Aufrufe: 21 Created: Vor 4 Stunden Updated: Vor 4 Stunden

bei der zahnärztin

part 4 Der Oberkiefer

Der Stuhl quietscht als du dich hinsetzt, sowie deine Schuhe am Linoleum. Wieder im Wartezimmer. Die Luft schwer, getränkt von Chlor und altvertrauter Angst, kampferartig, stechend. Der Geruch beißt leicht in der Nase, dazwischen liegt dieser unverkennbare, bittere Hauch von Phenol, eine Mischung aus Sauberkeit und Schmerz, als würde die Luft selbst an Desinfektionsmitteln erinnert, die zu oft mit Nervengewebe in Berührung kamen. Die Woche ist nur all zu schnell vergangen und du sitzt wieder an diesem Ort, den du nur all zu gerne verdrängen würdest. Irgendwo klickt eine Tür, ein metallisches Tablett wird abgestellt, Schritte. Die Geräuschkulisse der Praxis ist mechanisch und lebendig zugleich. Morgens, kurz nach Öffnung, riecht die Praxis noch konzentrierter. Du bist der erste Patient. Kein anderer sitzt im Wartezimmer, kein Rascheln von Zeitschriften, kein Murmeln. Durch die Glastür zum Behandlungsraum siehst du ein Licht aufflammen, die Lampe über dem Stuhl wird justiert, und irgendwo klickt ein metallisches Instrument in seine Halterung. Die Assistentinnen sind leise beschäftigt, du hörst das Rascheln von Einmalhandschuhen, ein Klirren, ein rhythmische Geräusch. Und mittendrin sitzt du, wartend, Hände leicht feucht, Herzschlag noch ruhig, aber wachsam. Eine Tür im hinteren Flur öffnet sich, langsam, kontrolliert. Das erste, was du hörst, ist das Rascheln der Schritte, der aneinander reibenden engen weißen Hosenbeine, Absätze auf Linoleum. Keine Eile, keine Hektik. Nur die ruhige, präzise Bewegung eines Menschen, der seinen Tag genauso beginnt wie jeden anderen, nur dass dein Tag von diesem Moment an ihr gehören wird. Du siehst, wie sie den Behandlungsraum betritt, den Stuhl prüft, die Lampe ausrichtet, kurz die Hände reibt, bevor die Handschuhe knacken. Ein helles schnappen des Latex. Sie sagt nichts, sie braucht es auch nicht. Der Blick, die Haltung, die Stille zwischen zwei Atemzügen, all das ist Vorbereitung genug. Aus dem Nebenraum kommt eine der Assistentinnen, balanciert ein silbernes Tablett voller Instrumente. Das metallische Klirren beim Abstellen hallt leise durch den Raum. Sie dreht sich leicht, prüft über die Schulter, ob alles bereitsteht. Dann hebt sie den Blick, schaut dir durch die offene Tür direkt in die Augen: „Sie können schon mal reinkommen."

