Man sieht sich immer zweimal im Leben
Teil 2: Fiebermessung mit Überraschung
Dr. Behrend verabschiedete sich – wie stets – mit einer Mischung aus aristokratischer Würde und dieser leicht zerstreuten Nachmittagsmüdigkeit, die ihn gegen 14 Uhr zuverlässig in den Feierabend trug.
Annette, inzwischen im letzten Jahr ihrer Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten, war von Frau Dr. Bachmann mit einem wohlwollenden, aber bestimmten Hinweis auf die bevorstehende Zwischenprüfung bereits um 16:30 Uhr zum Lernen nach Hause geschickt worden.
Der letzte Patient des Tages war soeben ins Sprechzimmer gebeten worden. Da es sich lediglich um eine routinemäßige Impfung handelte, verließ er die Praxis nur wenige Minuten später wieder – mit einem Pflaster am Arm und einem knappen Gruß auf den Lippen.
Jetzt war es still. Nur noch sie beide. Noch eine Viertelstunde.
Alexandra holte tief Luft, als wolle sie Platz schaffen für die aufkommende Spannung. Gleich würde er durch die Tür treten: Stefan Schultheiß. Würde er sie sofort erkennen?
Wie mochte er sich verändert haben?
Damals hatte sie wilde, unbändige Locken getragen – heute schmiegte sich ein eleganter Kurzhaarschnitt an ihren Kopf. Eine schmale Brille verlieh ihrem Gesicht Kontur, doch das war bei weitem nicht die auffälligste Veränderung. Die tiefgreifendste hatte sich im Verborgenen vollzogen – unter ihrer Kleidung, verborgen, aber von großer Bedeutung. Chirurgisch, wohlüberlegt, durchgestanden.
Drei Jahre war das nun her. Ein Geschenk an sich selbst. Oder vielmehr: eine Rückeroberung der eigenen Würde. Die Hänseleien aus ihrer Schulzeit hatten Narben hinterlassen – feine, unsichtbare, doch umso schmerzhaftere. Besonders Stefans spöttische Bemerkungen hatten sich in ihr Bewusstsein eingebrannt wie kleine Brandmale.
„Platt wie ein Bügelbrett“ – sie hörte ihn noch heute. Nach langem Ringen, unterstützt von ihrer Mutter, hatte sie sich schließlich zum Geburtstag eine Brustvergrößerung gegönnt – nicht aus Eitelkeit, sondern als Akt der Selbstermächtigung. Nicht nur ihr Körper hatte sich seither verändert, auch ihr Auftreten war gewachsen. Heute bewegte sie sich mit einer Gelassenheit und inneren Stärke, die früher undenkbar gewesen wäre.
Aber wie mochte er heute sein? Ob sie ihn überhaupt wiedererkennen würde? In diesem Moment öffnete sich die Tür, und Irene trat ein.
„Ich denke, es wäre gut, wenn Sie jetzt vorne am Empfang auf Herrn Schultheiß warten würden“, sagte Irene mit einem überraschend energischen Unterton.
Alexandra zuckte leicht zusammen – zuerst, weil sie aus ihren Gedanken gerissen wurde. Dann, weil die plötzliche Förmlichkeit sie irritierte. Und schließlich, weil Irene sie tatsächlich gesiezt hatte.
Doch als sich ihre Blicke trafen, löste sich der Moment: Das schelmische Funkeln in Irenes Augen verriet die Inszenierung. Ein Spiel.
Sie spielten eine Szene – und sie spielten sie gut.
„Wir wollen ja nicht, dass Herr Schultheiß vor verschlossener Tür steht“, fuhr Irene fort, nun mit betont sachlicher Miene, als würde eine unsichtbare Kamera mitlaufen.
Alexandra hatte Mühe, sich das Lachen zu verkneifen.
„Natürlich, Frau Dr. Bachmann, da haben Sie vollkommen recht. Ich mache mich sofort auf den Weg“, entgegnete sie mit einem feinen Zwinkern.
Ein stummes Grinsen wanderte über beide Gesichter – sie verstanden sich wortlos. Eingespielt. Mit einem Augenzwinkern zwischen Pflicht und Theater.
„Moment noch – hier, ich habe etwas für Sie.“ Irene reichte ihr ein dünnes Dokument, zwei Seiten, sorgfältig geheftet.
