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Halloween Herzcheck

Mein schüchterner Vampir

Schwungvoll öffne ich die Haustür und mir kommt ein gewaltiger Krach aus Musik, Gegröle und lauten Gesprächen entgegen. Plötzlich kommt doch das schüchterne Mädchen in mir wieder heraus: „war das wirklich die richtige Entscheidung? Was ist, wenn die Leute mich doch für mein Kostüm verurteilen?“

Ich reiße mich zusammen und mache die ersten Schritte, vorbei an Zombies, Geistern und Dämonen, an sexy Kätzchen und Superhelden. Alle lachen und mir wird mehr und mehr klar, dass ich niemanden hier kenne. Ich überlege und mir fällt auf, dass ich hier niemanden je wiedersehen werde! Ich kann ganz ich selbst sein, ohne Angst vor Konsequenzen. Ich beginne durch die Menschenmenge zu tanzen, bis ich plötzlich vor ihm stehe und wie eingefroren stehen bleibe: Ein großer junger Mann mit schwarzen Haaren, blasser Haut und einem schwarzen Umhang. Ich bekomme Herzklopfen. Mit seinen dunklen, funkelnden Augen blickt er mich an und sein Blick fällt auf das Stethoskop. Sein Blick wird neugierig und er lächelt, aber er sagt nichts „Ok,“ sage ich zu mir selbst: „Du wirst ihn nie wiedersehen. Du brauchst dich nicht verstecken!“

Er sieht aus, als würde er etwas sagen wollen, würde aber nicht die richtigen Worte finden. Ohne weitere Schüchternheiten blicke ich ihn tief an: „Willst du‘s mal ausprobieren?“ sage ich und streiche über das Stethoskop um meinen Hals. Überrascht nickt er vorsichtig, ohne etwas zu sagen. Ich packe seine Hand und ziehe ihn hinter mir her in eine Ecke in der Küche, wo es ruhiger ist. Mit einem kleinen Hüpfer setzte ich mich auf die Küchenarbeitsfläche, reiche ihm das Stethoskop und öffne den obersten Knopf meines Oberteils. Komplett überfordert blickt er erst mich an, dann das Stethoskop in seiner Hand. Als ich ihn herausfordernd anschaue beginnt er vorsichtig es sich in die Ohren zu stecken und führt es in Richtung meiner Brust. Ich schließe die Augen und spüre das kühle Bruststück auf meiner Haut. Ich nehme seine Hand und drücke sie noch fester an mich, bevor ich meine Augen wieder öffne und sehe, wie er völlig geflasht mit offenen Mund vor mir steht, als könne er nicht glauben, was er grade hört. Ich kichere kurz und sehe ihm dabei zu, wie er mich abhört. Vorsichtig schiebe ich seine Hand ein Stück weiter nach links in meinen Ausschnitt und beobachte seine Fassungslosigkeit. Währenddessen tobt die Party um uns herum weiter, ohne dass jemand in unsere Richtung schaut.

Zärtlich streiche ich meinem Vampir durchs Gesicht und ziehe ihn noch ein Stück dichter an mich, bis er seine Augen öffnet und mich tief anschaut: „Das ist wunderschön.“ Verlegen lächle ich und werde ein bisschen rot: „Hast du in deinem Leben schon mal ein Stethoskop benutzt?“ „Nein, noch nie. Irgendwie hat mich das nicht interessiert, aber hätte ich gewusst, wie schön das klingt…“ Ich werde noch verlegener. „Jetzt wird’s schneller“, kommentiert er mein Herz.

Trotz der lauten Party um mich herum, fühle ich mich bei ihm irgendwie geborgen.

„Willst du mal meins hören?“ „klar will ich!“ Einen Moment lang zögere ich: „Aber lass uns irgendwo hingehen, wo es ruhiger ist“

Schelmisch grinst er, legt mir das Stethoskop wieder um den Hals und hebt mich von der Anrichte hoch. Völlig perplex realisiere ich kaum, wie er mich in seine kräftigen Arme nimmt, die Treppe herauf trägt und eine Zimmertür öffnet. Dann legt er mich behutsam auf dem Bett ab. Ich brauche einen Moment, um zu realisieren, was bitte grade passiert ist.