Ein tiefes Brummen dringt von hinten zu Laura hervor, während Dr. Braun die Matrizen um die präparierten Zähne setzt. Die Metallbänder schließen sich um die Zähne, während sie mit dem kleinen Schraubgewinde festzieht.

‘Gleich kommt die Füllung’, erinnert sich Laura und sie überlegt, wann ein guter Zeitpunkt ist, um weiße Füllungen zu bitten. Sie nimmt sich vor, wie es ihr Sophie geraten hat. Sie selbst wäre gar nicht auf die Idee gekommen, bei ihrem Zahnarzt Forderungen zu stellen, aber das war eine gute Idee. Die vielen Silberplomben haben sie ohnehin schon immer gestört, und wenn jetzt schon mal 2 Plomben durch weiße ersetzt werden, ist schon ein bisschen was gewonnen.

Geduldig wartet sie, bis Dr. Braun die Matrizen festgeschraubt. Sobald er ihren Mund frei gibt, wird sie es ansprechen.

Das tiefe Brummen hinter ihr ist mittlerweile beendet. Dr. Braun hat die letzte Matrize eingeschraubt und hält Lauras Mund mit einem Daumen in ihrem Gaumen geöffnet, während er ein längliches Instrument von der Helferin entgegen nimmt.

Irritiert verfolgt Laura das Geschehen. Was soll der Daumen in ihrem Mund? Sie versucht, sich bemerkbar zu machen und etwas zu sagen, aber natürlich kommen nur unartikulierte Laute aus ihrem Mund.

“Schön stillhalten, jetzt”, belehrt sie der Zahnarzt, wir sind ja gleich fertig”.

Ohne eine Reaktion abzuwarten, schiebt er ihren Mund weiter auf und setzt das Instrument an. Mit knirschendem Geräusch presst er kraftvoll das Füllungsmaterial in den ersten Zahn. Er reicht der Helferin das Instrument zurück, die bereits den nächsten Amalgamträger bereithält, den er ebenfalls nimmt und in den Zahn presst. Zwischendurch stopft er das Amalgam mit einem Stopfer zurecht, dann wiederholt sich die Prozedur.

‘Mist’, denkt Laura resigniert, ‘aber ist jetzt auch schon egal’. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als geduldig abzuwarten.

“Wolltest du nicht eigentlich weiße Füllungen?”.

Sophie steht gut gelaunt wieder im Behandlungszimmer und verfolgt neugierig das Geschehen in Lauras Mund.

Laura schreckt auf. Auch das noch. Viel kann sie ja nicht sagen, also zuckt sie nur mit den Schultern, während der Zahnarzt weiter Amalgam in ihre Zähne stopft.

“Naja, musst du wissen”, kommentiert Sophie lakonisch, “übrigens, ich habe gerade mit Katrin telefoniert. Wir treffen uns nachher gleich im “Biss & Bliss”, einem angesagten Cafe gleich um die Ecke. Sie reserviert Plätze für uns. Ich habe einen riesigen Kohldampf, du wahrscheinlich auch.

Laura nickt, hat aber gerade ganz andere Probleme.

Als sie endlich von dem ganzen Zeug in ihrem Mund befreit ist, darf sie endlich spülen. Endlich geschafft!

Sie spült ihren Mund eifrig aus, beim Ausspucken dann aber wieder das unbeholfene Sabbern. Sophie kichert, als ein Teil des Wassers wieder über ihr Kinn auf das Lätzchen tropft.

Wieder wird sie trocken getupft, dann erlöst die Helferin sie endlich von diesem Plastiklätzchen. Erleichterung macht sich breit.

Ihr halber Mund ist noch taub, trotzdem tastet sie ihre neuen Plomben mit der Zunge ab. Sie fühlen sich noch wie ein Fremdkörper an, aber sie weiß, dass das Gefühl bald verschwindet. Zudem hat sie einen metallischen Geschmack im Mund - das frische Amalgam.

“Die Karies ging ziemlich tief”, belehrt sie Dr. Braun, “das nächste Mal bitte früher kommen!”.

Laura nickt wenig überzeugt und betastet ihre taube Wange. Da hat der Bohrer ganz schön gewütet.

“Es kann sein, dass die Zähne noch etwas empfindlich sind, wenn die Betäubung nachlässt”, erklärt er weiter. “Das sollte in den nächsten Tagen abklingen. Wenn nicht, bitte nochmal vorbeikommen”, erklärt er ernst.

‘Mit Sicherheit seht ihr mich nicht sobald wieder’, denkt sich Laura trotzig, nickt aber mechanisch.

Dr. Braun klappt die Armlehne des Behandlungsstuhls hoch, damit Laura aussteigen kann und gibt ihr schließlich den Weg frei. “Und nichts Essen, solange die Spritze wirkt, mindestens für zwei Stunden nicht”, schließt er seine Belehrung ab.

Benommen hebt sich Laura aus dem Stuhl. Endlich vorbei. Mit dem Finger betastet sie ihre taube Lippe und Backe. Der metallische Geschmack lässt sie an die gerade überstandene Prozedur denken und sie spürt noch Metallkrümmel an der Zunge. Egal, schnell hier raus!