17 members like this


Aufrufe: 348 Created: Vor 2 Monate Updated: Vor 2 Monate

Bergfieber

Die Besprechung

Nachdem Joaquin sicher war, dass Anna fest schlief, ging er in die Küche hinüber, wo Mateo auf ihn wartete.

Er dankte dem Freund, dass er sich spontan die Zeit für den Hausbesuch genommen hatte und bot ihm einen Kaffee an.

„Was denkst du?“ fragte er. „Sind es wirklich nur Regelschmerzen? So wie ich Anna kennengelernt habe, ist sie eher zäh und jammert sicher nicht wegen einer Kleinigkeit“. „Unterschätz das mal nicht“ antwortete der Doktor. „Viele Frauen leiden wirklich sehr während ihrer Periode, und dann darfst du auch nicht vergessen, dass Anna unser Klima hier nicht gewohnt ist, das kann die Schmerzen durchaus verstärken. Eine genaue Diagnose kann ich nicht stellen, dafür müsste ich sie in meiner Praxis genauer untersuchen.“

Joaquin nickte besorgt. "Mateo, du bist selbst Bergsteiger. Und du weißt was auf dem Spiel steht, wenn man losgeht und nicht zu hundert Prozent körperlich fit ist. Der Aconcagua ist alles andere als eine gemütliche Wandertour und ich werde nichts riskieren, schon gar nicht mit Anna."

"Sie... liegt dir sehr am Herzen, ja?" fragte Mateo den Freund zögernd, denn er wusste, dass dieser nicht gerne über Privatangelegenheiten sprach.

Die beiden kannten sich schon seit Schulzeiten und hatten oft und gerne gemeinsame Bergtouren unternommen. Dann, nach dem Abschluss, hatten sie verschiedene Wege eingeschlagen. Mateo begann sein Medizinstudium, während Joaquin Sportphysiologie studierte und sich immer mehr dem Extrem- und schließlich dem Höhenbergsteigen zuwandte. Er stellte sich als außerordentlich fähiger Bergsteiger heraus, dem die Höhe erstaunlich wenig zu Schaffen machte und so war er schon bald an den Achttausendern unterwegs, wo er sich jeweils außergewöhnlich gut und schnell akklimatisierte und herausragende Leistungen vollbrachte. Mateo hatte schon des Öfteren gescherzt, dass Joaquin wohl Sherpa-Blut in seinen Adern haben müsse.

Auch wenn sie sich nicht mehr so regelmäßig sahen wie früher, blieb ihre Freundschaft doch bestehen, und wann immer Joaquin seiner Heimat mal wieder einen Besuch abstattete, trafen sie sich auf ein Bier oder unternahmen eine gemeinsame Tour. Sie sprachen eigentlich offen über alles, nur in Gefühlsdingen war Joaquin sehr reserviert. Mateo hatte ihn zwar einige Male in Begleitung verschiedener Frauen angetroffen, aber nie den Eindruck gehabt dass es sich um etwas Ernstes handelte. Seine Freiheit stellte Joaquin über alles. Deshalb war Mateo einigermaßen erstaunt, ihn nun so besorgt zu sehen.

"Anna ist... außergewöhnlich" antwortete Joaquin nach kurzem Zögern. "Sie ist natürlich noch sehr jung und einigermaßen unerfahren, aber ich sehe da ein Talent das gefördert werden muss". Seine Miene verschloss sich und er schien dem nichts mehr hinzufügen zu wollen, deshalb beließ es Mateo dabei. Stumm, in die jeweils eigenen Gedanken versunken saßen sich die beiden Freunde gegenüber.

"Ich schlage Folgendes vor" brach Mateo das Schweigen. "Du wartest jetzt auf jeden Fall noch die nächsten zwei, drei Tage ab. Habt ihr die Zeit?" "Schon." antwortete Joaquin "Das Wetter lässt einen Aufstieg in den nächsten Tagen sowieso noch nicht zu." "Gut. Beobachte Anna morgen und übermorgen. Ich hätte gerne, dass du zweimal am Tag ihre Temperatur misst, vorsichtshalber. Weiter sollte sie zumindest morgen noch das Schmerzmittel bekommen. Wenn es ihr über Nacht wieder schlechter geht oder sie unruhig ist, kannst du ihr auch noch mal ein Zäpfchen geben. Ich lasse dir die Schachtel da, ebenso das Fieberthermometer."