„Unsere Praktikantin Annette hat eine kleine Übersicht zu den neuen gesetzlichen Regelungen bei Krankmeldungen und Fehlzeiten erstellt. Könnte… für Herrn Schultheiß von Interesse sein.“
Der ironische Unterton war kaum zu überhören.
Alexandra nahm die Blätter entgegen und ließ den Blick darüber gleiten – dankbar für die Ablenkung, aber auch neugierig. Sie blätterte weiter und runzelte die Stirn. Die Gesetzeslage hatte sich spürbar verschärft: Ärzte durften unter bestimmten Voraussetzungen die Schweigepflicht aufheben. Schon bloße Verdachtsmomente konnten genügen, um Arbeitgeber zu informieren. Und wer beim Vortäuschen einer Krankheit erwischt wurde, musste mit fristloser Kündigung rechnen – nicht eventuell, sondern sehr wahrscheinlich.
Ein ungutes Kribbeln zog sich durch ihren Magen, doch sie zwang sich zur Ruhe, die durch das helle Klingeln der Eingangstür unterbrochen wurde. Sie hielt den Atem an. Das musste er sein. Ein schneller Blick zur Uhr: 17:15 Uhr. Natürlich. Zu spät – wie immer. Trotz der eindringlichen Bitte um Pünktlichkeit, extra von Frau Dr. Bachmann am Telefon betont.
Ein Teil von ihr hätte lachen können – es war so typisch.
Sie drückte auf den Türöffner. Das Summen erfüllte kurz den Raum, dann schwang die Glastür auf. Und da stand er: Stefan Schultheiß.
Er hatte sich kaum verändert. Der gleiche selbstsichere, fast schon überhebliche Gang – als gehöre ihm der Raum, noch bevor er ihn betreten hatte. Die Körpersprache eines Mannes, der offenbar glaubte, mit seiner bloßen Anwesenheit Großzügigkeit zu beweisen. Noch immer durchtrainiert, kein Ansatz von Bauch, der Haaransatz voll und makellos – und dazu diese Jeans, die so eng saß, als wolle sie betonen, was er für unwiderstehlich hielt. Ein Mann, der genau wusste, wie er wirkte. Und der jede Sekunde davon genoss.
Alexandra räusperte sich leise, schob ihre Gedanken beiseite und setzte ein höflich-professionelles Lächeln auf. „Was kann ich für Sie tun?“, fragte sie mit ruhiger, fester Stimme – kein Zittern, kein Zögern.
Stefan nickte flüchtig, ein Hauch von Langeweile in seinem Gesichtsausdruck.
„Zugausfall“, murmelte er, ohne echtes Bedauern. Natürlich. Er hatte noch nie um eine Ausrede verlegen gewirkt. Damals schon nicht – wenn er zu spät zum Unterricht kam oder wieder einmal eine Ausrede brauchte, um sich vor einem Referat zu drücken.
„Gut, dass Sie doch noch gekommen sind, Herr Schultheiß“, erwiderte Alexandra mit kontrollierter Freundlichkeit. Ihre Stimme klang ruhig, beinahe nachsichtig – und dennoch war da ein Unterton, der seine eigene Sprache sprach.
„Wir hatten uns schon Sorgen gemacht. Schließlich wurde die Untersuchung auf Veranlassung Ihres Arbeitgebers angesetzt. Ein Nichterscheinen hätte… unangenehme Konsequenzen nach sich ziehen können.“
Sie ließ den Satz bewusst offen – und genoss insgeheim, wie mühelos sich die frisch gelesenen Gesetzespassagen von Annettes Merkblatt in ihre Worte fügten.
„Ja, tut mir wirklich leid“, sagte er und zog eine vertraute Miene auf – diesen altbewährten Dackelblick, mit dem er früher bei Lehrerinnen stets ein paar Bonuspunkte erschlichen hatte.
Alexandra erkannte ihn sofort wieder. Diesen Ausdruck, diese Pose.
Und zugleich war ihr jetzt völlig klar: Er hatte sie nicht erkannt. Nicht einmal ansatzweise.
„Nehmen Sie bitte noch einen Moment im Wartezimmer Platz, Herr Schultheiß. Wir rufen Sie gleich auf“, sagte sie mit zuckersüßer Freundlichkeit, die gerade so professionell klang, dass man kaum darunter die Ironie spürte.
Stefan nickte knapp, marschierte ins Wartezimmer und ließ sich mit einem demonstrativ lässigen Schwung in den abgewetzten Ledersessel fallen. Die Beine ausgestreckt, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Ganz der Alte.