Die Tür schließt sich leise hinter dir. Das Klicken des Schlosses klingt viel zu endgültig für so eine kleine Bewegung. Der Raum ist hell, fast blendend. Weiß, Metall, Glas, alles steril, alles aufgeräumt. Du nimmst den Stuhl wahr. Der Kopfbereich ist frisch desinfiziert, makellos. Eine der Assistentinnen streift gerade ihre Handschuhe über, die andere prüft das Wasser an der Spritze, lässt einen kleinen Strahl in das Becken laufen, das leise Zischen klingt fast vertraut. Dann die Stimme der Ärztin, ruhig, distanziert: „Guten Morgen... Dann wollen wir mal weitermachen.“ Sie sagt es ohne Wärme. Es ist einfach die nüchterne Wahrheit einer Frau, die zu viele Zähne gesehen hat, um überrascht zu sein. Du setzt dich, der Stuhl neigt sich zurück, das Licht trifft dein Gesicht. Über dir: die Lampe, grell, heiß, unnachgiebig. Der Oberkiefer. Allein das Wort reicht, um dich wieder in die Realität zu holen. Die Ärztin sagt es beiläufig, während sie mit der Assistentin den Behandlungsplan durchgeht, als wäre es nur eine organisatorische Kleinigkeit. Aber du weißt, was es bedeutet: neues Terrain, empfindlicher, näher an den Nebenhöhlen. „Heute der Oberkiefer“, wiederholt sie, an dich gerichtet. Die Assistentin schiebt dir den Sauger zurecht, richtet den Kopfteil des Stuhls. Der Blick der Ärztin geht noch einmal prüfend über deine Zahnreihe, Spiegel und Sonde gleiten kalt an die oberen Molaren. Sie murmelt etwas über alte Füllungen, Ränder, Sekundärkaries. Trocken, technisch, ohne jedes Pathos. Dann nickt sie. „Wir fangen hinten an.“ Der Stuhl fährt langsam nach oben, dein Kopf wird weit überstreckt, fast bis an die Grenze des Komforts. Die Lampe blendet jetzt noch stärker, das Licht trifft direkt auf die oberen Molaren, reflektiert auf dem glänzenden Metall der Instrumente. Die Assistentin sitzt dicht neben dir, der Latexgeruch stark, der Atem durch die Maske spürbar. Die Zahnärztin zieht den Mundschutz hoch, ihr Blick geht prüfend über die Zähne. Dann der trockene Kommentar, der alles zusammenfasst: „Naja, beim Zahnarzt hat die Zahnseide dann halt ein Körnung.“ Kein Mitgefühl, kein Scherz – einfach sachlich, brutal, die Realität deines Vernachlässigens in einem Satz zusammengefasst. Das grelle Licht trifft direkt auf den Oberkiefer, die Schatten verschwinden, alles ist nur noch grelles Weiß und Reflexion. Dann das vertraute Klick, die Turbine wird aufgesteckt, das Pedal kurz getestet. Das Pfeifen beginnt leise, steigt in der Tonhöhe, bis es wieder diesen durchdringenden, fast körperlichen Klang erreicht. Du atmest ein, so ruhig du kannst. Und wartest auf das erste Aufsetzen des Bohrers. Doch dann von weit weg eine Stimme: "Frau Doktor...kommen sie mal kurz?". Die Zahnärztin verlässt den Stuhl während du zurückgelehnt daliegst, der Mund weit gespreizt, der Kopf überstreckt. Die Assistentin zieht den Sauger langsam aus deinem Mund. Ein kleiner, aber intensiver Moment der Kontrolle, deine Zähne fühlen sich nun nackter, empfindlicher an. Die Stille zwischen euch liegt schwer in der Luft, unangenehm, fast greifbar. Kein Geräusch, kein Kommentar, nur du und sie. Du wagst ein zaghaftes Nachfragen, der Hals leicht angespannt: „Was… was ist denn noch alles zu machen?“ Die Antwort kommt trocken, nüchtern, ohne Mitleid: „Füllungen und die Krone.“ Die Stille zieht sich endlos. Du liegst nur da, der Atem flach, die Assistentin sitzt schweigend über dir, beobachtet, wartet. Dann, plötzlich, wie ein harter Schnitt: „So, jetzt weit auf!“ Deine Augen reißen reflexartig auf, der Befehl hart und unmissverständlich. Der Sauger wird brutal in deinen Mund geschoben, drückt gegen Zahnfleisch und Zunge, jede Bewegung kontrolliert, keine Regung erlaubt. Du zuckst leicht, der Kiefer spannt sich reflexartig. Die Zahnärztin tritt wieder ins Blickfeld, den Mundschutz hochziehend. Dein Herz rast ein wenig. Die Assistentin rückt die Bohreinheit näher, so dass sie fast über deinem Kopf schwebt. Du siehst die Turbine, das glänzende Metall, den eingespannten Bohrer, der in der Lampe reflektiert. Es ist eine große Diamantkugel, grob, kantig, die Oberfläche glitzert im Licht. Ein blauer Ring am Schaft ist deutlich sichtbar, der unmissverständliche Vorbote des kommenden Schmerzes. Die Ärztin lehnt sich leicht über den Zahn, prüft mit dem Spiegel. „17 ist aber schon groß gefüllt“, eine Feststellung, die keinen Platz für Diskussionen lässt. Dann fügt sie hinzu: „Das hätte schon früher gemacht gehört.