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Eine kleine Sünde

Der Abend

Am Abend war es soweit, wir hatten uns seid 3 Tagen nicht gesehen. Ich war aufgeregt, freute mich auf unseren gemeinsamen Abend. Kaum hatte ich seine Wohnung betreten, war ich bereits in seinem Bann. Er führte mich ins Wohnzimmer und schaute mich mit seinem warmen, verständnisvollen und gleichzeitig bestimmten Blick an. Dann fragte er, wie mein Tag war.

Natürlich war mir klar, dass ich etwas getan hatte, was ihm nicht zusagen würde. Aber darüber musste ich ja nicht reden. Er konnte das nicht wissen und es war ja nur eine kleine Sünde, zudem hatte ich ja auch selbst gemerkt, dass es mir nichts mehr gab. Also erzählte ich ihm, dass ich weiter abgenommen hatte, wie schön mein Bummel in der Innenstadt war, dass ich ihn aber gerne bei gehabt hätte.

„Wirklich?“, fragte er. „Ja natürlich, dann hät“, noch während ich antwortete merkte ich, wie sich Kloß in meinem Hals bildete. Sein Blick, direkt in meine Augen, eine Augenbrauen hob sich, ich konnte nicht weiter sprechen.

„Hast Du vielleicht noch etwas hinzuzufügen?“, fragte er. Ich haderte mit mir, mein Puls beschleunigte sich und ich hatte das Gefühl, dass mein Herz so laut schlagen musste, dass er es bereits hörte. Aber weder konnte, noch wollte ich mir die Blöße geben und ihm beichten, was ich getan hatte. Ich war doch auf einem guten Weg und ich hatte ihm ja auch versprochen, dass ich nicht sündigen werde. Schweren Herzens beschloss ich auf Ablenkung zu setzen. „Nein, ich habe nicht hinzuzufügen. Aber erzähl mir doch lieber, was Du so getrieben hast? Habe Dich ja länger nicht gesehen und dazu, dass ich Dich gerne bei mir gehabt hätte, hast Du auch gar nichts gesagt!“

Ich atmete tief durch. Der Kloß sank mir in den Magen, ich fühlte mich ein wenig schuldig und hatte ihm jetzt einen Vorwurf gemacht, nur um von meinen Unzulänglichkeiten abzulenken.

„Bist Du Dir ganz sicher, dass Du mir sonst nichts sagen möchtest?“ – diese Ruhe, dieser Blick, meine Knie schienen weich zu werden – zum Glück saß ich. Hatte er mich durchschaut? Wusste er bereits von meiner kleinen Sünde? Warum schaute er nur fragend in meine Augen? Warum machte mich diese Situation und unsäglich nervös? Aber er konnte es nicht wissen! Und der Punk, alles zu gestehen, war für mich überschritte. Leicht bockig fragte ich: „Was genau möchtest Du denn hören? Ich habe bereits alles gesagt!“

Er schüttete langsam den Kopf, „die Wahrheit wollte ich hören. Du enttäuscht mich.“ Ein Blitz durchfuhr mich, ein kalter Schauer lief über meinen Rücken, während sich am ganzen Körper eine Gänsehaut zu bilden schien. Diese Worte trafen mich, trafen mich hart.

„Warum lügst Du mich an?“, wieder der durchdringenden Blick. Ich wartete darauf, dass er seinen Satz fortsetze, dass er mir erklärte, warum ich das tat. Ich war sprachlos und hilflos So sehr ich überlegte, mir fiel kein guter Grund ein. Es schmerzte, dass ich ihn enttäuscht hatte, das wollte ich nicht. Meine Gedanken überschlugen sich. War es das? Hatte ich durch diesen einfachen und dummen Fehler alles kaputt gemacht? Würde er mich jetzt aufgeben, mir sagen, dass ich es doch nicht wert bin? Trotz der kurzen Zeit, die wir uns kannten, seine Art, seine Bestimmtheit, seine Nähe, ich wusste nicht, wie ich ohne ihn weiter existieren könnte.