Typisch.
Alexandra betrat das Sprechzimmer, wo Irene bereits auf sie wartete – eine Augenbraue hochgezogen, den Blick scheinbar beiläufig auf die Patientenakte gerichtet. „Na?“, fragte sie leise, während sie demonstrativ ein Blatt umblätterte.
„Er hat mich nicht erkannt“, erwiderte Alexandra ruhig. Doch das feine, kaum merkliche Knistern in ihrem Lächeln verriet mehr als ihre Worte: eine stille Genugtuung, süß und unerwartet kraftvoll. Irene grinste. „Dann wird das ja ein interessanter Termin.“
Keine Minute später ertönte die Durchsage über den Lautsprecher:
„Herr Schultheiß, bitte ins Sprechzimmer 2 zu Frau Dr. Bachmann.“
Stefan erhob sich mit jener lässigen Selbstsicherheit, die er früher auf dem Schulhof zur Schau gestellt hatte – als würde er das Spielfeld betreten, nicht eine ärztliche Untersuchung. Er betrat das Sprechzimmer, blieb kurz stehen, als sein Blick auf die Frau hinter dem Schreibtisch fiel. Doch er fing sich rasch und lächelte charmant, wenn auch mit einem Anflug von Unsicherheit.
Dr. Bachmann begrüßte ihn mit ruhiger Autorität, die keinen Zweifel an ihrer Professionalität ließ. „Guten Abend, Herr Schultheiß. Ich bin Dr. Bachmann. Schön, dass Sie es noch geschafft haben.“ Kein Lächeln, kein Wanken. Ihr Ton blieb freundlich, aber unmissverständlich und mit leicht ironischem Unterton.
„Wie Ihnen bekannt ist, wurde diese Untersuchung von Ihrem Arbeitgeber veranlasst“, fuhr sie fort, während sie einen Stift in die Hand nahm. „Es liegen Hinweise vor, dass Ihre Arbeitsunfähigkeit möglicherweise nicht medizinisch begründet ist.“
Stefan hob abwehrend die Hände, seine Stimme wehrte ab, bevor er überhaupt inhaltlich reagierte. „Das ist doch ein Missverständnis. Ich bin wirklich krank.“
„Das mag sein“, entgegnete Irene sachlich. „Und selbstverständlich gilt die Unschuldsvermutung. Dennoch bin ich – aufgrund der aktuellen Gesetzeslage – von der Schweigepflicht entbunden, sofern sich relevante Befunde ergeben. Ich bin verpflichtet, diese dem Arbeitgeber zu übermitteln. Ich gehe davon aus, dass Sie darüber informiert wurden?“
Er zögerte einen Moment, dann nickte er. „Natürlich“, murmelte er, der Ton deutlich kleinlauter.
„Gut. Dann schildern Sie mir bitte Ihre Symptome.“
„Ich habe seit gestern Fieber“, begann Stefan, sichtlich bemüht, überzeugend zu wirken. „Und irgendwie... alles tut weh. Kopf, Bauch, Gelenke. Ich fühl mich einfach total platt.“
Dr. Bachmann nickte nur knapp, machte sich stichpunktartig Notizen und wandte sich dann an Alexandra. „Bitte messen Sie den Puls – und danach das Fieber. Und denken Sie ans Protokoll. Sie wissen, was das bedeutet.“
„Selbstverständlich, Frau Dr. Bachmann.“ Alexandra trat einen Schritt zur Seite, während Irene das Zimmer verließ. Die Tür glitt leise ins Schloss.
Nun waren sie allein. Alexandra und Stefan. Die Vergangenheit – und eine Gegenwart, die sich gerade neu sortierte.
Sie tastete seinen Puls, ihre Finger ruhten ruhig auf seinem Handgelenk, während ihre Augen ihn musterten. Er schien leicht nervös. Ein bisschen zu entspannt für einen Kranken.
„Ihr Puls ist... überraschend stabil“, sagte sie trocken. Dann trat sie einen Schritt zurück.
„Ich muss nun noch Ihre Körpertemperatur messen. Laut Vorgabe wird dabei auf die genaueste Methode zurückgegriffen – Sie dürfen also gerne auf der Liege Platz nehmen. Bauchlage, bitte.“ Alexandra trat einen Schritt näher an ihn heran, zog sich diskret Handschuhe über.
