Die Tür ging erneut auf, diesmal langsamer, fast bedächtig.

Ein Mann trat ein, groß gewachsen, das Haar silbergrau, der weiße Kittel an den Manschetten leicht vergilbt.

Er trug eine altmodische Brille mit dicken Gläsern, die er kurz zurechtrückte, bevor er sich auf einem Rollhocker vorwärts schob.

Der Blick, den er Mara zuwarf, war kein fragendes „Wer sind Sie?“, sondern das sichere Erkennen eines Patienten, den er zu kennen glaubte.

„Na, da sind wir ja endlich wieder“, sagte er mit einer Mischung aus mildem Vorwurf und routinierter Begrüßung.

Er drehte das Licht über ihrem Kopf noch ein Stück heller, sodass Mara unwillkürlich die Augen zusammenkniff.

„Machen wir’s Ihnen heute leichter, hm? Die Gurte scheinen ja zu helfen.“

„Herr Doktor, wirklich, ich glaube, da liegt ein—“

Er winkte ab, als hätte er diesen Satz schon hundertmal von derselben Person gehört. „Keine Sorge, wir sind gleich fertig. Nur ein paar Füllungen erneuern. Nichts Schlimmes.“

Die Helferin stand schon bereit, hielt den Sauger wie eine Waffe, die nur auf ein Zeichen wartete.

Der Arzt griff zum Spiegel, beugte sich vor, und Mara spürte den kalten Rand des Instruments auf ihren Lippen.

„Mund auf, bitte. Weiter … weiter.“

Mara spürte, wie ihr Herzschlag in ihren Ohren dröhnte.

Jede Faser ihres Körpers wollte sich winden, aber die Manschetten hielten sie fest.

Sie sah den Arzt in stiller Panik. Sein Gesicht sieht durch die Gläser seiner Brille, sein Gesicht kaum verzerrt von Zweifel, völlig sicher in seiner Aufgabe.

Das war der Moment, in dem sie begriff:

Er würde ihr nicht zuhören.

Er würde sie behandeln.

Und er würde nicht aufhören, bevor er fertig war.