Lilly und Leon - Die Reise
Kapitel 1 - Aufgeregt nach Kuba
Das Kribbeln in meinem Bauch fühlte sich an wie Hunderte kleiner Schmetterlinge, die einen Tanz aufführten. Es war kurz vor 5 Uhr morgens, und während das Taxi bereits die Straße entlangrollte, stand ich mit weit aufgerissenen Augen im Wohnzimmer. Der Koffer war schon seit Tagen gepackt, aber ich fand immer noch Dinge, die meiner Meinung nach unbedingt mit mussten. Ich hatte mich gerade vom Koffer abgewandt, um noch schnell ein zusätzliches Paar Socken aus der Schublade zu fischen, als Leon die Badezimmertür öffnete.
"Schatzi, du bist doch nicht etwa immer noch am Packen?", fragte er lachend und schüttelte den Kopf. Sein braunes, leicht zerzaustes Haar fiel ihm ins Gesicht, und seine braunen Augen funkelten vor Vorfreude. Seit er vor einem halben Jahr mit dem Fitnessstudio angefangen hatte, wirkte sein breiter Körper noch muskulöser, und der Anblick gefiel mir. Sehr sogar.
Mit 25 Jahren und meiner schlanken Figur hätte ich eigentlich cooler sein müssen. Aber meine dunkelblonden Haare standen mir zu etwas Berge, und meine blauen Augen huschten unruhig durch den Raum. Ich, Lilly, war einfach nicht der Typ für entspanntes Packen. Vor allem nicht, wenn die erste gemeinsame Reise anstand, und dann gleich nach Kuba!
Ich verschwand noch einmal in Windeseile im Badezimmer und stopfte eine Tube Sonnencreme in eine Seitentasche. Als ich zurück ins Wohnzimmer kam, blickte Leon auf sein Handy. "Das Taxi ist da!", sagte er und grinste. Schnell schnappte ich mir den Koffer und meinen Rucksack und rannte ihm die Treppe hinunter hinterher.
Im Taxi roch es leicht nach Vanille. Der Taxifahrer, ein freundlicher Mann mittleren Alters, schaute uns im Rückspiegel an und fragte: "Na, geht’s in den Urlaub?"
"Ja, nach Kuba!", sagte Leon stolz, während er meine Hand fest drückte.
"Ach, Kuba! Da war meine Frau und ich auch schon mal", erzählte der Fahrer und lächelte wehmütig. "Wunderschön dort. Traumstrände, Sonne, alles, was das Herz begehrt. Aber meine Frau... die hat sich dort leider etwas eingefangen. Sie hatte die ganze Zeit hohes Fieber und wir mussten die meiste Zeit im Resort bleiben."
Ein kleiner Stich der Angst durchfuhr mich, aber ich versuchte, ihn zu ignorieren. "Oh, das tut mir leid!", erwiderte ich. Leon nickte zustimmend und ergänzte: "Das ist ja wirklich Pech."
Der Rest der Fahrt verging schweigend, aber das lag nicht an der bedrückenden Geschichte. Leon und ich waren in unseren eigenen Gedanken versunken, träumten vom türkisfarbenen Meer, den feinen Sandstränden und unserem wunderschönen Strandresort. Wir malten uns aus, wie wir die Sonne genießen, Cocktails schlürfen und die Seele baumeln lassen würden. Endlich kam das Taxi zum Stehen. Ein Schild mit dem Wort "Abflug" strahlte über dem gläsernen Eingang des Flughafens.
Der Geruch von gebranntem Kaffee und Tausenden von Reisenden umhüllte uns, als wir den Flughafen betraten. Ich schob unseren großen Koffer durch die Menschenmassen, während das monotone Brummen der Rollbänder unter der hohen Decke widerhallte. Die Aufregung war so greifbar, dass ich kaum wusste, wohin ich zuerst blicken sollte.
Nachdem wir den Koffer eingecheckt hatten, bewegten wir uns in Richtung der Sicherheitskontrolle. Meine Hände schwitzten leicht, ein irrationales Gefühl von Nervosität machte sich breit. Ich legte meine Schuhe, den Rucksack und meine Jacke in die graue Kiste. Dann trat ich durch das piepende Metalldetektor-Tor. Ein erleichtertes Aufatmen, als nichts passierte.
Doch als ich mich umdrehte, um meine Sachen wieder einzusammeln, sah ich, dass mein kleiner pinker Handgepäck-Rucksack auf dem Förderband gestoppt wurde. Ein Mann in Uniform, mit ernster Miene, beäugte den Bildschirm, auf dem die Röntgenbilder unserer Koffer zu sehen waren. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. "Entschuldigen Sie, Ma'am", sagte er in monotonem Ton. "Wir müssen uns Ihre Tasche kurz ansehen."