"In Ordnung, aber ich glaube das rektale Fiebermessen war für Anna wirklich schlimm. Um die Zäpfchen kommt sie wohl nicht rum, aber können wir nicht zumindest die Temperatur unterm Arm messen?" erkundigte sich Joaquin. "Ich verstehe dass es unangenehm für sie ist" erwiderte der Doktor. "Aber bei eurem Vorhaben wäre es wirklich wichtig, die genaue Körpertemperatur zu ermitteln, und die lässt sich nun mal nur bei der Messung im Po feststellen." "Gut, dann muss sie da wohl durch." antwortete Joaquin und schien nicht ganz überzeugt. Er scheute sich davor, Anna diese Tortur noch mehrere Male zuzumuten.

"Hör zu" erwiderte Mateo. "Ich erkläre dir jetzt genau, wie du es ihr so angenehm wie möglich machen kannst. Außerdem scheint sie mir doch ein ganz vernünftiges Mädchen zu sein. Sie wird verstehen, dass es so zu ihrem Besten ist."

"Also, beim Fiebermessen kommt es darauf an" dozierte er, "dass du das Thermometer tief genug in ihren Po einführst, nicht nur die Spitze. Du darfst es gerne dünn mit Vaseline oder einer sonstigen Creme bestreichen, damit es leichter in ihren After gleitet. Nur nicht zuviel, das könnte die Temperatur verfälschen. Weise sie an, immer schön tief durchzuatmen und schiebe das Thermometer erst mal nur ein, zwei Zentimeter in ihren Po. Dann lässt du es kurz los und es richtet sich quasi von selbst aus, das ist der Trick. Zur Orientierung, der Darm verläuft hier parallel zur Wirbelsäule und in diese Richtung schiebst du es dann - vorsichtig natürlich - tiefer. Die Messzeit beträgt fünf Minuten, und bitte halte das Thermometer fest, wenn sie unruhig oder aufgeregt ist, damit sie sich nicht verletzt."

"Beim Zäpfchengeben gehst du folgendermaßen vor" erklärte er weiter, "Sie bekommt drei am Tag. Bei starken Schmerzen kannst du die Dosis verdoppeln, aber maximal sechs Zäpfchen innerhalb von vierundzwanzig Stunden. Auf die Zäpfchen bitte keine Creme auftragen, das könnte die Wirkung mindern. Keine Angst, wenn du sie ein wenig anschmelzen lässt, rutschen sie auch so. Vorsichtig an der Poöffnung ansetzen und mit Gefühl hineinschieben. Du wirst merken wenn sie dazu bereit ist. Es ist nicht nötig, den Finger mit einzuführen. Sobald das Zäpfchen den Schließmuskel passiert hat, ist es lediglich notwendig dass du sie daran hinderst, es wieder hinauszupressen. Dazu legst einfach ein, zwei Minuten den Finger auf ihren Anus und drückst leicht dagegen. Danach kannst noch kurz ihre Pobacken zusammen drücken, dann rutscht das Zäpfchen sicher nicht mehr hinaus."

Joaquin nickte. "Gut, das werden wir hinbekommen. Bei starken Schmerzen heute Nacht noch ein Zäpfchen, morgen nochmal drei davon, und morgens und abends Fiebermessen" fasste er zusammen. "Aber was ist, wenn die Beschwerden nicht nachlassen?" "Wenn es sich wirklich nur um Regelschmerzen handelt, sollte sich die Sache innerhalb der nächsten zwei Tage deutlich gebessert haben. Falls nicht, möchte ich, dass du mit Anna zu einer genaueren Untersuchung zu mir in die Praxis kommst. Nur dort kann ich die Beschwerden definitiv abklären und eine genaue Diagnose stellen" beantwortete Mateo die Frage. "Aber mach dir nicht allzu viele Sorgen" sagte er abschließend, "deine Anna macht mir nicht den Eindruck, gefährlich erkrankt zu sein. Ihre Konstitution scheint mir insgesamt überdurchschnittlich, und die Schmerzen kriegen wir sicher auch bald in den Griff."

"Deine Anna" hallte das eben gesagte in Joaquins Kopf nach, während er sich von Mateo verabschiedete. Wie konnte es sein, dass er sich um das Wohlergehen dieser jungen Frau so sehr sorgte? Er, der Frauen zwar mochte, aber noch keine ihm wirklich etwas bedeutet hatte. Sein Leben waren die Berge, wichtig war ihm seine Freiheit, sich selbst zu fordern, an seine Grenzen und oftmals auch darüber hinaus zu gehen... Sollte er in Anna so etwas wie eine verwandte Seele gefunden haben? Eigentlich war er mit seinem Leben, so wie es war durchaus zufrieden, auch wenn er in manchen Momenten das Gefühl hatte etwas zu vermissen, das er selbst nicht so genau definieren konnte.

Er schüttelte den Gedanken fürs erste ab und öffnete leise die Tür zum Schlafzimmer um nach Anna zu sehen...

Comments

Chogolisa Vor 2 Monate
Schneeflocke94 Vor 2 Monate
Bumholelicker Vor 2 Monate