Festivalgewitter mit Folgen
Raus aus der Menschenmasse
Aber bevor ich mir zu viele Gedanken darüber machen konnte, merkte ich die ersten Menschen, die über mich stolperten und mir auf die Füße traten. Ich musste wieder aufstehen, sofort. Aber allein das war nicht so einfach. Als ich es geschafft hatte versuchte ich erneut zum Rand zu kommen, aber es war quasi unmöglich. Ich musste aufpassen, nicht noch einmal zu stolpern, bei den ganzen drängelnden Menschen hinter und neben mir. Irgendwie wurde mir schwindelig von dem ekelhaften Schmerz, der immer noch in meinem Körper nachhallte. Ich machte eine Faust mit meiner linken Hand, was den Schmerz nur verstärkte, aber zumindest wurde die Blutung dadurch etwas weniger.
Es dauerte ewig und es wurde immer anstrengender, auch weil mir immer schwindeliger wurde und sich alles anfing zu drehen. Irgendwann hatte ich es mit letzter Kraft aber endlich geschafft aus der Masse, die sich mittlerweile in mehrere Richtungen aufteilte, raus zu kommen und mich in eine geschützte Ecke an den Rand zu hocken. Es flimmerte vor meinen Augen und ich musste mich an dem Zaun hinter mir anlehnen, um mich erst einmal zu sammeln. Erst wollte ich mich einfach dort hinlegen, weil ich nicht mehr klar sehen konnte, vor lauter Schwindel und Sternchen. Aber ich konnte hier nicht bleiben, ich musste irgendwo Hilfe suchen. Also ging ich los, etwas entfernt von der panischen Masse und lief ziemlich planlos quer über den autofreien Zeltplatz, der mittlerweile fast Menschenleer war. Ich war nicht mehr in der Lage klar zu denken. Lag es am Alkohol, an meiner Panik, an dem fiesen Schmerz oder einer Kombination aus allem? Ich lief einfach in irgendeine Richtung und hoffte auf Menschen zu treffen, die mir helfen konnten.
Mittlerweile sah ich fast nur noch Sternchen. Meine Beine wollten mich nicht mehr tragen. "Hallo, ist hier jemand? Kann mir jemand helfen?", fragte ich mit schwacher Stimme ins Nichts. Keine Antwort. Zumindest konnte ich keine wahrnehmen. Mittlerweile regnete es in Strömen, ich war klitschnass und mir war eiskalt. Ein paar Meter vor mir stand ein großes Zelt mit einem großen, gut überdachten Vorzelt. Ich kauerte mich in eine Wind- und Regengeschützte Nische. Es dauerte nicht lange bis mein Kopf wegnickte vor Müdigkeit, Erschöpfung und Schwindel. Ich hatte definitiv zu wenig geschlafen, zu wenig Wasser getrunken, zu wenig gegessen und vielleicht auch ein bisschen zu viel Alkohol konsumiert in den letzten 24 Stunden, stellte ich fest. Ich beschloss mich hinzulegen. Als Medizinstudentin müsste ich es eigentlich besser wissen, dass das überhaupt keine gute Idee war, aber ich war nicht mehr in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Keine zehn Sekunden später war ich eingeschlafen, oder war ich vielleicht sogar ohnmächtig geworden?