“ Dann greift sie nach dem Bohrer. und setzt ohne jede Verzögerung mesial an. Kaum berührt der diamantbesetzte Kugel die Zahnoberfläche, spürst du den Druck, das metallische Pfeifen der Turbine steigt sofort schrill und tief. Die Rotation frisst sich gnadenlos in die Zahnsubstanz, schnell, präzise. Mesial verschwindet die ganze Fläche in Sekunden. Sie arbeitet systematisch, jede Bewegung geplant, gnadenlos. Das kalte Ziehen durch den Nerv schießt blitzartig, Vibrationen übertragen sich tief in den Kiefer. Sie fräst tief hinunter: „Da geht’s aber runter bis aufs Zahnfleischniveau.“, nüchterne Feststellung. Dein Kiefer spannt sich, dein Rücken drückt sich gegen die Lehne des Behandlungsstuhls. Die Turbine wird kurz zurückgezogen, das metallische Pfeifen verstummt für einen Moment. Dann nimmt die Zahnärztin den birnenförmigen Bohrer, setzt ihn in die Halterung ein. Die Form des Aufsatzes ist sofort erkennbar: breit am Kopf, grob diamantbesetzt. Sie setzt ihn mesial an, drückt sofort beherzt mit gleichmäßigem Druck in die Zahnoberfläche. Kaum angesetzt, frisst sich der diamantene Aufsatz in einem Zug durch die gesamte okklusale Fläche. Du spürst sofort das tiefe Ziehen, die Vibrationen übertragen sich blitzartig durch den gesamten Kiefer. In einem Strudel färbt sich das Wasser amalgamgrau, zieht weiße Schlieren als der Aufsatz des alte Füllungsmaterial und pulverisierte Zahnreste aufschleift. Der Schmerz ist intensiv, scharf, und das metallische Pfeifen der Turbine füllt den Raum, dröhnt in Kopf und Nerven. Kaum hat der Bohrer die Fläche durchdrungen, weitet sie das Loch großzügig aus. Mit gleichmäßigen, druckvollen Bewegungen schleift sie die Seitenwände der entstehenden Kavität breiter, entfernt Material gnadenlos. Dein Kiefer spannt sich, Muskeln ziehen sich reflexartig zusammen, Hände pressen sich in die Armlehnen. Die Turbine heult wieder auf, die Birne dringt tief in die okklusale Fläche ein. Die Ärztin spricht, die Stimme ruhig, aber scharf: „So ist es brav… weit auf… Sie kennen das ja schon.“ Die Worte treffen direkt. Dein Kiefer spannt sich automatisch, Augen kneifen sich zusammen. Dann fügt sie hinzu: „Wenn man so schlampig putzt… ist das Bohren dann nicht mehr so angenehm.“ Die Turbine wird Richtung lingual geführt, der Bohrer fräst heftig, breit, brutal. Die Vibrationen kriechen tief in den Kiefer, der kalte Schmerz zieht sich durch die Nerven. Wasser spritzt, zischt, glitzert im Licht. Der Schmerz steig von der tiefen Kavität hoch, zieht scharf in die Nebenhöhlen. Dein Kopf ist weit überstreckt, der Hals gestreckt, jede Muskelfaser angespannt, kein Entkommen. Jede Rotation des Bohrers sendet Vibrationen durch den gesamten Oberkiefer, jeder Stoß wird direkt an die empfindlichen Nerven weitergeleitet, die über die Zahnwurzel in die Knochenstrukturen ziehen. Du spürst die Kälte des Wassers, das über die Fläche spritzt. Die Turbine wird noch einmal angesetzt, der Bohrer drückt heftig nach unten, jeder Millimeter zieht tief in die Nerven und überträgt sich als stechender, ziehender Schmerz im Oberkiefer. Dann löst die Zahnärztin den Druck, zieht den Bohrer zurück. Die Hände ruhen kurz, die Vibrationen ebbt ab. Mit nüchterner Stimme wendet sie sich an die Assistentin: „Den Achter auf der Seite tragen wir bitte auch gleich ein.“ Sie fügt hinzu: „Wenn der drin bleiben soll, gehört er plombiert.“ Kein Mitleid, nur die nüchterne Feststellung der nächsten notwendigen Arbeit. Die Tür geht auf, die zweite Assistentin tritt ein und flötet: "Frau Santner hat den Termin heute abgesagt", ein kurzer Blick auf dich, dann ein trocken-süffisanter Kommentar: „Da haben wir ja unseren Dauergast.“ Sie fährt fort, nüchtern und praktisch: „Heute 15, 16, 17 beim Herrn...?