„Also?“, hakte er nach. „Ich, ich, also, ich.“, Stille, wieder fehlten mir die Worte, ich wendete meinen Blick ab. „Schau mich an“, streng, bestimmt, aber nicht böse, nicht laut, ich wollte, ich musste gehorchen. „Es tut mir so leid“, Tränen liefen mir über die Wangen, „ich sollte Dich nicht anlügen. Ich, ich, ich habe heute gesündigt. Ich war bei einer Fastfoodkette. Habe mir einen Burger, eine Pommes und einen Milkshake gekauft.“

Immer noch schaute er erwartungsvoll in meine Augen, ich fühlte mich wie ein kleines Mädchen, unsicher, ängstlich. Und da war er, ruhig, sanft und doch so bestimmt, so dominant, so viel mehr. Ich wollte nur noch, das er mir irgendwie verzeihen würde, mir sagte, was ich nun tun soll.

„Ich habe kurz überlegt, aber ich dachte es wäre okay, das eine Mal. Und ich meine, es ist ja mein Gewicht und mein Körper und ich war ja auch sehr lange nicht dort.“

„Und, wie hat es sich für Dich angefühlt?“, fragte er. Ich überlegte kurz, aber ich konnte nicht mehr anders als ihm die Wahrheit zu sagen. Meine Tränen liefen in stärkeren Strömen, als ich antwortete: „Nun ja, es war nicht so, wie ich es erwartet hatte. Das Essen schmeckte nicht, wie ich es in Erinnerung hatte und ich dachte, dass ich mein Versprechen ein wenig breche. Aber, ich meine, ich dachte eben auch, dass es ja mein Körper ist.“

„Sehr gut, sei bitte immer ehrlich zu mir. Bitte vergiss nicht, ich möchte Dir helfen. Du hast mir gesagt, was Dich bedrückt. Mir ist es wichtig, Dir zu helfen, Du bist mir wichtig!“

Wieder raste mein Herz, ich konnte es nicht glauben, was ich da hörte, die Tränen flossen nun aus Rührung. Gleichzeitig tat es mir noch mehr leid, dass ich ihn belogen hatte.

Nach einer kurzen Pause setzte er fort: „Du hast Dich wieder selbst belogen. Es tut mir sehr weh, das zu sehen. Aber Du bist lange dem falschen Weg gefolgt, da wird es wohl auch dauern, bis Du wieder auf dem richtigen Pfad bist und dort auch bleibst. Ich habe Dir versprochen, dass ich mich um Dich kümmern werde und das möchte ich auch tun.“

Ich schluchzte, dieses Verständnis, diese Wärme, diese Geborgenheit.

„Deshalb möchte ich Dir heute die Konsequenzen für Dein Handeln aufzeigen. Ich möchte, dass Du Dich künftig nicht mehr anlügst und bewusst entscheidest. Es tut mir leid, dass ich Dir hier noch nicht genug beibringen konnte, aber daran werden wir arbeiten.“

Mir fiel ein Stein vom Herzen, „wir“, er sprach von uns. Es schmerzte, mich sehr, das er die Schuld bei sich sah. Ich hoffte, dass er wusste, wie sehr er mich schon motiviert hatte, wie viel er mir gab und wie sehr ich ihn bräuchte.

„Mir ist es wichtig, dass Du intrinsisch motiviert bist und bleibst. Natürlich kannst Du auch mal Fehler machen, so wie Du heute einen gemacht hast, aber dann solltest Du auch daraus Lernen, damit das nicht wieder passiert. Klingt das fair für Dich?“

Ich schaffte es kaum zu sprechen, als ich „ja“ hauchte. Was auch immer er jetzt sagen würde, was auch immer er vorschlug oder wünschte, ich war sein. Er hob mich auf so seltsame Art und Weise auf ein Podest, stellte meine Bedürfnisse in den Mittelpunkt und übernahm gleichzeitig die Führung, kümmerte sich um diese Bedürfnisse, schien genau zu wissen was ich brauchte und gab es mir. Ich spürte ein starkes Kribbeln im Bauch, ich merkte, wie sehr ich wollte, dass er mir sagte, wie es weitergehen soll.