Mein Herz begann wie wild zu hämmern. Was hatte ich vergessen? Hatte ich eine Nagelfeile eingepackt? Nein, unmöglich. Ich schaute hilfesuchend zu Leon, der nur die Schultern zuckte. Der Sicherheitsbeamte öffnete den Reißverschluss meines Rucksacks, und meine Augen weiteten sich, als er suchend seine Hand hineinsteckte. Ein Moment der Stille, dann ein irritierter Blick auf seine Hand und mein Gesicht. Er zog sie wieder heraus und hielt etwas in der Hand, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Es war mein kleiner, pinker Vibrator. Und er warf dabei einen fragenden, fast schon amüsierten Blick auf mich.
Ich wünschte, der Boden würde sich auftun und mich einfach verschlucken. Mein Gesicht brannte, so rot, wie es noch nie gewesen war. Ich konnte nichts sagen, nichts tun. Ich starrte nur auf den Beamten, der den kleinen, pinken Gegenstand für einen Moment betrachtete, bevor er ihn wortlos zurück in meine Tasche legte und sie wieder schloss.
Leon, der das Geschehen aus der Entfernung verfolgt hatte, kam nun auf mich zu und musste sich das Lachen verkneifen. Als er die Tasche vom Band nahm, brach es aus ihm heraus. Er lehnte sich gegen eine Wand und lachte hemmungslos, bis ihm Tränen in den Augen standen.
"Lilly, sag mal... warst du wirklich so naiv, das ins Handgepäck zu tun?", fragte er, während er sich wieder beruhigte. "Und was zur Hölle hattest du damit auf dem Flug vor?"
Mein Gesicht glühte noch immer, als wir uns langsam von der Sicherheitskontrolle entfernten. Ich fühlte mich, als würden mich Hunderte von Menschen anstarren und sich über mein kleines Geheimnis lustig machen. Ich schaute Leon mit beleidigten Augen an. Er grinste nur.
"Ich bin schon seit 15 Jahren nicht mehr geflogen!", platzte es aus mir heraus, als wir in der lauten Abfertigungshalle nach einem Café Ausschau hielten. "Wie sollte ich wissen, dass man im Handgepäck alles sieht? Und mein Koffer war doch schon zu! Ich wollte ihn nicht wieder aufmachen müssen, um das kleine Ding zu verstauen. Ich dachte, hier ist es am sichersten."
Leon schüttelte noch immer lachend den Kopf und zuckte mit den Schultern. "Soso", sagte er und sein Grinsen wurde noch breiter. "Vielleicht wird er sich noch als nützlich erweisen." Er zwinkerte mir zu und griff nach meiner Hand.
Wir setzten uns in ein kleines Café, das nach süßem Gebäck und bitterem Espresso roch. Ich bestellte einen Cappuccino und ein Croissant, aber der Kloß in meinem Magen war einfach zu groß. Ich stocherte mit der Gabel lustlos in meinem Frühstück, während Leon genüsslich sein Brötchen verschlang. Ich wollte nur noch in diesem Flugzeug sitzen und alles hinter mir lassen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der ich mein Essen kaum angerührt hatte, wurde unsere Flugnummer aufgerufen. Endlich! Aufgeregt machten wir uns auf den Weg zum Gate.
Als wir durch die schmale Flugzeugtür traten, fühlte ich, wie meine Nervosität zurückkehrte. Der enge Gang, die Reihen von Sitzen. Leon fand unsere Plätze am Fenster. Ich ließ mich auf den Sitz fallen und schnallte mich fest. Die Motoren dröhnten laut, das Flugzeug rollte über die Landebahn. Ich krallte mich mit zittrigen Fingern in die Armlehnen. In diesem Moment spürte ich Leons Hand sanft auf meiner. Er streichelte meinen Handrücken. Ich schaute ihn an, und sein Blick war voller Wärme.
Dann hob die Maschine ab. Der Druck in den Ohren, die Beschleunigung, die Erde, die immer kleiner wurde. Als wir die Reisehöhe erreicht hatten, löste Leon seine Hand von meiner und beugte sich zu meinem Ohr. Sein warmer Atem kitzelte mich.
"Ich finde dich total heiß in deiner Leggings", flüsterte er leise, und ein vertrauter, verschmitzter Blick huschte über sein Gesicht. "Wie kann ein einziger Mann nur so viel Glück haben?" Er beugte sich vor, um mir einen schnellen, zärtlichen Kuss auf die Wange zu geben. Ich spürte, wie meine Aufregung nachließ und mein Herz stattdessen schneller schlug. Aus einem ganz anderen Grund.