“ Die Ärztin, die gerade wieder den Mundschutz angepasst hat, nickt kurz, dann ein pragmatischer Zusatz: „Dann könnten wir 14 auch noch mitnehmen.“ Du spürst sofort, wie die Routine wieder in Gang kommt, selbst ohne den nächsten Patienten. Das Absaugrohr liegt bereit, die Turbine wird schon in Reichweite gehalten, die Instrumente auf dem Tablett glänzen im grellen Licht. Die Hände der Assistentin gleiten nun über die Turbine, das metallische Klicken hallt kurz im grellen Licht des Behandlungsstuhls. Sie zieht den vorherigen Fräser heraus, das Geräusch scharf und präzise, und du siehst, wie sie einen neuen Aufsatz einsetzt. Ein Zylinder. Die Turbine liegt nun wieder bereit, glänzend, der neue Bohrer eingespannt, bereit für die nächste Phase. Die Turbine wird angesetzt, der Bohrer pfeift schrill, und sofort spürst du den Druck auf den ersten Zahn, 14. Mesial beginnt die Rotation, tief, systematisch, der diamantbesetzte Zylinder frisst sich gnadenlos durch die Zahnsubstanz. Dein Rücken spannt sich, Augen kneifen zusammen. "Noch ein Zahn mehr?" denkst du panisch als die neue empfindliche Stelle deine Aufmerksamkeit an die Realität kettet. Ein hochschießender Schmerz an deinem vorderen Backenzahn. Kaum ist 14 in Arbeit, wechselt die Ärztin ruckartig zu 15. Gleiche Härte, von mesial zieht sie den Bohrer durch den ganzen Zahn bis er distal zum 16er austritt. "Na das ist aber kein kleiner Defekt mehr" bemerkt sie nebenbei. Dein Körper reagiert reflexartig, dein Hintern angespannt und die Waden ziehen die Fußspitzen nach unten. Du drückst den Oberkörper gegen den Behandlungsstuhl der wie aus Stein wirkt. Keine Möglichkeit nach unten auszuweichen um dem Bohrer seinen unnachgiebigen Druck zu nehmen. Jetzt geht es im Wechsel weiter. Die beiden vorderen Backenzähne werden malträtiert, gebohrt, ausgehöhlt,.... nein. Repariert, wie sie es nennen würde, die Frau, die nun über dir schwebt, mit hellblauer Maske und ihren stahlblauen zielgerichteten Augen, in denen dein weit aufgerissener Mund und die noch weiter aufgerissenen Zähne sich spiegeln. „Der 14er sieht besser aus.“ Kaum ausgesprochen, drückt sie die Turbine aber tief in den 15er distal hinein. Das scharfe Pfeifen steigt zuerst an, und dringt sägend hinunter, als der Zylinder bis unters Zahnfleisch schleift. Dann wieder okklusal, die Zahnärztin drückt mit Präzision, aber unerbittlich, schleift die Fläche breit aus, entfernt verbliebenen Kauflächenschmelz und Amalgamrestpartikel. Der Schmerz zieht tief und lässt nicht nach, und inmitten des pfeifenden Crescendos und dem satten Schlürfen des Saugers, klingt ein spöttisches: „Da haben wir ja bald den nächsten Kandidaten für eine Krone.“ Die Worte treffen dich wie ein Schlag, die Demütigung greifbar. Endlich gleitet der Bohrer zurück in Halterung. Die Zahnärztin fährt mit Spiegel über die bearbeitete Fläche, sticht mit der Sonde mit Druck nach. Ein eiskalter Schmerz zieht seine Leitung durch die Wurzel. Du zuckst. „Mesial ist noch ein bisschen.“, nur ein klare Feststellung, unmissverständlich, hier geht´s noch weiter Kaum ausgesprochen, greift sie wieder zur Turbine. Der Bohrer setzt an, sofort spürst du den tiefen, druckvollen Kontakt, die Rotation frisst sich gnadenlos in die mesiale Fläche. Du ballst die Hände, Muskeln ziehen sich zusammen, die Augen kneifen sich zu, während die Zahnärztin auch hier tief hinunterschneidet. Ein letzter Druck mit der Turbine und dann wird sie aus deinem Mund genommen. Sie fährt erneut mit Spiegel und Sonde über die Zähne, prüft die Ränder, tastet jede Fläche ab. Dein Atem flach, die Hände in den Lehnen fest umklammert, der Kopf überstreckt. Jeder Blick, lässt dein Herz schneller schlagen. Du hoffst, betest innerlich, dass kein weiteres Bohren nötig sein wird. Dann spürst du das kalte Sprühen von Wasser, der 15er wird ausgeblasen. Der Schwall trifft auf die empfindliche Oberfläche, kühlt kurz, aber das Ziehen in der tiefen Kavität bleibt. Der kalte Strom fährt durch den Nerv, lässt dich zusammenzucken, während die Assistentin den Absauger schon fast gelangweilt hält.

