Man sieht sich immer zweimal im Leben
Kapitel 5 – Die Lektion beginnt
Alexandra blieb noch einen Moment im Behandlungsraum zurück und „räumte auf“, zumindest dem äußeren Anschein nach. In Wahrheit nutzte sie die Gelegenheit, um genüsslich zu beobachten, wie Stefan Schultheiß – einst selbstverliebter Klassenclown, nun sichtbar angeschlagen – auf der Bettpfanne saß. Die Geräusche, die folgten, waren weder subtil noch schmeichelhaft, und Stefan wirkte dabei kläglicher denn je.
Schweigend reichte sie ihm eine Rolle Klopapier.
„Bitte in der Toilette entsorgen. Und dann gründlich die Hände waschen. Danach gehen wir zur Besprechung.“
Stefan gehorchte still. Als er, nun wieder angezogen, zurückkam, nahm Alexandra wortlos die Bettpfanne an sich und führte ihn ins Büro von Dr. Bachmann.
Nach einem kurzen Klopfen durften sie eintreten. Dr. Bachmann sah von ihrer Akte auf, setzte sich ihre Brille zurecht und nickte zur Begrüßung.
„Wie fühlen Sie sich jetzt, Herr Schultheiß?“
„Schon besser. Ich denke, ich kann morgen wieder arbeiten“, versuchte Stefan ein Lächeln.
Dr. Bachmann hob eine Augenbraue.
„Oh, das sehe ich allerdings ganz anders.“
Sie griff zum Bericht und las mit ruhiger Stimme:
„Kein Fieber bei doppelter rektaler Messung. Migräneähnliche Schmerzen, behandelt mit einem Zäpfchen. Danach – laut eigener Angabe – spontane Besserung.“
Sie reichte ihm die Verpackung.
Stefan warf einen Blick darauf. Spanisch.
„Aber… das ist…“
„Abführzäpfchen“, ergänzte Alexandra mit einem kaum merklichen Lächeln.
„‚Glycilax adultos supositorios‘ – ziemlich wirksam übrigens.“
Dr. Bachmann lehnte sich zurück, ihr Ton kühl, beinahe ironisch.
„Bemerkenswert, nicht wahr? Migränebehandlung nach lateinamerikanischer Art.“
Stefan starrte betreten zu Boden.
„Die Kopfschmerzen waren trotzdem weg.“
„Placeboeffekt vielleicht?“, schlug Alexandra vor.
„Oder ein kreativer Versuch, sich ein langes Wochenende zu erschleichen“, konterte Dr. Bachmann.
Schließlich fiel Stefans Fassade.
„Okay. Ich war nicht krank. Es tut mir leid. Ich… wollte einfach nur frei.“
Dr. Bachmann nickte langsam.
„Deshalb meine Antwort von vorhin. Laut Bericht waren Sie nie krank – das wäre ein Kündigungsgrund.“
Alexandra, die bis hierhin die stille Genugtuung genossen hatte, wurde plötzlich unruhig.
„Aber jeder verdient eine zweite Chance“, sagte sie schließlich. „Ich möchte nicht, dass er seinen Job verliert.“
Dr. Bachmann sah sie einen Moment prüfend an, dann nickte.
„Gut. Aber Konsequenzen muss es geben. Eine Lektion. Alexandra – Sie ändern den Bericht entsprechend. Und Herr Schultheiß wird uns in einem Forschungsprojekt unterstützen.“
„Was für eins?“, fragte Stefan vorsichtig.
„Vergleichsdaten zu Messungen im schlaffen und erigierten Zustand. Ein renommiertes Institut – mit Unterstützung eines Kondomherstellers. Unsere Auszubildende braucht außerdem noch praktische Erfahrungen. Katheter legen. Einläufe. Rektalmessung.“ Sie ließ den Satz in der Luft hängen.
„Freitag, 17 Uhr – nach Praxisschluss“, fügte sie sachlich hinzu. „Unter Prüfungsbedingungen mit unserer Azubi Annette. Passt das?“
„Aber… ich habe Fußballtraining…“, murmelte Stefan fassungslos.
Dr. Bachmanns Stimme wurde scharf.
