Ohne Masernimpfung keine Abiprüfung
„Maaaaama! Sag mal, ich bin doch gegen Masern geimpft, oder?“
„Hallo Janina! Ja, Bestimmt. Wieso? Ist bei euch an der Schule ein Masernfall aufgetreten?“
„Nein, nein, aber ich darf nicht an der Abiturprüfung teilnehmen, falls ich nicht zwei Mal gegen Masern geimpft wurde. Das haben die uns heute gesagt! Wo ist denn mein Impfpass?“
Obwohl Janinas Eltern Impfbefürworter waren, stellte sich sogleich heraus, dass Janina nur einmal als Kleinkind geimpft wurde. Und nachdem im Landkreis in jüngster Vergangenheit einige Maserninfektion bekannt wurden, beschloss die Schulleitung der Dahlmannschule zusammen mit dem Mecklenburg-Vorpommerschen Kultusministerium, ohne Nachweis des Masernimpfschutzes keinen Zutritt zur Schule zur gewähren. Das galt auch für die bevorstehenden Abiturprüfungen.
„Ja, da bleibt Dir nichts, als noch schnell zu Dr. Möllers zu fahren und die Impfung nachzuholen!“
„Oh nein! Und dann tut mir sicher hinterher mein Arm weh wie letztes Jahr nach der Grippeimpfung. Und übermorgen steht die Prüfung in Volleyball an und am Donnerstag in Schwimmen. Das hätte denen aber auch eher einfallen können!“
Janina möchte Impfungen und Spritzen nicht. Und sie hatte Sorge um ihre Abiturnote.
„Red‘ doch mal mit dem Möllers. Vielleicht trägt er Dir die Impfung schon mal ins Heft ein, wenn Du ihm versprichst, nach den Prüfungen wieder zu ihm zu kommen und es dann machen zu lassen!“
Janina hatte keine andere Option. Und so saß sie wenige Zeit später im Wartezimmer.
„Der nächste bitte - Frau H. bitte!“
Janina stand auf und ging in das ihr zugewiesene Behandlungszimmer. Ihr Impfpass lag bereits aufgeschlagen auf dem Schreibtisch. Darauf lag eine Fertigspritze mit Kappe und einem blau-rotem Etikett. Wenig später betrat der Arzt das Behandlungszimmer.
„Hallo Janina. Sie sind also wegen einer Masernimpfung hier. Gar kein Problem. Sie können schon mal einen Arm freimachen. Sie sind ja gesund, oder.“
Der Arzt fragte weniger, als dass er feststellte und ließ Janina kaum zu Wort kommen.
„Das haben wir gleich!“
„Ähm, Doc, Doktor Möllers? Ähm, ich habe übermorgen Abiprüfung, Ähm und ich wollte fragen,...“
„Wegen der Nebenwirkungen? Da haben sie nichts zu befürchten, die Impfung ist sehr gut verträglich. Vielleicht tut Ihnen der Arm danach etwas weh, aber da nehmen wir einfach den Arm, mit dem Sie nicht schreiben. Kein Problem!“
„Ähm, also, die Sache ist, ich habe ja Prüfungen im Sport diese und nächste Woche. Und - Ähm - da wollte ich fragen, „
„Sie können morgen wieder Sport machen, kein Problem!“
„Ja, ähm, ich wollte aber Fragen, ob es vielleicht möglich wäre, ähnm, dass sie mich gar nicht impfen. Ich meine, nicht heute. Ich brauche ja meine beiden Arme beim Volleyball. Bei der Prüfung. Ich meine, dass sie es nur eintragen würden, heute. Damit ich an der Prüfung teilnehmen darf. Und ich komme auch gleich nach den Prüfungen wieder zu Ihnen und Sie können mich impfen.“
Es entstand eine Pause im Gespräch. Janina behagte die Stille nicht. Also fügte sie hinzu:
„Ich verspreche es auch, dass ich gleich nach den Prüfungen zu Ihnen komme!“
„Janina - das geht natürlich nicht. Masern sind eine ernste Krankheit. Und zur Zeit gibt hier in Kiel viele Fälle. Das kann ich nicht machen. Wie stellen Sie sich das vor! Wenn das rauskommt, verliere ich meine Approbation!“
„Ich brauche den Nachweis, damit ich teilnehmen darf. Das merkt dann ja keiner. Und ich verspreche ich komme sofort zu Ihnen nach den Prüfungen. Ehrenwort!“
Das klappte aber nicht, der Arzt ließ sich nicht darauf ein.
„Es gibt ja sicher einen Nachholtermin für die Ungeimpften?“
„Natürlich, aber ich will das jetzt hinter mir haben mit der Prüfung!“
„Das verstehe ich. Sie sind aber sehr kurzfristig dran damit. Da hilft jetzt nur eines: Wir müssen Sie heute impfen. Und wenn Sie wider Erwarten Nebenwirkungen ausser den Schmerzen an der Einstichstelle haben, dann kommen Sie wieder zu mir, und ich stelle Ihnen sofort ein Attest aus. Dann müssen Sie halt an der Nachholprüfung teilnehmen. Aber ich glaube, dass Sie die Impfung gut wegstecken und es keine Probleme gibt. Wie gesagt, außer Schmerzen und leichten Schwellungen an der Einstichstelle ist der Impfstoff sehr gut verträglich.“
„Aber ich brauche ja meine beiden Arme beim Volleyball! Und letztes Jahr tat mir der Arm nach der Grippeimpfung eine Woche lang weh!“
„Ja, in den Arm könnten wir Sie unter diesen Umständen natürlich nicht impfen.“
Janina war verwirrt. Wohin denn dann, fragte sie sich. Doch der Arzt fuhr sofort fort:
„Ziehen Sie die Hose etwas runter und beugen sich mal über die Liege. Wir impfen dann einfach intragluteal.“
„Ähm - was? WAS?“
Janina wurde rot.