Stefan drehte sich irritiert zu ihr um. „Wie bitte?“
„Bauchlage“, wiederholte Alexandra mit einem kühlen Lächeln. „Die rektale Fiebermessung ist laut Protokoll vorgesehen. Ich nehme an, das ist kein Problem?“
Er blinzelte, überrumpelt. „Ist das... wirklich nötig?“
„Wenn Sie Fieber haben, sollte das Messverfahren dies zweifelsfrei bestätigen. Die axilläre Methode – unter der Achsel – ist leider nicht ausreichend genau für diese Art von Untersuchung.“
Sie ließ eine kleine, dramatische Pause entstehen.
„Oder möchten Sie, dass Frau Dr. Bachmann zurückkommt und dies mit Ihnen nochmals bespricht?“
Stefan zögerte, dann seufzte er theatralisch. „Na gut.“
Er stellte sich etwas unbeholfen vor die Liege, öffnete den Gürtel, zog die Jeans nach unten, gerade so weit, dass sie auf den Oberschenkeln spannte. Ihr Blick richtete sich nun auf seine weiße Armani-Unterhose.
„Bitte auch die Unterhose runterziehen“, sagte Alexandra sachlich. Doch Stefan rührte sich nicht. Er rang mit seinem Stolz – ein Schauspiel, das Alexandra fast belustigte.
„Na gut“, sagte sie leise, mehr zu sich selbst, und griff entschlossen zu. In einer fließenden Bewegung griff sie in den Bund der Unterhose und zog sie einige Zentimeter nach unten, gerade so weit, dass das Thermometer seinen vorgesehenen Weg finden konnte. Ein leises Aufzucken durchfuhr seinen Körper.
Die Situation war elektrisiert – von Spannung, Vergangenheit und einer seltsamen Form von Gerechtigkeit. Alexandra blieb professionell, aber sie spürte die Macht, die jetzt bei ihr lag. Und sie genoss sie – still, kontrolliert und vollkommen legal.
Alexandra nahm das Thermometer zur Hand, ein schlichtes digitales Modell – klinisch, kalt, und in diesem Moment das Symbol einer umgekehrten Rollenverteilung. Für einen Moment überlegte Alexandra, ob sie – wie üblich – die Spitze des Fieberthermometers mit etwas Vaseline bestreichen sollte. Dann schüttelte sie innerlich den Kopf. Nicht heute. Nicht bei ihm. Ein Hauch von Unannehmlichkeit durfte ruhig Teil des Erlebnisses sein.
In letzter Zeit hatte sie sich ohnehin dabei ertappt, bei bestimmten Patienten von der schulbuchmäßigen Fürsorge ein kleines Stück abzuweichen – wohldosiert, versteht sich. Besonders bei denen, die patzig wurden, sie nicht ernst nahmen oder schlicht unhöflich waren. Da war dann plötzlich Spielraum. Für... alternative Herangehensweisen.
Ein Beispiel kam ihr sofort in den Sinn: die kratzbürstige Verkäuferin aus ihrer Stamm-Bäckerei. Die Frau mit der angeborenen Unfreundlichkeit und dem eisigen Blick, wenn man wagte, mehr als zwei Brötchensorten zu bestellen.
Vor zwei Wochen hatte genau diese Dame einen Termin in der Praxis gehabt – auf Anweisung von Dr. Behrend war ein Klistier zu verabreichen. Nichts Dramatisches, nur ein klassisches Freka-Clyss, 120 ml.
Aber Alexandra, von der Erinnerung an so manche mürrische Bäckerei-Begegnung beflügelt, hatte spontan entschieden, die Dosis zu verdoppeln.
Nicht gefährlich – aber deutlich effektiver.
Und dann ließ sie die gute Frau noch eine Viertelstunde im Behandlungszimmer warten. Sie wusste genau, wie schnell die Wirkung eintreten konnte.
Als die Verkäuferin schließlich, sichtbar blass und sichtlich nervös, den Gang in Richtung Toilette entlang hetzte, war das Spektakel perfekt.
Normalerweise bewegte sie sich hinter der Ladentheke mit der Gemächlichkeit eines Faultiers. Jetzt aber rannte sie – mit hochrotem Kopf – regelrecht los, und Alexandra konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Ein paar Sekunden später ertönte vom Ende des Flurs ein lautes, verdächtiges Geräusch. Gefolgt von einem entsetzten „Oh nein!“. Ihre Vermutung hatte sich bestätigt: Der Weg zur Toilette war ein kleines Stück zu lang gewesen.