Die Tür zum Nebenraum steht offen, und du siehst, wie eine Patientin aufgerufen wurde, den Stuhl neben dir erreicht. Dein Oberkiefer ist jetzt für sie sichtbar. Die tief ausgebohrten oberen Backenzähne, offen, die Kauflächen, offen, die Interproximalkontakte, offen, jeder Defekt, entblößt, alles, ausgebreitet, demonstrativ. Du liegst weiterhin weit zurückgelehnt, der Oberkörper gespreizt, der Kopf überstreckt, die Lampe blendet grell auf dein Gesicht und du merkst wie dein Rücken ganz feucht geworden ist von der ständigen Anspannung. "Den grünen 18er bitte" wirft die Zahnärztin ein. Die Assistentin greift zur Turbine, entfernt den alten Fräser mit metallischem Klicken und spannt den neuen ein. Er prangt nun über dir, ganz frisch funkelnd, ein breiter langer Zylinder in der noch warmen Turbine, bereit mit dir das Gespräch aufzunehmen. Die Zahnärztin lehnt sich über dich, prüfend, sachlich, und sagt ruhig, fast fröhlich: „So… einen haben wir noch vor uns.“ Dein Körper reagiert sofort, Reflexspannung, der Atem flach.

Der Sauger wird scharf angesetzt, das metallische Schlüpfen durchbricht die Stille, und sofort setzt die Turbine ein. Der Aufsatz beißt sich brutal in die buccale Fläche von Zahn Nummer 16. Druckvoll, tief, kontrolliert. Die Assistentin spannt deine Backe, deine Augen verengen sich. Die Zahnwand wird weggeschliffen, der Aufsatz tief am Zahnfleisch angesetzt und mit festem, unnachgiebigem Druck hineingepresst. Zahnstaub wirbelt verwässert auf und mischt sich mit dem Amalgam der ausgebohrten Füllung und wird mit spitzem Schlürfen aufgesogen. Das Loch buccal klafft bereits beachtlich, jede Bewegung des Bohrers erweitert es methodisch. Von buccal aus dringt die Turbine tief in die Fissuren ein, der diamantene Aufsatz frisst sich systematisch vor, zieht die feinen Rillen der Kaufläche auf. Jede Bewegung ist präzise, unnachgiebig. Der Schmerz steigt scharf.

