Festivalgewitter mit Folgen
Ausreichendes Vertrauen?
Vorsichtig wickelte er mir die Manschette um den Arm.
"Wird dir langsam wärmer?", fragte er, bevor er sich das schwarze Stethoskop in die Ohren steckte.
"Ein bisschen", antwortete ich ihm.
Bevor er die Manschette aufpumpte, tastete er den Puls an meiner rechten Radialis, ließ meine tachykarde Herzfrequenz jedoch vorerst unkommentiert. Als die Manschette aufgepumpt war, setzte er die Stethoskopmembran auf meine Ellenbeuge. Ich lauschte dem leisen Zischen der Luft, die wieder aus der Manschette wich und spürte das schnelle Pochen in meiner Arterie unterhalb der Manschette.
Lean nahm das Stethoskop aus den Ohren und hängte es sich um den Hals.
"95 zu 60. Nicht gerade berauschend. Lass mich nochmal deine Herzfrequenz auszählen."
Leans Finger wanderten wieder zu meinem Radialispuls, während er gleichzeitig auf seiner Smartwatch den Sekundenzeiger verfolgte. Das machte mich irgendwie nervös und mein Herz begann noch etwas schneller zu schlagen.
"93. Du brauchst wirklich Flüssigkeit Sophia, das ist gerade erstmal wichtiger als deine Hand. Ich werde dir jetzt einen Zugang legen und dir zwei Infusionen geben, wenn du einverstanden bist, dann wird es deinem Kreislauf bald besser gehen."
Mein Herz blieb kurz stehen, als er sagte 'ich werde dir jetzt einen Zugang legen', um danach umso schneller weiterzuschlagen. Hätte ich mir ja bei seiner Vorgeschichte und dem hochwertigen Stethoskop und der Blutdruckmanschette denken können, dass er noch mehr medizinisches Equipment am Start hat. Eigentlich war ein Zugang ja keine große Sache, aber vertraute ich ihm tatsächlich genug, um ihm Zutritt zu meinem Blutkreislauf zu gewähren? Er könnte mir dann in Nullkommanix was auch immer an Betäubungsmitteln verabreichen.