„Sie meinen, Sie geben mir die Spritze in den Popo statt in den Arm?“
„Genau“
„Nein, Ähm. Das will ich nicht. Ist das nicht - furchtbar unangenehm? Mir ist das peinlich. Ich meine, Ähm, tut das nicht weh?“
„Sie brauchen keine Sorge zu haben. Das ist vielleicht etwas unangenehmer als am Arm, aber nicht der Rede wert! Und so können Sie am Mittwoch problemlos Volleyball spielen bei Ihrer Prüfung!“
„Können wir nicht einfach, Ähm, dass Sie es nur eintragen, Ähm und ich komme dann nach den Prüfungen und Sie geben es mir in den Arm? Das wäre mir lieber, Herr Doktor!“ versuchte es Janina nochmal mit immer noch hochrotem Kopf.
„Das habe ich Ihnen doch schon erklärt.“
Der Arzt holte die Spritze und nahm schon mal die Kappe von der Nadel. Janina fühlte sich unter Druck gesetzt.
„so. Jetzt beugen Sie sich mal über die Liege. Das ist gleich geschafft!“
„Wenn’s denn unbedingt sein muss“ murmelte Janina, stand auf, schritt zur Behandlungliege und begann, an Ihrer Mom Jeans zu nesteln. Sie besaß nur eine dieser besonders hoch geschnittenen Jeans, die die Mode in diesem Jahr wieder entdeckt hatte. Und genau heute hatte sie sich für diese Hose entschieden.
Wie weit würde sie die Hose herunterziehen müssen? Wohin genau käme die Spritze hin? Konnte sie ihre Unterhose anbehalten?
Sie zog die Jeans bis zum Poansatz herunter und stand nun im String vor dem Arzt und beugte sich mit dem Oberkörper über die Behandlungsliege.
Beim Gedanken daran, was sie nun dem Arzt offenbarte, errötete sie noch weiter. Immerhin nicht ganz nackt, versuchte sie sich zu einzureden... und immerhin den String würde sie wohl anbehalten können. Das war ja tausend Mal besser als wirklich ganz nackt vor dem Arzt zu sein.
„Dann verlagern sie das Gewicht mal auf Ihren linken Fuß.“
Janina blickte zurück, konnte aber aufgrund des eingeschränkten Blickwinkels kaum mehr erkennen, als dass der Arzt die Spritze in den Händen hielt.
„Das tut jetzt gleich ein wenig weh!“
Janina zuckte zusammen, als sie den Stich an ihrer rechten Pobacke spürte. Nicht an der Hüfte, wir sie gehofft hatte. Aber auch nicht mitten in die Pobacke, sondern etwa eine Handbreit unter dem Bändchen ihres Strings.
„Autsch!“
Nun musste der Arzt des Serum injizieren, denn Janina spürte nun ein Brennen in ihrem Muskel. Und schon zog der Arzt die Spritze wieder aus Janinas Po.
„Schon vorbei. War gar nicht so schlimm!“
Wieder fragte Dr. Möllers weniger, als das er feststellte.
Dann gab es noch ein Pflaster auf die Einstichstelle.
Janina kullerte indes eine kleine Träne über die Wange. Weniger, weil der Schmerz so doll war. Eher aufgrund einer Mischung von großer empfundener Scham sowie entweichender Anspannung.
Während Janina sich wieder anzog, trug der Arzt die Impfung in Janinas Impfbuch ein.
Zuhause angekommen, wartete Mama schon auf Janina.
„Na, Kleines, alles Gut? Du warst ganz schön lange weg!“
„Nein, Mama. Ich musste mich impfen lassen!“
Janina musste weinen. Ihre Mutter nahm sie in den Arm.
„Ach Kleines, das ist doch nicht so schlimm, oder? Dann bist Du jetzt wenigstens geschützt. Tut Dir nun der Arm recht weh?“
„Nicht der Arm, Mami. Der Popo! Der Möllers hat es mir in den Hintern gemacht! Das war so peinlich!“
Janina weinte nun bitterlich.
„Ach, meine arme Kleine!“
Ihre Mutter drückte Janina noch fester an sich.
„Tut es sehr weh?“
Janina nickte nur.
„Aber weißt Du, vielleicht ist das ganz gut für die Sportprüfung. Im Po ist’s hinterher meistens schneller wieder gut. Weißt Du, früher war das der Standard bei allen Impfungen. In meiner Jugend kannte ich das gar nicht anders. Bei einer Impfung war sofort jedem klar: die gibts in den Popo.“
Janina hatte sich ein wenig beruhigt.
„Ehrlich, Mama?“
„So war das früher! Und eine Tetanusspritze lasse ich mir auch heute noch viel lieber in den Popo geben als in den Arm. Die tut hinterher immer so lange weh.“
„Bin ich froh, dass ich heute lebe und nicht damals!“