In der darauffolgenden Woche, als Alexandra in ihrer Lieblingsbäckerei wieder bedient wurde, ließ sie sich das Schauspiel nicht nehmen.
Mit unschuldiger Miene fragte sie: „Geht’s Ihnen wieder besser?“
Der Effekt war köstlich. Vor ihren Augen wandelte sich der Teint der Verkäuferin in ein satten, vollreifen Purpurton – gut sichtbar für die gesamte Kundschaft. Alexandra nahm ihr Brötchen entgegen, lächelte höflich – und genoss den Moment in vollen Zügen.
Der Gedanke an die Episode mit der Bäckereiverkäuferin ließ Alexandra erneut schmunzeln. Und als ihr Blick auf den nackten Hintern ihres ehemaligen Schulpeinigers fiel, konnte sie sich ein leises inneres Glucksen nicht verkneifen.
Was für ein herrlich absurder Moment. Ich habe schon einen ziemlich geilen Job, dachte sie – halb belustigt, halb ehrfürchtig vor der Ironie des Lebens
Sein Po war glatt, beinahe makellos – keine Haare, keine Unebenheiten. Fast zu perfekt. Fast. Denn als sie mit der Routine der medizinischen Praxis Daumen und Zeigefinger ansetzte, um die Pobacken leicht auseinanderzuziehen, offenbarte sich im Verborgenen eine kleine, unschöne Wahrheit:
Ein paar dunkle Härchen in der Pofalte, chaotisch gewachsen, störten das Bild.
Ein ungewolltes Detail in einer Komposition, die sich offensichtlich viel Mühe mit Ästhetik gegeben hatte. Alexandra registrierte es nüchtern – und doch blitzte für einen Moment ein amüsiertes Funkeln in ihren Augen auf.
Ihre Bewegungen blieben professionell, ruhig – aber in ihrem Innersten regte sich ein leises, prickelndes Gefühl. Nicht von Erregung, sondern von Gerechtigkeit.
Still. Präzise. Tief befriedigend.
Stefan zuckte leicht zusammen, als das Thermometer in Position gebracht wurde.
„Aua… ist das… kalt?“, murmelte er überrascht.
Alexandra hob eine Augenbraue. „Sie sagten, Sie hätten Fieber. Da dürfte das hier kaum ins Gewicht fallen.“
Schweigen. Nur das rhythmische Piepen des Thermometers durchbrach die Stille – ein klinisch nüchterner Takt, der jedoch klang wie der Soundtrack eines kleinen persönlichen Triumphes.
Alexandra stand aufrecht daneben, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, den Blick ruhig auf das Display gerichtet. Das Thermometer ragte unbeirrt aus Stefans Hintern, während er – entblößt und sichtbar angespannt – auf der Liege verharrte.
Der einst so selbstbewusste Junge, der auf dem Schulhof mit jedem Schritt Wirkung erzielen wollte, lag nun da wie ein überführter Blender: enttarnt, entwaffnet, plötzlich ganz klein.
„Noch ein paar Sekunden“, sagte sie ruhig. Ihre Stimme war weich – beinahe warm. Aber darin lag eine stille Unerbittlichkeit, wie sie nur jemand beherrscht, der gelernt hat, Stärke ohne Lautstärke auszuüben.
Dann – endlich – ertönte das finale Piepen. Mit gleichbleibender Ruhe beugte sie sich vor, zog das Thermometer in einer fließenden, kontrollierten Bewegung heraus und wollte es gerade ablegen – als sich die Tür öffnete.
„So, da bin ich wieder…“, erklang Dr. Bachmanns Stimme, freundlich wie eh und je, während sie mit der Akte in der Hand den Raum betrat.
Stefan fuhr hoch, als hätte man ihn an eine Stromleitung angeschlossen, und griff panisch nach seiner Unterhose. Die Jeans hing ihm noch schlaff um die Knie, während er mit gerötetem Gesicht versuchte, seine Würde Stück für Stück wieder einzusammeln.
„Oh!“ Frau Dr. Bachmann blieb einen Moment stehen, sichtbar überrascht – und doch mit einem kaum verhohlenen Schimmer von Belustigung in den Augen.
„Ich hoffe, ich habe nicht gestört“, sagte sie mit gespielter Unschuld, während sie langsam die Tür hinter sich schloss.