Der Krater auf der Kaufläche wächst unterdessen weiter.

Der Bohrer frisst sich weiter gnadenlos durch die okklusale Fläche, jetzt tiefer, der breite Diamant kennt keine Gnade, nur den Gesang, zuerst schrill hoch zirpend und an die Zahnwand gedrückt, tiefer pfeifend. Die Hand der Zahnärztin im feucht gewordenen Latex, Komponistin und dirigierende Taktgeberin zugleich. Der Schmerz zieht scharf in den Kiefer und du drückst deine Fersen fest auf die mit pvc abgedeckte Beinablage. Dann verändert die sie den Winkel der Turbine, drückt den Fräser gezielt Richtung distal. Der gräbt sich tiefer, schneidet das Material methodisch ab. Schon rückt die distale Wand rückt in greifbare Nähe, die Spannung steigt, dein Körper reagiert reflexartig auf jeden Druck, jede Vibration, kleine Partikel fliegen über Lippen und Wangen. Die distale Wand ist nun völlig aufgebohrt, ein klaffendes Loch, das den Blick bis tief in die Zahnsubstanz freigibt. Die Turbine heult schrill, senkt ihren Pfeifton, als dir die Ärztin mit kontrollierten, druckvollen Bewegungen die Öffnung immer weiter ausschleift. Sie erweitert sie systematisch, rundet Kanten ab, entfernt jeden Rest der Wand. Dann wird die Turbine wird wieder an die okklusale Fläche angesetzt. Sofort spürst du den tiefen, scharfen Druck, der diamantbesetzte Bohrer gräbt weiter hinein. Jede Rotation vibriert durch den gesamten Oberkiefer, der Schmerz zieht unbarmherzig tief. Das Gewicht ihrer Hand, der Druck des Fingers, verstärken die Intensität, jeder Schnitt wird noch spürbarer, jeder Stoß noch schärfer. Dann zieht sie den Bohrer mesial auf, von innen nach außen, Die Zahnsubstanz gibt nach, während dein Rücken sich wieder spannt und du versuchst mit Kopf nach unten drückend zu entweichen. Jedoch bist du eingekeilt zwischen Sauger und Spiegel, starrem Kopfteil, den Blicken zweier Frauen und der Unterbitterlichkeit der zahnärztlichen Turbine.

Die Zahnärztin kommentiert trocken, fast nüchtern, während sie weiter schleift: „Tja, da wird’s nichts mehr mit einer Füllung. Sonst bricht Ihnen der Zahn.“ Kein Mitgefühl, nur die sachliche Feststellung der Konsequenzen deiner Vernachlässigung. Mit präzisen, unnachgiebigen Bewegungen arbeitet sie weiter, schleift die mesiale Wand tief ab, bis sie völlig verschwunden ist. Dann wendet sie sich an die Assistentin: „Tragen Sie mir 16 für eine Überkronung ein.“ Die Worte treffen dich mit der finalen Klarheit: dieser Zahn ist nicht mehr zu retten mit einer normalen Füllung. Mesial dringt die Turbine immer tiefer, die Öffnung zum Nachbarzahn weitet sich, der Abstand wird größer, der Schmerz zieht tief, heißkalt, bis in die Nebenhöhlen, ein pochendes Ziehen, das sich mit jeder Rotation steigert. Die Stimme der zweiten Assistentin dringt aus dem Nebenraum: „Krone beim Herrn…?“ trocken, sachlich, und doch ein kurzer Moment der Aufmerksamkeit von außen. Die Zahnärztin antwortet laut ohne zu zögern: „Ja, 16 bitte.“

Dann richtet sich die Aufmerksamkeit der Zahnärztin wieder auf dich. „Ein bisschen unangenehm wird’s noch“, sagt sie warnend, während sie den Bohrer auf die linguale Außenseite von 16 setzt. Der Diamant beginnt sofort, Material gnadenlos abzuarbeiten, tief und druckvoll. Die Assistentin hält Absauger, stabilisiert den Kopf, und fährt gleichzeitig mit dem Spiegel auf die Zunge, um sie hinunterzudrücken, damit die Zahnoberfläche vollständig zugänglich ist. Du bist weit geöffnet, fixiert, vollkommen ausgeliefert Das Wasser spritzt über die tief ausgebohrte linguale Fläche, glitzert im kalten Praxislicht, während die Assistentin mit Absauger und Spritze spült und ausbläst. Das kalte Zischen durchdringt den gesamten Mundraum, kurzzeitig kühlend, doch die Nerven schreien noch von der tiefen, gnadenlosen Bearbeitung. Dein Herz rast, dein ganzer Körper bleibt angespannt, du weißt gar nicht mehr wie lange deine Hände schon geballt sind. Ein Moment der Entspannung. Du öffnest die Hände und spürst wie sich an den Ballen die Nägel bereits tiefe Druckspuren hinterlassen haben. Du hoffst inständig, dass das Bohren jetzt endlich vorbei ist, dass die Turbine stillgelegt wird, dass der Schmerz nachlässt.

