Der Einzug ins Ärztehaus - ein herzlicher Empfang

Vitalzeichen

„Aber wir wollten doch nur.“ stammelte meine Frau. Aber offensichtlich war sie derart überrumpelt, dass sie tat was man von ihr verlangte. Schon streifte die Schwester die grüne Manschette über den Oberarm und legte die Finger auf den Puls am Handgelenk und begann langsam die Manschette aufzupumpen. Schließlich – als sie keinen Puls mehr tasten konnte - setzte sie das Stethoskop an der Ellenbeuge an und lies mit einem leisen Zischen die Luft aus der Manschette ab. Die Ärztin beobachtete das Prozedere genau. „137/90 Frau Doktor, aber der Puls war etwas unregelmäßig“ sagte sie zur Ärztin gewandt, während sie die Manschette vom Oberarm abzog. „Das ist ja interessant. Wann war denn die letzte allgemeinmedizinische Untersuchung bei Ihnen?“ fragte die Ärztin. „Vor etwa einem halben Jahr Frau Doktor.“ „Sind Herzbeschwerden bei Ihnen bekannt?“ Während sie fragte zog sie das schwarze Stethoskop aus der Kitteltasche und hängte es sich um den Hals. „Nein. Herzrhythmusstörungen hab ich aber auch schon festgestellt Frau Doktor.“ „Aber untersucht wurde es nie? Wann wurden sie zuletzt auskultiert, also abgehört? Wurde vielleicht sogar ein EKG gemacht?“ „Nein Frau Doktor. Während der letzten Grippe hat die Hausärztin mich zwar befragt und mir in den Rachen gesehen und die Nebenhöhlen abgeklopft aber abgehört wurde ich nicht. Bei meiner Betriebsärztin wird auch nur der Blutdruck gemessen.“ „Mhh das werde ich ändern. Ich möchte Sie gleich mal gründlich untersuchen. Machen Sie bitte den Oberkörper frei, bitte auch den BH ablegen damit die Brust für die Auskultation frei ist.“ Mein Frau drehte sich fragend nach mir um. Ich zuckte die Schultern als die Ärztin plötzlich in etwas schroffen Ton sagte „Also bitte ,hier ist die Musik, Sie machen jetzt was ich Ihnen sage.“ Sie ging zur Liege und zog aus einem Spender ein paar Gummihandschuhe und streifte sich diese über. Die Schwester verschwand im „Untersuchungsraum“. Erst jetzt konnte ich die Gynäkologin in voller Größe anschauen. Über die ca. 1,80m schlanke Gestalt viel der weiße Arztkittel mit Taillierung wie ein weißer königlicher Umhang. Diese majestätische Gestalt stand mit erhobenen Haupt vor der Liege. Durch die schwarzen Pumps wirkte sie noch um einiges größer. „So jetzt kommen sie bitte zu mir.“ meinte sie jetzt wieder ganz freundlich. Meine Frau stand mit freiem Oberkörper vor ihr. Der knielange dunkelblaue Lederrock viel glockenartig am Saum etwas auseinander. Er saß perfekt und in der Rundung am Po glänzte er. Die hohen schwarzen Stiefel reichten bis zum Rocksaum und ließen keinen Blick auf die Beine zu. Schon hatte die Ärztin einen metallenen Spatel in der Hand und befahl „Den Mund weit aufmachen und Ah sagen. So - jetzt schaue ich noch in die Ohren, bevor ich sie gleich abhören werden.“ Ihre mit den Handschuhen bedeckten schlanken Finger griffen zu den Ohrbügeln des Stethoskops und während sie die Oliven in die Ohren gleiten lies sagte sie: „Achtung, nicht erschrecken, es kann etwas kalt sein. Trotzdem bitte ruhig Ein- und Ausatmen.“ Schon setzte sie das Stethoskop auf den oberen Aortenbogen am Herzen und lies es nach einigen Atemzügen die Brust entlangwandern. „Jetzt bitte umdrehen, ich höre auch gleich noch die Lunge ab. Bitte jetzt mit geöffnetem Mund tief Ein- und Ausatmen.“ Der Brustkorb meiner Frau hebte und senkte sich während die Ärztin den linken und rechten Lungenflügel auskultierte. „Danke, das war es schon. Jetzt machen wir zur Sicherheit noch ein EKG.“ Das Stethoskop legte sich die Ärztin um den Hals und führte uns zur hinteren Tür des Untersuchungsraumes. Als wir das Zimmer betraten bemerkte ich wie meiner Frau kurz die Beine weich wurden. Die Ärztin war sofort zur Stelle und griff Ihr unter die Arme und beruhigte sie „Keine Angst. Sie kennen doch das Prozedere. Sie haben nicht ernsthaft erwartet, um die gynäkologische Kontrolluntersuchung herumzukommen.“ Neben dem Gyn-Stuhl stand schon der Tisch mit verschiedenen Spekula und einer Gleitgelflasche. An der Wand stand ein schwarze Untersuchungsliege an der die Schwester bereits die Kabel für das EKG sortierte. „Bitte legen sie sich hier hin. Ziehen sie bitte noch die Schuhe aus, sonst entstehen Löcher im Latex“ Die Ärztin wies auf die Liege. Mein Frau wurde von der Schwester verkabelt und mit einem rauschen lief das Papier durch das Gerät. Die Ärztin schaute gespannt auf den Schrieb. „Soweit keine besonderen Anomalien. Ich werde dennoch Ihrer Hausärztin und Ihrer Betriebsärztin eine regelmäßige Kontrolle empfehlen. Eine Untersuchung mit einem Stethoskop sollte grundsätzlich Bestandteil einer Anamnese sein. Bei mir wird jede Patientin abgehört.“ erklärte sie. Meine Frau nickte und wollte bereits die Schuhe anziehen als sie die strengen Augen der Ärztin sah. „Moment, wir sind noch nicht fertig.