Zwischenzeitlich kommt vieles ans Licht. Das ist gut so. Institutionen z.B., die Moral, Ethik und Nächstenliebe auf ihren Fahnen stehen haben, waren immer mit an vorderster Linie.
Ich war Anfang der 60er wegen meines Asthmaleidens in zwei aufeinanderfolgenden Jahre für jeweils sechs Wochen an die Nordsee verbracht worden. Die Abläufe der beiden Aufenthalte glichen sich. Nicht, dass ich mir jetzt im Nachhinein große Gedanken darüber mache, mein Asthma ist seit dieser Zeit verschwunden. Und seit ich meine Urlaube selber plane, sieht mich die Nordsee einmal jährlich.
Einige Dinge geraten nicht in Vergessenheit wie: morgendliche Duschaktion nach dem Aufstehen; Wechselbäder von warm zu kalt. Die Duschkabinen waren von außen verriEgeln; kein Entkommen. Die Temperaturdifferenzen und Dauer wurden täglich gesteigert. Anschließend Frühstück und bei Wind und Wetter ins Watt.
Den Samstagen galten morgens vor den Duschen zusätzlichen Behandlungen: Einläufe. Wir wurden in Fünfergruppen abgefertigt. Rauf auf die Liegen, Seitenlage, irgendwas drang in den Hintern und rein mit der Flüssigkeit. Kann mich heute noch lebhaft an die an der Wand hängenden Emaillbecher erinnern. Zuhause gabs nur Birne. Mir ist nicht bekannt, ob da Medikamente mit verabreicht wurden, Nordseewasser oder was auch immer. Wir Jungs litten darunter, das Geschrei gross, die Schwestern feixten während dieser Prozedur.
Mein Asthma war verschwunden, Temperaturwechsel beim Duschen mache ich seit Jahren, die Einläufe kamen später dazu. Fehlen nur noch die feixenden Schwestern.
Ich möchte das nicht ins Lächerliche ziehen; es gab da wirklich schlimme Vorfälle, die manche erleiden mussten. Aufarbeitung hat ihre Richtigkeit.