Der erste Tag im neuen Job als Zahnarztmuffel
Verstrickt in der unentrinnbaren Routine
Anna sitzt erstarrt im Behandlungsstuhl, während ihre Gedanken rasen. „Fixieren“, hallt das Wort drohend in ihrem Kopf. Panik steigt in ihr auf.
Bevor sie sich wehren kann, spürt sie die Hände der Helferinnen: Eine führt ihren rechten Arm etwas nach vorne, und drückt ihn schließlich auf die Armlehne. „Warten Sie mal!“, ruft sie, doch ihre Stimme klingt schwach. Eine zweite Helferin tritt hinzu, drückt ihre linke Schulter in den Stuhl und umschließt routiniert ihrer anderes Handgelenk. Erst als Anna die kalte Polsterung der Manschetten spürt, die um ihre Handgelenke gelegt und straff festgezogen werden, wird ihr bewusst, was geschieht.
„Hören Sie auf damit!“, zischt sie, zieht den Arm weg – vergeblich, die Manschette umschließt fest ihren Arm. Ihr Herz hämmert. Als sie sich aufrichten will, drückt eine Hand sanft, aber bestimmt sie zurück in den Stuhl.
Während eine Helferin einen breiten, gepolsterten Gurt über ihre Brust und ihren Bauch spannt, wird Anna tiefer in den Stuhl gezogen. Ein plötzlicher Ruck raubt ihr kurz den Atem, und der Klang des Klettverschlusses hallt in ihrem Kopf nach.
Mit bebender, fast flehender Stimme versucht sie erneut: „Hören Sie, Schwester, das ist wirklich nicht nötig. Ich möchte mit Dr. Kaltenstein sprechen – ich arbeite in der Forschung.“
Eine der Helferinnen fragt beiläufig: „Die Beine auch?“, worauf ihre Kollegin den Kopf schüttelt. Erleichterung mischt sich kurz mit Panik, als sie spürt, dass ihre Beine zumindest frei sind. Ein kalter Luftzug macht ihr im selben Moment bewusst, wie leicht bekleidet sie ist. Ihr Slip liegt in der Umkleidekabine, das dünne OP-Hemdchen ist durch den Brustgurt ein Stück nach oben verrutscht und bedeckt nur noch ihre Bauchdecke. Lediglich das PVC-Lätzchen, das über dem Gurt liegt, reicht noch so gerade an ihren Schritt.. Peinlich berührt presst sie die Oberschenkel zusammen.
„Nur die Knöchel…“, verkündet die andere Helferin, fixiert ihren nackten Fuß mit einer Manschette, bevor sie das Gleiche mit dem anderen Fuß tut. Ihre Beine werden in eine unbequeme X-Stellung gezwungen. „Hören Sie, das muss nicht sein – was soll denn überhaupt gemacht werden?“ fleht sie, doch wird ignoriert.
Schließlich wendet sich die ältere Helferin an sie: „Es tut mir leid, aber Herr Doktor hat es so angeordnet. Er mag keine unkooperativen Patienten.“ Mit einem verschwörerischen Zwinkern ergänzt sie: „Sie waren bisher kooperativ – das wird lohnend erwähnt.“
Anna atmet flach und fragt, ihre Stimme nun von Angst und Verwirrung durchzogen: „Und was soll jetzt noch gemacht werden?“ Im Augenwinkel sieht sie, wie die andere Helferin an der Kollegin etwas einstellt.
„Ich fürchte, Herr Doktor muss noch etwas bohren“, erklärt diese in einem bemitleidenden Ton – als spräche man mit einem aufmüpfigen Kind. „Aber wieso? Ich wurde heute früh schon behandelt!“ protestiert Anna, worauf die Helferin ihren Kopf tätschelt: „Da sind noch mehr Löchlein in den Zähnen, die gestopft werden müssen.“ Diese kindliche Sprache entfacht in Anna Wut – sie ist schließlich keine Kleine!
Nachdem eine Helferin kurz in die Gegensprechanlage „Patient bereit“ gemurmelt und verschwindet, bleibt Anna allein zurück, fixiert und regelrecht bewegungsunfähig. Ihre Finger kribbeln vor Anspannung, ihr Nacken brennt, sie spürt den engen Halsverschluss des PVC-Umhangs.
„Das ist doch lächerlich!“, stottert sie, doch ihre Stimme zittert vor Panik. Schließlich sinkt sie erschöpft mit dem Kopf in die Stuhllehne – versinkend in einen surrealen, nervösen Dämmerzustand.
Jetzt weiß sie auf jeden Fall schonmal …