Ja, da kann ich mich noch genau daran erinnern. Ich war damals vielleicht 15 und hatte mir zuvor mit leeren Schampoo-Flaschen kleinere Einspritzungen gemacht, was mir aber irgendwie nicht so recht das war, was ich wollte. In den Schaufenstern von Sanitätshäusern hatte ich Irrigatoren gesehen und beschlossen, so ein Gerät zu kaufen. Also nahm ich all meinen Mut (und all mein Taschengeld) zusammen und ging in eines der vielen Sanitätshäuser, die es damals noch gab.
Nachdem ich mich nach dem Preis erkundigt hatte, musste ich feststellen, dass ich nicht genug Geld hatte. Die wollten 25 Mark dafür und die hatte ich einfach nicht. Also beschloss ich ich in einem anderen Sanitätshaus zu fragen. Während das erste recht mordern eingerichtet war, war das zweite ziemlich altmodisch. Wie schon beim ersten schlich ich eine ganze Weile vor dem Geschaft herum um sicherzustellen, dass keine anderen Kunden darin waren. Als dies sichergestellt war, gab ich mir einen Ruck und ging hinein.
Drinnen gab es einen Tresen und dahinter eine Wand voller Schubladen, auf denen Worte wie “Darmrohre”, “Frauenduschen”, “Katheter” oder "Pessare" standen. Das Herz kopfte mir bis zum Hals als die ältere Bedienung mich fragte, was ich denn wolle. Ich sagte, dass ich gerne wissen wolle, wie viel ein Irrigator kostet. Die Frau fragte, ob ich alle Teile brauchen würde oder nur einen Schlauch oder den Becher. Ich meinte dass ich alles brauchen würde und sie meinte, dass das dann 15 Mark kosten würde. So viel Geld hatte ich und so meinte ich, dass ich einen haben möchte.
Die Bedienung ging zu einem Büschel Schläuche die an der Wand hingen, nahm einen und legte ihn auf den Tresen, dann ging sie an ein Regal zog einen Plastikirrigator heraus und stellte ihn zu dem Schlauch. Schließlich zog sie eine Schublade auf, die mit “Einlaufgarnituren” beschriftet war und holte einen Hahn, ein Darmrohr und ein Mutterrohr hervor. Sie steckte den ganzen Einkauf in eine Plastiktüte, die mit dem Namen des Sanitätshaus beschriftet war, und überreichte sie mir. Ich nahm die Tüte und gab ihr das Geld.
Auf dem Heimweg im Zug versuchte ich die Tüte so zu halten, dass nicht zu erkennen war, dass ich aus einem Sanitätshaus stammte und was sich darin befand.