Hallo,
ich hatte auch sehr Bekanntschaft mit dem Irrigator im Krankenhaus gemacht, das ging schon in meiner Kindheit los. Meine Mutter war ja Krankenschwester auf der Geburts- und Kinderstation unseres örtlichen Krankenhauses (wurde Anfang der 80er geschlossen).
Da kann ich mich etwas entfernt an so einen Raum erinnern, da mich meine Mutter öfter in ihr Krankenhaus mitgenommen hatte, bevor ich in den Kindergarten durfte. Da gab es wohl auch so eine Art Kindergarten, dort waren Klosterschwestern und es gab einen großen Garten mit Spielplatz. Da ja mein Vater auch Berufstätig war, hatte es sich manchmal ergeben, dass meine Mutter niemand hatte, der mich Zuhause versorgt wenn sie in der Arbeit war. Der Kindergarten war direkt bei der Kinderstation und da war auch so eine Art Spülraum für Gerätschaften. Meine Mutter hat mich oft durch den Raum geführt, weil das eine Abkürzung war von der Geburtsstation aus, sonst hätte man durch das Treppenhaus gemusst. Es sah da wie in einer großen Waschküche aus, da waren auf der einen Seite mehrere große Waschbecken mit Brause für Nachttöpfe, so eine Art großer Ofen, und ein Regal mit ganz vielen Nachttöpfen. Auf der anderen Seite waren auch Waschbecken, es gab einen Herd mit vielen großen Kochtöpfen darauf, im Regal standen viele dieser weißen Irrigatoren und in einer großen Schale waren mehrere dieser Glyzerinspritzen. An der Wand hingen die roten Gummischläuche der Irrigatoren, auch andere lange Schläuche mit Glas-Trichter oben dran und auf einem Tisch waren mehrere Wannen mit den roten Gummidarmrohren, einige davon hatten einen Ballon vorne dran. In einer anderen Schale waren so Federklemmen drinnen. In einer Vitrine standen mehrere dieser braunen Medizinflaschen und es lagen auch einige andere Spritzen darin.
Lange konnte ich das alles nicht bestaunen, denn wir sind immer auf der einen Seite vom Raum rein, ohne stehen zu bleiben durchgelaufen und auf der anderen Seite in der Kinderstation raus gekommen. Aber es ist doch etwas in Erinnerung geblieben, da ich ja sehr oft mit meiner Mutter durch diesen Raum gelaufen bin. Auch später noch, als ich schon zur Grundschule ging, hatte mich meine Mutter öfter mit zur Arbeit genommen, wenn sie Spätschicht hatte oder in bin nach der Schule zu ihr gekommen, wo dann die Klosterschwestern auf mich aufpassten, während ich Schularbeiten machte. Dieser Raum hatte mich damals schon irgendwie Fasziniert, es sah wie in einer Folterkammer aus, mit all den Schläuchen.
Immer wenn ich als Schulkind im Krankenhaus (war ein anderes Krankenhaus) war und die Schwestern dort auch mit so einen weißen Irrigator mit den roten Gummischläuchen dran in der Hand ins Zimmer kamen, da wusste ich schon, dass einer von uns gleich einen Einlauf bekommen würde. Da ich den Irrigator oder die Glyzerinspritze aus meiner frühsten Kindheit kannte, hatte ich nie Angst, einen Einlauf zu bekommen, ich wusste ja, dass es nicht schlimm ist. Klar ist es für jemanden der noch nie einen richtigen Einlauf mit dem Irrigator bekommen hat und besonders für Kinder, schon eine mit Angst behaftete Erfahrung. Viele sträuben sich auch beim ersten Mal sehr dagegen, aber beim zweiten oder dritten Mal dann nicht mehr, weil sie merken dass es zwar unangenehm aber nicht schlimm ist, einen Einlauf zu bekommen.
Auch später dann als Jugendlicher oder Erwachsener hatte ich immer mal wieder einen Einlauf im Krankenhaus bekommen, das wurde aber mit den Jahren immer seltener. Außer im Krankenhaus meiner Mutter habe ich nirgends so einen “Spülraum” mehr gesehen, wobei das nicht bedeutet, dass sie keinen hatten.
Inzwischen gibt es in vielen Kliniken gar keine Irrigatoren mehr und die Schwestern müssen etwa mit Sekret- oder Urinbeuteln improvisieren und daraus eine Art Irrigatorbeutel bauen, wenn sie einem Patienten einen Einlauf machen sollen. Die einzigen Abteilungen in denen auch heute noch regelmäßig Einläufe gemacht werden, sind die Röntgenabteilungen. Da bekommt man zur Darstellung des Dickdarmes einen Einlauf mit Kontrastmittel verabreicht.
Gleiches gilt für die Bäderabteilungen der Krankenhäuser, da wurden auch alle Sudabäder in den 90er abgebaut. Ob es auch eine Sudabad-Anlage im Krankenhaus meiner Mutter gab, das habe ich nie heraus bekommen, vermutlich aber schon.
Übrigens von einem dieser Irrigatoren, so einer Glyzerinspritze und den Schläuchen habe ich Bilder in meinem Album (https://de.zity.biz/index.php?mx=gallery;ox=showalbum;ax=10341).
Gruß Charly