Diana Kah, hast mir die Premiere vorweggenommen.
Kam letztens auf den Gedanken, im Forum einmal auf diese Hilfsmittel hinzuweisen.
Beim Auflösen des elterlichen Haushalts hatte ich einst ein altes Erbstück in der Hand, das ich unter dem Namen "Nachtstuhl" kannte. Aus edlem polierten Holz gefertigt, war es ein breiter Sessel mit Armlehnen, dessen tiefes Unterteil mit sprengwerkähnlichen Ornamenten geschmückt war. Mit dem scherenartigen Übereinanderlaufen der Beinpaare sah das Ding geradezu herrschaftlich aus.
Wie groß war meine Überraschung, als sich die gepolsterte Sitzplatte abnehmen ließ und darunter ein flacher Deckel auf großem emaillierter Topf erschien. Erst glaubte ich, das mein Aesthetik schätzender Vater, später gefallen, einst unwissend das Möbel erwarb.
Dann fiel mir ein, daß mein Großvater schwer gelähmt aus dem ersten Weltkrieg zurückkehrte und bettlägerig lange in der Familie versorgt wurde. Sicher war da die Entsorgung so einfacher zu lösen, da er kaum noch mit Krücken gehen konnte.
Vermutlich kam so das schöne, unschuldig aussehende Stück in die Architektenwohnung des Vaters.
Für meine Mietwohnung zu groß, gab ich es unerklärt an einen Händler ab.
Rückblickend ist mir ein solcher Nachtstuhl ein Zeuge der Entwicklung von der Außentoilette auf Bauernhof und Schloß. wo der Besuch für kleine und große Geschäfte oft zu weit und im Winter zu kalt war. Nachttopf und Nachtstuhl lösten das Problem dann zuerst bei den Wohlhabenden, später ersterer zumindest bis ins arme Volk hinunter. Der eingebildete Kranke Argan bei Molier könnte zur Nutzerschicht gehört haben. Mit dem Einbau von WC im Treppenhaus und später in der Wohnung entstand dann der heutige Komfort...
Nostalgiefreunde mit kinky-Sinn werden sicher weitere Einsatzfälle finden und schätzen...
Wie ein solches Edelmöbel korrekt benannt wird, weiß ich allerdings nicht .
Mit LG
Klysophil