Ich fand das als Kind sehr schlimm. Damals hatte ich sehr oft Magen-Darm-Erkrankungen, bei denen ich tagelang erbrochen habe. Wurde ich dann zum Kinderarzt geschleppt, wusste ich, da würden mir wieder Zäpfchen aufgeschrieben werden. An ein Mal kann ich mich noch recht gut erinnern… es war vermutlich das einzige Mal, dass mein Vater mich dorthin begleitete, ich war so neun oder zehn Jahre alt. Nachdem er meine Symptome geschildert hatte (ich war viel zu schüchtern, um selber zu sagen, was mir fehlte), gab der Arzt einige Ratschläge und stellte mir wie erwartet ein Rezept für die gefürchteten Zäpfchen aus. Ich schaute sofort zu meinem Vater mit mitleidserregendem Blick, was der Arzt auch registrierte und zu mir sagte -denn ich war ja nicht zum ersten Mal in dieser Situation- ‘Tabletten machen da keinen Sinn, die kommen nur wieder raus. Das weißt du doch, bist doch schon ein großes Mädchen.'
Abgeholt haben wir die Medikamente immer entweder bei der Apotheke in der Straße, wo auch mein Kinderarzt war, oder bei uns in der Dorfapotheke. Ich war nicht jedes Mal dabei, aber wenn doch, dann habe ich mich vor dem Blick und etwaigen Erklärungen der Apotheker/innen sehr geschämt.
Auch habe ich immer inständig gehofft, dass dort niemand ist, der mich oder meine Eltern kennt, und somit erfahren würde, dass ich Zäpfchen nehmen musste.
Meine Mutter hat mir außerdem regelmäßig Vomex aufgrund meiner sehr ausgeprägten Reisekrankheit geholt, zumindest bis zu einem gewissen Alter, ab dem ich dann auch die Kaugummis nehmen durfte. Und Vomex gibt es ja rezeptfrei, soweit ich weiß.
Heute könnte ich mich absolut nicht überwinden, Zäpfchen in der Apotheke zu holen!