Transgender beim Gynäkologen
Der Termin
Als ich an diesem Morgen aufwachte, rumorte es bereits in meinem Bauch. Ich erhaschte einen kurzen Blick auf mein Handy, in der Hoffnung ich könnte mich noch etwas länger in meine Bettdecke einkuscheln; doch leider zeigte es bereits 7:30 Uhr an. Um halb 9 war mein Termin in der gynäkologischen Praxis, den ich schon so lange vor mir hergeschoben hatte. Mein erster und bisher auch letzter Termin war kurz bevor ich mit meiner Hormontherapie begonnen hatte und somit schon zwei Jahre her. Damals fand ich es schon sehr unangenehm und peinlich, doch jetzt, durch die körperlichen Veränderungen, war es mir nochmal unangenehmer. Doch ich wusste, dass ich den Termin nicht schon wieder absagen sollte, wenn ich ihn hinter mir hätte, würde ich bestimmt sagen können ,,war doch gar nicht so schlimm".
Also zwang ich mich aus dem Bett, zog mir weite Klamotten an und machte mich fertig. Essen hätte ich vor Aufregung nicht herunter bekommen. Also machte ich mich pünktlich auf den Weg zur Praxis. Da ich vergangenes Jahr erst umgezogen war, musste ich zu einer mir fremden Praxis gehen. Sie war recht klein und es arbeiteten nur zwei Gynäkologen dort. Als ich ankam, saßen bereits mehrere Frauen im Wartezimmer. Ich versuchte sie auszublenden und meldete mich an. Leider hatte ich zu dem Zeitpunkt meinen Vornamen noch nicht geändert, so musste ich also zu meinem Wunsch Namen noch meinen alten Namen angeben. Ich bat aber darum, mich als Herrn Jacob Müller aufzurufen. Die Dame, die mich schon die ganze Zeit streng beäugt hatte, nickte zwar, schien sich jedoch nicht großartig dafür zu interessieren. Ich setzte mich mit so viel Abstand wie möglich zu den anderen Patientinnen ins Wartezimmer. Nervös knabberte ich an meinen Fingernägeln und starrte wie gebannt auf die Uhr. 9 Uhr verstrich bereits und ich wurde noch immer nicht aufgerufen. Dafür war das Wartezimmer inzwischen voll und ich war der einzige Mann. ,,Frau Emma Müller bitte in die 2", rief es plötzlich laut und unüberhörbar ins Wartezimmer. Mir stiegen Tränen in die Augen. War es etwa so schwer meinen gewünschten Namen zu nennen? Ich fühlte mich wie erstarrt und konnte meine Beine nicht zum Aufstehen bewegen, da kam auf einmal die Arzthelferin und blickte mich streng an. ,,Na los, worauf warten Sie denn?". Ich spürte die Blicke aller Patientinnen auf mir. Mit gesenktem Kopf stand ich nun endlich auf und folgte der Arzthelferin in den zweiten Untersuchungsraum. ,,Ziehen Sie schon einmal alles aus und setzen sich noch kurz auf den Hocker hier, der Doktor kommt gleich.", erklärte sie und verließ dann den Raum. Ich sollte mich also gleich komplett nackt machen? Konnte es denn noch schlimmer kommen? Ich zog mich aus, versuchte meine Scham mit einer Hand zu verdecken, setzte mich wie befohlen auf einen kleinen Hocker und wartete.