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Ein kleines Stechen

Frau Dr. Meyer

Mara betrat das Wartezimmer der Arztpraxis mit einem mulmigen Gefühl im Magen. Sie hatte seit Tagen ein Stechen in der Brust verspürt und entschied sich endlich, es abklären zu lassen. Das Wartezimmer war hell und freundlich gestaltet, doch die freundlichen Farben konnten ihre Nervosität nicht mildern.

Nach einigen Minuten wurde sie von einer jungen, lächelnden Arzthelferin ins Behandlungszimmer gerufen. „Mara, die Ärztin erwartet Sie.“ Mara folgte der Arzthelferin durch den Flur, ihre Schritte hallten leicht auf dem Linoleumboden. Den gibt es schon lange hier, dachte sie. Schon seit ihrer Kindheit ist sie in dieser Praxis in Behandlung, so dass sie sich daran gewöhnt hatte, mit dem Vornamen angesprochen zu werden.

Dr. Meyer, eine Frau Mitte fünfzig mit warmen braunen Augen und einem ruhigen Auftreten, begrüßte sie herzlich. „Guten Tag, Mara. Setzen Sie sich doch bitte.“ Sie zeigte auf einen bequemen Stuhl neben ihrem Schreibtisch.

Mara setzte sich und spürte, wie sich ihre Anspannung ein wenig löste. Dr. Meyer schlug die Patientenakte auf und lächelte aufmunternd. „Was führt Sie heute zu mir?“

Mara erzählte von dem Stechen in ihrer Brust, ihrer Angst vor möglichen Ursachen und ihrer Familie, die sie dazu gedrängt hatte, endlich einen Termin zu machen. Dr. Meyer hörte aufmerksam zu, ohne sie zu unterbrechen.

„Gut, dass Sie gekommen sind. Lassen Sie uns ein paar Untersuchungen machen, um herauszufinden, was los ist,“ sagte Dr. Meyer beruhigend. „Ziehen Sie bitte für mich einmal Ihren Pullover aus?“ Sie erklärte jeden Schritt genau, während sie sich daranmachte, Maras Puls zu fühlen und ihren Blutdruck zu messen.

Dafür nahm Dr. Meyer das Stethoskop von ihrem Hals und platzierte die Olivenstücke sanft in ihre Ohren. Sie nahm die kühle Membran und presste sie in Maras Armbeuge. Während des prüfenden Blickes auf die Anzeige lockerte sich die Manschette etwas. Zwischenzeitlich spürte Mara ein starkes Pulsieren im Arm. Sie war sehr aufgeregt, das wurde ihr erst jetzt bewusst.

„Bitte einmal bitte tief ein und ausatmen,“ sagte Dr. Meyer in ruhigem Ton. Mara folgte den Anweisungen und fühlte, wie die kühle Metallfläche ihre Haut auf ihrem Brustkorb berührte. Sie war froh darüber, den BH nicht abgelegt zu haben. Dr. Meyer bewegte das Stethoskop behutsam zu verschiedenen Stellen auf ihrer Brust, konzentriert lauschend. Sie legte das Diaphragma links unten und dann rechts, um die Lungen zu überprüfen - anschließend auch auf die linke Brust über das Herz. Dabei nahm sie Maras Handgelenk und fühlte wieder den Puls.

„Noch einmal tief einatmen und ausatmen,“ forderte Dr. Meyer erneut auf, während sie das Stethoskop über den Rücken von Mara führte. Jede Bewegung war fließend und sorgsam, als würde sie eine zerbrechliche Pflanze behandeln. Sie hörte aufmerksam auf die Atemgeräusche und die rhythmischen Schläge des Herzens, ließ sich Zeit, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung war.

„Alles klingt gut,“ sagte sie schließlich und nahm das Stethoskop aus ihren Ohren. Sie lächelte beruhigend. „Es gibt keine auffälligen Geräusche, weder bei Ihrem Herzen noch bei Ihren Lungen. Das ist schon mal ein gutes Zeichen.“

Mara fühlte sich ein wenig erleichtert, obwohl sie wusste, dass noch weitere Untersuchungen folgen würden. Dr. Meyer legte das Stethoskop beiseite und notierte sich ihre Beobachtungen in der Patientenakte, bevor sie fortfuhr, die weiteren Schritte der Untersuchung zu erklären.

„Alles scheint in Ordnung zu sein, aber um sicherzugehen, möchte ich noch ein EKG machen. Keine Sorge, das ist ganz unkompliziert.“ Dr. Meyer führte Mara in einen Nebenraum und ließ sie sich auf eine Liege legen. „Schuhe und der BH müssen dafür einmal abgelegt werden.“ Mara befolgte die Anweisungen und legte sich auf die Liege. Sie befestigte kleine Elektroden an ihrer Brust, ihren Handgelenken und Knöcheln. „Atmen Sie ruhig und entspannen Sie sich.“

Während das EKG lief, sprach Dr. Meyer weiter mit Mara, fragte nach ihrer Arbeit, ihrer Familie und ihren Hobbys. Es war, als würde sie die Untersuchung beiläufig erledigen, während sie sich aufrichtig für das Leben ihrer Patientin interessierte.

Nach ein paar Minuten war das EKG beendet. Dr. Meyer betrachtete die Ergebnisse und lächelte. „Das EKG sieht gut aus. Es scheint nichts Ernstes zu sein, wahrscheinlich nur eine Muskelverspannung oder Stress. Aber ich werde sicherheitshalber noch eine Blutuntersuchung anordnen.“

Erleichtert atmete Mara auf. „Danke, Dr. Meyer. Ich hatte wirklich Angst.“

„Das ist völlig normal,“ antwortete Dr. Meyer. „Wichtig ist, dass Sie auf Ihren Körper hören und bei Beschwerden sofort kommen. Nun, wir sehen uns wieder, wenn die Blutergebnisse da sind. Machen Sie sich keine Sorgen.“

Mit einem beruhigten Herzen und einem Lächeln auf den Lippen verließ Mara nach der Blutentnahme die Praxis. Sie wusste, dass sie in guten Händen war und dass Dr. Meyer sich um ihre Gesundheit kümmern würde. Es fühlte sich richtig gut an, die Praxis wieder zu verlassen. In Kürze stand auch der Termin beim Gynäkologen an, und sie überlegte, sich nun auch hier bald einen Termin zu holen.

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Sunfun Vor 1 Tag 1