Alexandra ließ sich nichts anmerken. Sie reichte das Thermometer mit professioneller Gelassenheit. „Messung abgeschlossen. 37,2. Kein Hinweis auf Fieber.“
Dr. Bachmann nickte knapp, setzte sich und schlug die Akte auf. „Dann kommen wir jetzt zum weiteren Verlauf, Herr Schultheiß.“
Stefan sagte kein Wort. Er drehte nur den Kopf zur Seite – gerade weit genug, dass Dr. Bachmann sein Gesicht sehen konnte. Es leuchtete tiefrot. Alexandra beobachtete ihn still – und spürte, wie sich ein kaum spürbares, aber vollendetes Lächeln auf ihren Lippen zeigte.
Dr. Bachmann trat einen Schritt näher an die Liege, legte sanft die Hand auf Stefans Stirn und verzog leicht die Lippen, als würde sie über etwas nachdenken.
„Merkwürdig“, murmelte sie. „Ich hätte geschworen, dass Sie Fieber haben. Sie fühlen sich recht warm an.“ Ihr Blick blieb einen Moment zu lang auf seinem Gesicht ruhen, bevor sie sich abwandte. „Wir messen sicherheitshalber noch einmal nach – mit dem Glasthermometer. Diese digitalen Dinger sind ja leider unzuverlässig.“
Die Art, wie sie „Glasthermometer“ sagte, ließ bei Alexandra leise Alarmglocken läuten.
Dr. Bachmann griff nach dem Stethoskop und begann, Stefans Rücken abzuhorchen. Ihre Bewegungen waren routiniert, präzise – und vielleicht einen Hauch zu gründlich, als sie ihn bat, sich umzudrehen. Ohne Widerspruch, fast schon ergeben, folgte Stefan der Anweisung. Sie ließ das Stethoskop über seinen Brustkorb gleiten, verweilte kurz am Bauch. Ihre Miene blieb neutral, doch in ihren Augen flackerte für einen Moment ein anerkennender Ausdruck. Durchtrainiert war er – da gab es nichts zu bemängeln.
„Lunge ist frei. Keine auffälligen Geräusche“, sagte sie schließlich nüchtern. Dann, beinahe beiläufig: „Alexandra, seien Sie bitte so gut und holen Sie das Glasthermometer aus der oberen Schublade. Und das Gleitmittel – es liegt direkt daneben.“
Alexandra öffnete die Schublade – und erstarrte einen Sekundenbruchteil. Dort, ordentlich nebeneinander platziert: ein altmodisches Glasthermometer und eine übergroße Tube Vicks VapoRub. Kein Vaseline-Tiegel, keine medizinische Creme, nicht einmal ein abgeriebener Klecks Penaten – nichts, was tatsächlich geeignet gewesen wäre. Sie zögerte, blickte noch einmal prüfend in die Schublade, aber es war eindeutig: Das war kein Versehen. Irene hatte das mit voller Absicht so arrangiert.
Kaum hatte Alexandra sich umgedreht, folgte der nächste Akt dieser eigentümlichen Choreografie: Mit einem überraschend schnellen Ruck griff Dr. Bachmann nach Stefans Jeans und zog sie mit geübtem Schwung bis zu seinen Schienbeinen herunter. Stefan keuchte erschrocken auf, wollte sich aufrichten, doch die enge Passform des Stoffes war nun wie eine Fessel – seine Beine blieben reglos, wie gefangen in einem viel zu engen Kokon.
Noch ehe er begreifen konnte, was geschah, folgte die Armani-Unterhose – weiß, eng, eindeutig teuer –, die ebenso entschlossen und ohne jede Verzögerung entblößt wurde. Stefan zappelte, ruderte halbherzig mit den Armen, doch es war zu spät. Mit einem festen Griff packte Frau Dr. Bachmann seine beiden Beine, hob sie an und bewegte sich routiniert ans Kopfende der Liege. In Wickelstellung fixiert, lag er nun da – ausgeliefert, entwaffnet, reglos.
Dr. Bachmann ließ den Blick kurz über seine Genitalien gleiten, während Alexandra automatisch in Richtung der entblößten Rückseite trat. Dort präsentierte sich Stefans Po – glatt, nahezu makellos, wie frisch gewachst. Doch in der tiefen Furche zeigten sich abermals die verräterischen Spuren der Vernachlässigung: vereinzelte, dunkle Haare, die das makellose Bild störten, und ein Hauch von – sagen wir – Unreinheit, der unweigerlich das Bild von gepflegter Kontrolle konterkarierte.