Doch die Zahnärztin lehnt sich wieder weit über dich: „Da ist die Karies aber ordentlich unter die Füllung marschiert.“ Keine Pause, keine Milderung. Der Bohrer setzt wieder an, gnadenlos, tief, und beginnt weiter Material zu entfernen. Die okklusale und linguale Fläche werden weiter ausgebohrt, bis von der ursprünglichen Zahnsubstanz nur noch vier dünne Pfeiler übrig bleiben.

"Mesial ist noch ein wenig", sagt sie durch ihren mit Spritzer übersäten Mundschutz und schnell wird ein grober birnenförmiger Fräser wird eingeklickt. „Weit auf!“. Mit druckvollen Bewegungen, schleift sie mesial jetzt unerbittlich. Scheinbar denkt sie, dass sie nicht mehr zaghaft sein muss, der Zahn wird ohnehin später überkront. Keine Rücksicht mehr auf Schmerzmilderung, keine Substanzschonung, nur präzise, brutale Effizienz. „Am mesiolingualen Höcker geht’s auch noch tiefer“, sagt sie nüchtern, während sie Birne tief hineinpfeifen lässt. Der Druck ist sofort spürbar, der führende Finger der Ärztin an der Turbine spannt sich so stark, dass der Knöchel unter dem Latex sichtbar weiß wird - ein stiller Beweis für die Bohrgewalt die sie nun ausübt. Der verbleibende Zahnpfeiler mesial wird immer dünner. Jeder deiner Muskelfasern ist nun gespannt und der Trigeminusnerv leitet den Schmerz bis hinauf in deine Schläfe. Unter der unnachgiebigen Härte der Zahnärztin verschwindet der Pfeiler schließlich vollständig, jede Substanz wurde entfernt.

Der Bohrer dringt wieder an die tiefste Stelle der Kavität, die Turbine singt scharf. Die Zahnärztin drückt nochmal fest nach, der Fräser sägt tief. Ihre Stimme ruhig, sachlich, fast kühl: „Mal sehen, ob das so geht, oder ob wir eine Wurzelbehandlung brauchen und dann einen Stiftaufbau… hier geht’s ja auch unters Zahnfleisch.“ Die Worte treffen hart, härter als diese nüchterne Prognose, ein Hinweis auf das Ausmaß des Defekts. Du kannst nicht mehr. "Ahhhhhh" schreist du auf, schon fast kraftlos, aber sie fräst weiter "Gleich fertig...weit auf" befiehlt die Zahnärztin als sie an der mesiale Kante die Turbine nochmal brutal reindrückt. Kaum, als du denkst, du hältst es nicht mehr aus, verstummt das metallische Pfeifen, die Zylinder stoppt, und für einen winzigen Moment scheint die gnadenlose Intensität zu weichen. Dein Kiefer entspannt sich kaum spürbar, die Hände lösen sich leicht aus der Lehne, Augen öffnen sich, aber der Nachhall der Vibrationen, der Schmerz, der tief in den Nerven sitzt, bleibt spürbar.

Die Zahnärztin streift sich die Handschuhe kurz zurecht, sachlich, wie jemand, der gerade ein Stück Metall gefeilt hat. „So… Aufbaufüllung am Sechzehner,“ sagt sie, völlig ungerührt, während sie die Turbine in ihre Halterung klickt. „Vierzehn, fünfzehn und siebzehn machen wir Amalgam.“ Das klingt nicht wie ein Vorschlag. Es ist ein Befehl mit einem Behandlungsplan im Schlepptau. Die Assistentin notiert das leise, das metallische Klirren des Tabletts klingt wie ein kleines Echo ihrer Autorität.

Dann richtet sich die Ärztin zu dir, zieht den Mundschutz kurz unter das Kinn. „Wenn der Sechser bis nächste Woche meldet… machen wir halt eine Wurzelbehandlung.“

„Halt.“ Als wäre das nichts weiter als ein Handgriff, kein Eingriff ins Nervengewebe. Nur Routine. Du liegst noch immer da, der Kopf weit nach hinten, das Licht brennt dir in die Pupillen. Der Sauger wird entfernt, die Assistentin wischt über deine Lippen, streift mit dem Handschuh kurz über dein Kinn, kontrolliert, ob irgendwo Wasser steht. Das Zischen des Absaugers verstummt, das Becken tropft leise nach. Die Füllungen warten auf dich...