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Aufrufe: 144 Created: Vor 3 Wochen Updated: Vor 3 Wochen

Eine kleine Sünde

Die kleine Sünde

Ich, eine 30 Jahre junge Frau, auf Diät. Natürlich war es nicht meine erste Diät und grundsätzlich fühlte ich mich nicht wirklich wohl in meinem Körper. 75 kg die sich auf gerade mal 1,68 m verteilten. Dennoch war ich bereits auf einem gute weg, hatte bei deutlich über 80 kg angefangen und schon einiges geschafft. Beine und Po waren straff wie lange nicht mehr – ehrlich gesagt, war ich bereits seit meiner Jugend eher etwas fülliger und hatte immer ein paar Kilos zu viel.

Ich lernte damit zu leben, dass ich für die meisten Männer nicht der erste Blickfang war. War ich mit Freundinnen unterwegs, war ihnen meist die Aufmerksamkeit gewiss. Natürlich kam auch mal ein gutaussehender Kerl auf mich zu, mein Herz raste dann und ich dachte: „endlich falle auch ich Mr. Right auf, es gibt also doch Gerechtigkeit!“. Doch folgte dann nur die Frage nach meinen Freundinnen. Eine Zeit lang haste ich diese „dürren Hungerhaken“, die essen konnten was sie wollten und immer perfekt blieben, flacher Bauch, straffe Beine, feste große Brüste. Aber wie gesagt, ich lernte halt damit umzugehen.

Vieles hatte ich versucht und mir angewöhnt zu sagen, dass ich einfach nicht an gutem Essen vorbei gehen könne, halt ein Genussmensch bin und Ähnliches. Tatsächlich fielen mir Diäten aber auch einfach schwer, beim Sport war ich sehr viel häufiger angemeldet, als ich auch ins Studio ging. Und auch wenn ich wusste, dass meine Motivation nicht die größte war, schob ich trotzdem lieber Ausreden vor. So hatte ich natürlich „keine ausreichende Zeit“ für das Kaufen und Zubereiten von ausgewogenem Essen oder für den Sport, fand aber viel Zeit für das Bingen von Serien oder auch das Spielen von Games.

Alles in allem hatte ich mich, in meinen 30 Jahren, einfach damit arrangiert. Es gab natürlich auch Männer in meinem Leben, aber es war nie die große Liebe. Vieles erduldete ich, weil ich dachte es wäre besser einen Freund mit Macken zu haben als keinen. Auf lange Sicht ging das aber nie gut, da auch diese Typen wohl eher die „besser ich als niemand“-Einstellung hatten, sich aber nie wirklich um mich bemühten.

Dann kam er in mein Leben. Ich kann nicht sagen, was es genau war, aber schon das erste Mal, das ich ihn sah, war ich hin und weg. Sein Blick, seine Art, seine Ausstrahlung, hier stimmte einfach alles. Und er half mir, einen ganz neuen Blick auf mein Leben zu werfen. Er motivierte mich auf eine bisher völlig unbekannte Art und Weise.

Und so nahm ich wegen ihm erfolgreich ab. Dabei war es gar nicht sein Wunsch. Er hatte sich nie negativ zu meinem Körper geäußert, nie gewünscht, dass ich abnehme. Nein, er hatte erkannt, dass ich mich unwohl fühlte. Er hatte sich angehört, warum ich eigentlich zufrieden war, eigentlich nie zu diesen dünnen Frauen gehören wollte, denen sie viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde und warum ich auch gar nichts ändern könnte und wollte. Und dann, dann hatte er mich so durchdringend angeschaut, hatte mich wohl sofort durchschaut, fragte ob ich das wirklich ehrlich meine.

Nun ja, ich muss sagen, dass mich diese Art sehr beeindruckte, wie er immer in sich ruhte, wie er alles, was ich tat sah und jede Lüge durchschaute und wie er mir erklärte, dass ich mich selbst, und nicht ihn anlog. Schnell merkte ich, dass er stets die richtigen Worte fand und mit mir an meiner Motivation und meinem Verhalten arbeitete.

Wir kannten uns noch nicht lange, aber ich war begeistert. Meine Pfunde purzelten schnell, nach dem er mich motivierte und ich genoss nicht nur deshalb jeden Moment mit ihm. Trotzdem war ich auch enttäuscht, wir sahen uns zwar regelmäßig, aber für mich viel zu selten.

Heute lief ich dann durch die Innenstadt. Ich wollte ein wenig bummeln und kam an all meinen guten, alten Freunden vorbei. Imbisse und Bäckereien, Stände und Grills, bei denen ich doch so oft und gerne Kundin war. Ich fragte mich, ob die Verkäufer und Besitzer merkten, dass ich in den letzten Wochen nicht mehr bei ihnen war? Ich meine, genoss es stets mich der Versuchung hinzugeben und war bestimmt eine wichtige Kundin. Ich meine, die köstlichen Kleinigkeiten – es waren ja nie wirklich große Sünden – lächelten mich doch stets an und wenn ich reinbiss, nahmen sie mir doch auch ein paar meiner Sorgen.

Auch heute, ein schöner, warmer Sommertag, zeigte mir, dass die Männer einfach lieber den wirklich dünnen Frauen, in ihren kurzen Sommerkleiden, ihre Aufmerksamkeit schenkten. Natürlich, wie sollte es anders sein, nahm ich nicht war, dass man mir hinterherschaute. Ich fühlte mich allein, als ich das goldene M entdeckte. „Wenn Dich eh jeder für zu dick hält“, dachte ich, „die erwarten doch, dass Du hier reingehst und allein Deinen Burger genießt“.

Kurz überlegte ich, ich meine es lief ja bisher gut, ich war motiviert, aber meine Güte, das eine Mal würde ja nicht alles ändern. Da sind ja nicht gleich ein paar Kilos auf den Hüften. Okay, ich hatte was versprochen, aber nun war ich hier und es ist ja meine Sache. Ich dachte über die Befriedigung nach, die ich jedes Mal empfand, die leckeren Pommes, der Käse auf dem Burger, ein leckerer Milkshake. Es trieb mich in die Filiale, schnell stand meine Auswahl, wurde zubereitet, wurde serviert. Der gewohnte Geruch, das gewohnte Ambiente, der gewohnte Anblick auf meinem Tablett.

Aber irgendwas war auch anders. Ich spürte eine innere Unruhe, die nicht weichen wollte. Ich Griff mir eine Pommes, schmeckte das Salz, das Fett, die Kartoffel, aber die gewohnte Befriedigung setzte nicht ein. Auch der Burger war nicht das, was ich erwartet hatte. Allein der Shake war lecker, aber auch hier wurden meine Erwartungen nicht wirklich erfüllt. „Nun gut, ich hatte bezahlt und wenn man eh gesündigt hat“ – mit diesem Gedanken beendete ich mein Mahl.