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Aufrufe: 367 Created: Vor 6 Monate Updated: Vor 6 Monate

Festivalgewitter mit Folgen

Die erste Hiobsbotschaft

Lean ließ mein Handgelenk wieder los. Meinen jetzt noch höheren Puls, der mir wirklich unangenehm war als angehende Ärztin - für die ein Zugang wirklich kein Grund zur Panik sein sollte- lies er unkommentiert. Ich sollte auch gleich wissen warum.

Noch bevor ich mir mehr Gedanken dazu machen konnte, kam Lean mit seiner kleinen ode eher größeren Hiobsbotschaft daher und schaute mich etwas peinlich gerührt an:

"Ich muss dir allerdings was beichten. Wir Kerle haben jedes Jahr eine Wette am laufen. Wer zu viel gesoffen hat und eine Infusion haben möchte, bekommt sie nur über eine orangene Viggo. Die drei grünen für die echten Notfälle haben wir tatsächlich gleich am ersten Tag für eine allergische Reaktion unseres Zeltnachbarn gebraucht. Es tut mir wirklich leid, aber ich hab tatsächlich nur noch orangene Nadeln. Ich kann dir aber aus Erfahrung sagen, es sieht schlimmer aus, als es ist, wirklich."

Seine Stimme war gleichzeitig sanft, hatte aber diesen gewissen Nachdruck, der offenbar eine Reaktion von mir erwartete.

Mir stockte der Atem. Das war jetzt nicht sein Ernst oder?

Mehr als ein "Oha", brachte ich gerade nicht hervor. Ich musste erstmal wieder einen klaren Gedanken fassen können.

"Ich zwinge dich zu nichts und ich halte dich hier nicht fest. Ich kann dich auch doch zur UHS bringen, aber ich habe keine Ahnung, wie lange du dort auf eine Behandlung warten musst. Dir ist glaube ich mit Wärme und Flüssigkeit jetzt sofort deutlich mehr geholfen. Und ehrlich, es ist nicht so schlimm, wie du es dir vielleicht vorstellst", versuchte er erneut besänftigend auf mich einzureden.

Ich versuchte mich aufzurichten, um nicht so hilflos neben Lean auf dem Boden zu liegen, sondern mit ihm auf Augenhöhe zu sein. Er half mir beim Aufrichten. Sofort kam der Schwindel zurück und ich begann ein paar Sternchen vor mir flimmern zu sehen. Außerdem merkte ich die Kälte an meinen Schultern und meiner Brust, die jetzt nicht mehr vom Schlafsack bedeckt waren und fing an zu zittern. Meine Situation war eh ziemlich ausweglos, also legte ich mich vorsichtig wieder hin. Mich jetzt wieder in die Aufrechte und die Kälte begeben zu müssen, war mir einfach zu anstrengend, also entschied ich mich mehr oder weniger unfreiwillig, Lean einfach zu vertrauen und die Schmerzen in Kauf zu nehmen.

"Es hat eh keinen Zweck. Mach einfach", sagte ich etwas frustriert zu Lean, bevor ich es mir doch noch wieder anders überlegte und legte demonstrativ meine rechte Ellenbeuge ein paar Zentimeter weiter in seine Richtung.