Irene hob nur eine Augenbraue und warf Alexandra einen vielsagenden Blick zu – ein amüsiertes, fast schadenfrohes Blitzen in ihren Augen. Alexandra kämpfte mit einem aufsteigenden Lachen, das sich wie ein prickelndes Kichern in ihrer Brust festsetzte.
„Alexandra, die rektale Fiebermessung in Rückenlage mit angezogenen Beinen – auch als Wickelstellung bekannt – ermöglicht ein tieferes Einführen des Thermometers und damit eine besonders präzise Temperaturermittlung. Wichtig ist dabei, das Thermometer sorgfältig zu gleiten und auch den Analbereich großzügig mit dem Gleitmittel zu benetzen. Kommen Sie bitte herüber und fixieren Sie die Beine von Herrn Schultheiß – ich werde die Messung persönlich durchführen. So stellen wir sicher, dass das Ergebnis eindeutig ist.“
Alex kam der Aufforderung nur allzu bereitwillig nach, stellte das Glasthermometer und die Tube Vick VapoRub am Fußende der Liege ab und trat an die Seite des Patienten. Sie griff nach seinen Beinen, positionierte sie sicher – und konnte sich dabei den unfreiwilligen Anblick nicht verkneifen: Das vermeintlich „beste Stück des Mannes“ wirkte in diesem Moment eher jämmerlich – klein, eingefallen, fast wie eine Schildkröte, die sich aus Angst in ihr schützendes Gehäuse zurückgezogen hatte.
Aus ihrem neuen Blickwinkel bemerkte sie außerdem ein Detail, das den makellosen Eindruck der weißen Armani-Unterhose empfindlich störte: An der Innenseite zeichnete sich ein verräterischer, leicht bräunlicher Streifen ab – als wäre selbst dort die Fassade nicht ganz so rein, wie sie nach außen hin schien.
Frau Dr. Bachmann zog sich langsam und mit einer fast genüsslichen Akribie die Handschuhe an – ein Vorgang, der sonst schnell und unauffällig ablief, doch diesmal ließ sie sich bewusst viel Zeit. Selbst mit geschlossenen Augen konnte Stefan das scharfe Klatschen der Latexhandschuhe hören, was die Stille im Raum nur noch bedrückender machte.
Dann öffnete sie bedächtig die Dose, tauchte ihren Zeigefinger tief in die Vick VapoRub und begann, Stefans Anus mit langsamen, behutsamen Bewegungen zu bestreichen. Ein unterdrücktes Stöhnen entwich ihm – eine Mischung aus peinlicher Scham und einer fast spürbaren, kaum zu kontrollierenden Erregung. Alexandra bemerkte unwillkürlich, wie sich Stefans Glied zaghaft hob und spürbar an Festigkeit gewann, während sein Gesicht noch röter wurde und er die Augen schloss, als wolle er sich der unangenehmen Situation entziehen.
„Mit den Handschuhen können Sie ruhig behutsam mit dem Gleitmittel den Po etwas vordehnen und sanft eindringen“, erklärte die Ärztin Alexandra ihre nächsten Schritte – wohlwissend, dass Stefan längst mitbekam, was nun auf ihn zukam. Sie genoss die Situation sichtlich, während Stefans Gesicht immer röter wurde und sein Penis sich nun vollständig steif stellte. Ein Detail, das beiden Damen nicht entging, aber diskret unerwähnt blieb.
Ohne weitere Worte führte Frau Dr. Bachmann das Fieberthermometer Zentimeter für Zentimeter in Stefans Körper ein, begleitet von seinem heftigen Stöhnen. Dabei fiel auch ihr der leichte Wildwuchs auf, der sich in der sonst so perfekten Po-Falte zeigte – ein kleiner Makel in der Inszenierung. Mit ruhiger Hand ließ sie das Thermometer in Position, bewegte es sanft auf und ab, drückte es gelegentlich etwas tiefer, während Stefan vor Anstrengung und Pein stöhnte.
„Sie machen das ganz wunderbar, Herr Schultheiß“, lobte Dr. Bachmann mit einem Hauch von Sarkasmus, während sie auf die Uhr blickte. Die Messung sollte nun fünf Minuten dauern, wie sie Alexandra mitteilte. Dann herrschte Stille – nur Stefans leises Stöhnen verriet, dass das Vick Vaporub inzwischen seine Wirkung entfaltete.
