Über Sinn und Unsinn des Fesselns während Untersuchungen
Über Sinn und Unsinn des Fesselns während Untersuchungen
* Wenn im folgenden Text von männlichen Ärzten sowie weiblichen Patientinnen die Rede ist, liegt das an meiner persönlichen Neigung. Natürlich sind alle Personen jeglichen Geschlechts gemeint.
Manche der Herr Kollegen der untersuchenden Zunft vertreten die Ansicht, dass alle Patientinnen im Laufe der Untersuchung selbsverständlich zu fesseln sind. "Wenn die Frauen renitent sind, dann hilft immer eine gute Fixierung. Dann zappeln sie auch nicht so rum!" habe ich schon vernommen. Grund genug diese Aussage ob ihrer Sinnhaftigkeit zu beleuchten.
Im deutschen Strafrecht ist das Fesseln im §239 Freiheitsberaubung geregelt. Geldstrafe oder bis zu 5 Jahre Freiheitsstrafe bei einfachter Freiheitsberaubung. Bei Verletzung / Tod der Gefesselten demenentsprechend mehr. Ach, und der Versuch ist auch strafbar. Kurz mal die Patientin mit Handschellen an den Gynstuhl fesseln, Beine fixieren und dann noch freundlich eine kleine Injektion in die Labien - schlechte Idee (auch rein vom Strafrecht her). Glücklicherweise gibt es einen Ausweg und der heißt Einwilligung. Mit einer Einwilligung der Patientin ist der Doktor nun wieder auf der sicheren Seite und kann seinen sadistischen Bondage-Trieben freien Lauf lassen. Die Beweisbarkeit steht zwar auf einem anderen Blatt aber wen stört schon so eine Kleinigkeit.
Eine andere, weitaus wichtigere, Fragestellung drängt sich erst nach einem Perspektivwechsel auf. Inwiefern ist eine Fesselung für die Patientin eine wünchenswerte Handlung. Hier ist eine weitere Betrachtung der Umstände angebracht.
Erstens: Realismus. Eine empirische Studie aus den letzten Jahrzehnten hat ergeben, dass 0,0 % der Realdocs ihre Patientin fesseln. Sollte ein Hobbydoc also zu diesem Mittel greifen, dann entfernt er sich von der Realität einer realen Untersuchung. Das mag gewollt sein, ist aber in vielen Fällen eher störend für die Situation und das Ambiente.
Zweitens: Angst. Man stelle sich die Situation vor: eine unerfahrene Patientin fasst ihren ganzen Mut zusammen und geht das erste Mal zu einem Hobbydoc den sie im Internet kennengelernt hat. Schlau wie sie ist, hat sie schon im Vorfeld den Hobbydoc getroffen und "abgecheckt" sowie für das Spiel ein Cover engagiert. Dennoch bleibt die Nervosität und Angst während dem Spiel nicht aus. Einem derartigen Gefühlszustand begegnet man doch lieber mit Ruhe und vertrauensbildenden Aktionen, statt durch Fesselungen noch "Öl in's Feuer zu gießen".
Wohldosierte Fesselungen sind manchmal im Spiel eine reizvolle Ergänzung. Manchmal reicht die Stimme zum Fesseln und machmal vielleicht sogar nur ein symbolisches Seidentuch. Es sollten sich jedoch beide darauf einigen, was diese bewirken und welches Setting dazu Sinn ergibt. Darüber hinaus ist gewachsenes Vertrauen immer eine gute Basis für erfolgreiches Spiel.
In diesem Sinne: think big - start small.
Comments
Isa Vor 1 Monat
Ich glaube Du hast die Antwort ja vorweg genommen: Die Dosis macht so häufig das Gift. Ich glaube hier unterscheidet sich doch viel von der Vorliebe für BDSM, wo Fesseln im Mittelpunkt steht. Allerdings kann wohl eine Fixierung im richtigen Moment bei beiden Seiten das Gefühl noch intensivieren. Kann, muss aber nicht. Realistisch...ob das so wichtig ist.... letztendlich ist ja alles "irgendwie unrealistisch hier".
Onkel DocMA Vor 11 Monate 1
Im Grunde genommen alles richtig. Aaaaber. Der Punkt "Realismus" stört hier doch ein wenig.
Wo bittteschön ist unser Spiel "realistisch? Es ist doch alles nur eine Erfüllung unseres Wunschdenkens. Klar, dass ein realer Arzt bei einem realen Termin nie auch nur auf den Gedanken käme seine Patienten zu fixieren (kleine Kinder werden von den Arzthelferinnen festgehalten also gewissermaßen auch "fixiert", wenn sie sich bei unangenehmen Untersuchungen Das weiß ich aus eigener leidvoller Erfahrung. Ansonsten sollte beim Spiel immer alles vorher abgesprochen sin, und auch schriftlich von beiden Seiten zur Kenntnis genommen werden