Die Helferin an der Rezeption nickt Laura zu. “Du warst sehr tapfer”, lobt sie. “Das nächste Mal ruhig früher kommen, Herr Doktor musste ja einiges bohren”, schmunzelt sie, “Du solltest überlegen, ein Bonusheft zu führen - wenn mal eine größere Behandlung auf dich zukommen sollte”.

“Was ist ein Bonusheft?”, fragt Laura lustlos und erfährt, dass man bei Kronen und Zahnersatz eine höhere Erstattung bekommt, wenn man regelmäßig zum Zahnarzt geht.

‘Kronen? Zahnersatz? Brauche ich nicht!’, war Lauras erster Gedanke und war schon dabei abzulehnen, als sie zu Sophie rüberschaute: “Hast Du eins?”.

Sophie nickt bestätigend: “Natürlich, hier…” - sie sucht es aus ihrer Tasche.

“Aber du hast doch tolle Zähne, du brauchst doch keine Kronen oder Zahnersatz”, kichert Laura.

Sophie schüttelt leicht den Kopf: “ich hoffe doch nicht”, lacht sie auf und präsentiert dabei ihre weißen Zähne, “aber man weiß schließlich nie.”

Laura wird stutzig und greift sich das hellbraune Heftchen aus Sophies Hand.

“Naja, vielleicht haben sie recht”, bestätigt Laura der Helferin, “stellen sie mir auch eines aus”. Fahrig blättert sie in diesem kleinen Heftchen.

“Letztes Jahr warst du das letzte Mal bei der Kontrolle?”, fragt sie neugierig und Sophie nickt.

“Dann musst du ja bald wieder, oder?” stellt Laura fest und Sophie erschreckt leicht: “Echt, war das letztes Jahr? Ich hätte wetten können, ich wäre dieses Jahr gewesen. Na, dann muss ich wohl noch einen Termin machen”.

“Dann musst du dich ja beeilen, wir haben schon Ende November”, stellt Laura fest.

Sophie wird bleich: “oh, du hast recht - das wird knapp, hoffentlich geht das noch….”

Die Helferin, die die Diskussion mitgehört hat, während sie das Bonusheft für Laura vorbereitet, lächelt: “Sie könnten auch bei uns schnell die Kontrolle machen. Der nächste Patient kommt erst 1430, es wäre also noch etwas Zeit.”

Sophie ist irritiert - diese Option wäre ihr gar nicht in den Sinn gekommen, aber es ist auch nicht unbedingt eine Praxis, in der sie sich gerne in den Stuhl setzen würde.

Gleichzeitig weiß sie, dass Termine bei ihrem Zahnarzt oft 2-3 Monate Vorlauf erfordern, vor dem Jahreswechsel sowieso. Die Chancen, einen Termin zu bekommen, sind demnach minimal.

“hmm, vielen Dank für das Angebot, aber ich probiere es lieber bei meinem Zahnarzt”, erklärt sie, außerdem bin ich ja jetzt verabredet.

“Würde bei ihnen ja sicher schnell gehen, 5 Minuten höchstens”, kontert die Helferin lächelnd, “aber wie sie meinen. Falls doch Dr. Braun einen Blick auf ihre Zähne werfen soll, teilen Sie es mir nur zeitnah mit, bevor er ebenfalls Mittag macht.”

Laura schaut ihre Freundin gespannt an - was wir sie wohl tun?

“Überlegen sie es sich einfach, eine Lücke im Bonusheft wäre nur sicher ärgerlich, wenn es dann wieder ganze 10 Jahre dauert, bis der volle Bonus erreicht ist.”, setzt die Helferin nach.

Sophie kommt immer mehr ins Grübeln, und Laura bestärkt sie: “das wäre wirklich ärgerlich. 10 Jahre warten?”.

“Hm, ja, das wäre nicht so toll. Ich schaue mal, ob ich gleich einen Termin machen kann.”. Sophie zückt ihr Handy und wählt die Nummer. Nach kurzem Warten lässt sie mit enttäuschtem Gesicht ihr Handy wieder sinken: “Mittagspause, und auf der Ansage wird schon mitgeteilt, dass Termine erst wieder im neuen Jahr zu kriegen sind”.

Sophie flucht leise, während das Lächeln der Helferin breiter wird: “Alles kein Problem, möchten Sie jetzt schnell drankommen?”.

“Na gut, ja, vielen Dank”, fängt sich Sophie.

“Dann haben Sie es hinter sich!”, bestätigt die Helferin Sophies Entscheidung und reicht ihr ein Klemmbrett mit dem Selbstauskunftsbogen hin. “Versichertenkarte? Bonusheft?”, fragt sie weiter und Sophie reicht ihr ihre Versichertenkarte.

Laura schiebt Sophies Bonusheft über den Tresen, das sie noch in der Hand gehalten hat.

Mit mulmigen Blick sieht Sophie ihre Versichertenkarte und ihr Bonusheft hinter dem Tresen verschwinden.