"Hast du die Windrose gar nicht mitbekommen? Du musst wirklich ganz schön weggetreten gewesen sein. Bitte lass mich dir helfen, du brauchst dringend Wärme und Flüssigkeit Sophia!"

'Verdammt.' Wenn das stimmt mit der Windrose, dann konnte ich echt von Glück reden, dass mir nichts schlimmeres passiert war und Lean mich überhaupt gefunden hatte.

Ein Teil in mir wollte sich noch dagegen wehren, ihm die Geschichte mit der Windrose und allem einfach so abzukaufen, aber der größere Teil war zu erschöpft und vielleicht auch einfach dankbar, hier zumindest die erwähnte Wärme, Schutz und was zu Trinken oder sogar einen kleinen Snack für meinen mittlerweile grummelnden Magen zu bekommen.

"Wie lange ist das Unwetter her?" Ich versuchte das Puzzle in meinem Kopf weiter zusammen zu setzen.

"Naja, die ersten Regentropfen kamen so um 22 Uhr, jetzt ist es kurz vor Mitternacht."

'Ich hatte so gar kein Zeitgefühl mehr. Es hätten nur 5 Minuten, aber auch 5 Stunden vergangen sein können. Mindestens eine halbe Stunde muss ich dann aber schon dort in dem Vorzelt gelegen haben. Gott sei Dank hat mich Lean so schnell gefunden. Was wäre, wenn er mir nicht zufällig über den Weg gelaufen wäre?' Mir stiegen Tränen in die Augen.

"Danke. Hättest du mich nicht gefunden dann…" jetzt liefen mir die Tränen über die Wagen.

"Hey, alles gut, ich hab dich ja gefunden. Jetzt komm erstmal rein" Lean legte seine Hand auf meine Schulter und bedeutet mir mich in das bereits offene Zelt zu begeben. Er hatte das Zelt schon bei unserer Ankunft geöffnet, wollte mich aber offenbar zu nichts gedrängt haben und hatte unser Gespräch abgewartet.

Ich stieg vorsichtig, immer noch mit meiner Rettungsdecke eingehüllt, hinein.

"Setz dich, ich hol dir gleich was zum hinlegen", Lean zeigte auf einen der Campingstühle, der im großen Mittelbereich des Zeltes stand. Dann folgte er mir ins Zelt und zog die Reißverschlüsse zu. Es war doch ein recht komfortables, großes Zelt, mit einem Mittelbereich, der hoch genug war, dass man darin stehen konnte und drei Schlafkabinen, die davon abgingen.

"Bevor du dich gleich in den warmen Schlafsack legst, möchtest du trockene Sachen zum Anziehen von mir haben? Ich kann dir eine Jogginghose und einen warmen Pullover geben. Du wirst schneller warm, wenn du aus deinen nassen Sachen rauskommst. Ich geh auch raus, während du dich umziehst."

Ich nickte zitternd und erschöpft.

Lean begann in der rechten Kabine zu kramen und legte nach und nach Jogginghose, dicke Socken, Pullover und eine Boxershorts neben mich.

"Mach, wie du magst. Wenn du sonst noch was brauchst oder Hilfe brauchst wegen Kreislauf oder der Hand, sag bescheid. Ich geh kurz raus."

"Danke."