Die fünf Minuten zogen sich quälend langsam. Stefan lag da, hilflos, die enge Jeans schnürte ihn ein, raubte jede Bewegung – jede Sekunde fühlte sich für ihn intensiver an. Alexandra hielt geduldig und mit ruhiger Hand seine Beine, ihre Finger leicht angespannt, als sie seine Unsicherheit spürte.
Frau Dr. Bachmann trat einen Schritt zurück, ihr Blick ruhig und konzentriert. Mit sanfter, aber bestimmter Stimme begann sie:
„Herr Schultheiß, Sie haben Ihr Abitur am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium gemacht, stimmt das?“
Stefan öffnete langsam die Augen, suchte den Blick der Ärztin, und antwortete mit einem leichten Kloß im Hals:
„Ja, das stimmt.“
Frau Dr. Bachmann wandte sich dann an Alexandra, ohne ihre professionelle Haltung zu verlieren:„Und Sie, Alexandra..?“
„Ich war auch dort, Abi 2015.“ platzte es auch ihr heraus.
Für einen Moment schien die Luft stillzustehen. Frau Dr. Bachmann beobachtete die Szene mit einem wissenden Lächeln, während sie leicht den Kopf neigte und fragte:
„Kennen Sie sich?“
Stefan spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss. Er wandte den Kopf leicht zu Alexandra und flüsterte, fast ungläubig:
„Alex... bist das wirklich du?“
Alexandra nickte kaum merklich, ihre Augen wurden weicher, ein kleines Lächeln spielte auf ihren Lippen. „Ja, ich bin’s.“
Die Nähe und das peinliche Schweigen lasteten schwer auf Stefan. Seine Stimme brach fast, als er hinzufügte: „Hier... bei der Untersuchung...“
Alexandra erwiderte ruhig, aber mit einer sanften Wärme in der Stimme:
„Ja, ich bin hier, um zu helfen. Aber keine Sorge, wir bleiben professionell.“
Frau Dr. Bachmann unterbrach mit einer leicht strengen, aber verständnisvollen Stimme:
„Wir dürfen das persönliche nicht vergessen, aber jetzt geht es um Ihre Gesundheit. Konzentration bitte.“
Alexandra legte einen beruhigenden Blick auf Stefan und sagte leise, fast freundschaftlich:
„Jetzt weißt du es. Und du kannst mich ruhig duzen.“
Stefan schloss die Augen, die Enge, die Situation, die Vertrautheit – alles zusammen machte ihn sprachlos. Doch dann kam es: „Okay... Alex.“
Das leise Summen der Weckfunktion auf Dr. Bachmanns Handy signalisierte das Ende der fünfminütigen Messzeit. Mit einem kaum verhohlenen Grinsen ließ die Ärztin das Fieberthermometer langsam und mit einer letzten, vorsichtigen 360-Grad-Drehung herausziehen – begleitet von Stefans hörbarem, tiefem Stöhnen.
Alexandra löste sanft Stefans Beine und beobachtete, wie er hastig begann, sich anzuziehen.
„Tatsächlich kein Fieber. Nicht mal eine erhöhte Temperatur“, verkündete Dr. Bachmann mit spürbarer Enttäuschung in der Stimme, während sie das Thermometer musterte. Dabei fiel ihr sofort die deutliche Verschmutzung auf, die sich daran festgesetzt hatte. Sie hob das Thermometer langsam und mit vorwurfsvoller Geste in Stefans Richtung.
„Und was die Hygiene angeht, Herr Schultheiß, müssen wir dringend ein ernstes Wort miteinander reden,“ sagte sie kalt und bestimmt.
Die Verlegenheit stand ihm ins Gesicht geschrieben, doch Alexandra wirkte ruhig und professionell.
„Bevor ich mir gleich den Bauch im Ultraschall anschaue, brauchen wir noch eine Urinprobe von Ihnen, Herr Schultheiß. Das ist laut Protokoll zwingend erforderlich,“ erklärte Dr. Bachmann sachlich. Dann wandte sie sich mit strengem Blick an Alexandra:
„Alexandra, beeilen Sie sich bitte. Sind Ihnen die Vorgaben für die Urinprobe nach Protokoll bekannt?“
Alexandra nickte bestimmt. „Ja, Frau Dr. Bachmann.“
sehr interessant und detailliert beschr…
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