„Und Montag vielleicht keinen Job mehr. Alexandra, bitte koordinieren Sie das. Und den Bericht bis morgen an mich.“
Dann wandte sie sich an Stefan.
„Sie sollten sich bei Alexandra bedanken. Ohne sie wären Sie arbeitslos. Und ich denke, wir alle verstehen, dass diese Situation diskret bleiben muss.“
„Ja… natürlich“, sagte Stefan leise.
„Alexandra?“, fragte Dr. Bachmann.
„Selbstverständlich“, bestätigte sie.
Dr. Bachmanns Blick bekam etwas Spielerisches.
„Und führen Sie alle medizinischen Maßnahmen detailliert im Bericht auf – ich kenne seine Chefin. Sie wird den Bericht sicher… informativ finden.“
Stefan blinzelte irritiert. Sein Lächeln war verschwunden, sein früherer Charme verdampft.
„Aber ohne eine angemessene Lektion lassen wir Sie heute nicht gehen“, erklärte Dr. Bachmann plötzlich. Ihr Ton wurde streng.
„Alexandra. Stellen Sie bitte meinen Stuhl in die Mitte.“
Sie tat es, irritiert. Dr. Bachmann setzte sich, sah Stefan an.
„Stellen Sie sich neben mich.“
Er folgte dem Befehl – mechanisch, ohne Widerworte.
In einer fließenden Bewegung öffnete Dr. Bachmann seine Jeans, zog sie mitsamt der Unterhose bis zu den Knien hinab und legte ihn über ihr Knie.
Alexandra hielt unwillkürlich den Atem an. So hatte sie ihre Chefin noch nie erlebt.
„Ihr Armani-Höschen wird Sie jetzt auch nicht retten“, murmelte Dr. Bachmann fast belustigt. Dann folgte der erste Schlag – laut, flach, trocken.
Nur die rechte Pobacke. Immer wieder. Rhythmisch. Hart.
Stefans Atmung beschleunigte sich. Er hielt still, ertrug es, doch seine Würde fiel Schlag um Schlag zu Boden. Alexandra spürte ein Prickeln – irgendwo zwischen Genugtuung und Fassungslosigkeit. Alte Erinnerungen flackerten auf.
Die rechte Seite war inzwischen rot bis violett – die linke noch unberührt.
„Ich denke, das genügt“, sagte Dr. Bachmann schließlich. „Jetzt etwas für die linke Seite.“
Sie streifte sich Handschuhe über und nahm die Tube Finalgon entgegen.
Ohne Vorwarnung drückte sie einen dicken Streifen auf Stefans kühle Pobacke und begann, die Salbe mit auffälliger Gründlichkeit einzuarbeiten.
Als Stefan zu stöhnen begann, lächelte sie kühl.
„Sie spüren die Wirkung? Gut. Sie soll sich entfalten.“
Dann fuhr sie mit der restlichen Salbe tiefer – und versenkte schließlich ihren behandschuhten Finger samt Creme in Stefans Körper.
Er erstarrte. Das Brennen würde in wenigen Minuten unerträglich werden – das wusste er.
Alexandra beobachtete die Szene schweigend. Dies war mehr als eine Bestrafung. Es war eine Erinnerung. Eine Umkehr. Eine stille Rache.
Und noch war der Freitag nicht gekommen.
Dann zog Dr. Bachmann langsam ihre Handschuhe aus, streifte sie Finger für Finger ab, als wäre es Teil eines Rituals. Sie blickte dabei nicht Stefan, sondern Alexandra an.
„Wie viele Minuten kam Herr Schultheiß heute eigentlich zu spät?“
„Genau fünfzehn“, erwiderte Alexandra ohne Zögern.
Dr. Bachmann nickte bedächtig.
„Dann sorgen wir dafür, dass er am Freitag pünktlich ist.“
Sie trat vom Stuhl zurück, ihr Ton sachlich wie eine ärztliche Anweisung.
„Alexandra – holen Sie bitte den Rohrstock aus dem Wartezimmer. Der, mit dem wir die Philodendron stützen. Die Pflanze wird ihn nicht mehr brauchen.“
Ein feines Lächeln zuckte um ihre Lippen, ehe sie hinzufügte:
„Aber Herr Schultheiß vielleicht schon.“
Bis jetzt war es eine amüsante, anrege…