen an Spülflüssigkeit genannt, etwa ist davon die Rede, dass nur 200ccs in den Darm eingeleitet werden sollen. Meine Schwester ist ja auch Krankenschwester und sie hat mir erzählt, dass bei ihnen für den Schwenkeinlauf etwa 750ml mit Dulcolax Zusatz verwendet werden und davon immer gut 500ml eingeleitet und wieder abgelassen werden, das ganze Spiel dann so 6-8 Mal. Am Ende lassen sie auch einen kleinen Teil der Flüssigkeit im Darm zurück.
Daraus folgt also, dass der Schwenkeinlauf eigentlich ein rektal verabreichtes Abführmittel darstellt, das den Stuhl erweichen, den Darm zur selbsttätigen Entleerung anregen und nicht den Darm auswaschen soll.
Sehr Ähnlich funktioniert die rektale Darmspülung, nur dass dabei wirklich Stuhl aus dem Darm gespült werden soll und für jeden Spülvorgang frische Spülflüssigkeit verwendet wird. Auch dabei werden oft nicht mehr als 200-500ml pro Spülvorgang in den Darm geleitet, selten mal bis zu 1000ml. Dabei wird dann so lange gespült, bis fast die reine Flüssigkeit zurück kommt.
Gruß Charly