Ein paar Tage später steht sie auf einer Party, das Glas Wein in der Hand, die Stimmung ausgelassen. Sie lacht viel und fühlt sich dank des Alkohols entspannt, frei von den üblichen Alltagsproblemen. In einer Gruppe von Freunden, darunter auch ihre beste Freundin Sophie, kommt das Gespräch irgendwie auf Zahnarztbesuche. Die Freundin erzählt von ihrer eigenen Zahnkontrolle, die sie demnächst hat, und dass sie immer auf dem neuesten Stand bei ihrer Zahngesundheit ist. Dann wirft sie einen Blick auf Laura, deren braune Zähne sie schon immer irritieren. “Du könntest auch mal wieder zur Zahnreinigung, was?”, lacht sie mehr wohlwollend auffordernd, als vorwurfsvoll. Aber sie weiß, wie Laura zum Thema Zahnarzt steht.

„Ach, mein Zahnarzt hat mir auch letztens geschrieben,“ sagt sie in einem Anflug von Leichtsinn und kramt belustigt ihr Handy hervor. „Die haben jetzt sogar so eine Online-Buchung. Schicken dir ne SMS, klickst drauf und – schwupp – hast du deinen Termin. Alles schön digital.“

Die Freundin schaut neugierig auf das Display. „Zeig mal!“

„Hier, pass auf,“ lallt sie leicht beschwipst und grinst. „Ich zeig dir, wie das geht.“ Ohne groß nachzudenken, klickt sie auf den Link aus der alten SMS, scrollt durch die Terminübersicht. Zu ihrer Überraschung scheint die Praxis zwischen 10:30 und 14:30 kaum gebucht. Sie tippt aus Spaß auf einen freien Slot – um 1100 am nächsten Tag. „Zack! Morgen hab ich nen Zahnarzttermin. 1100. Da kann ich sogar noch ausschlafen.”, erklärt sie mit gespieltem Ernst. “Sophie, würdest du mitkommen und Händchenhalten?”.

Alle halten überrascht die Luft an, und Sophie checkt irritiert ihr Smartphone. “Ja, würde sogar gehen”, stellt sie fest.

Laura zögert mit der Antwort und lässt die Spannung im Raum etwas steigen. Dann bricht sie in schallendes Gelächter aus: “Hah, als ob ich da hingehe…“ lacht sie lautstark. Alle in der Runde amüsieren sich.

Kurz darauf, als sie das Handy wieder in ihre Tasche stecken will, fällt ihr ein: „Moment mal… ich sollte den Termin besser gleich mal wieder löschen.“

Sie öffnet die Bestätigungsmail und sucht den „Termin stornieren“-Button. Doch als sie darauf klickt, erscheint eine rote Fehlermeldung: "Terminabsagen sind spätestens 24 Stunden vor dem Termin möglich. Eine Absage innerhalb von 24 Stunden führt möglicherweise zu einer Ausfallgebühr."

Ihr Herz schlägt plötzlich schneller. „Verdammt!“ Fluchend tippt sie auf „Verschieben“ und hofft, dass das wenigstens noch möglich ist. Doch erneut taucht eine Meldung auf: "Terminänderungen nicht möglich, bitte kontaktieren Sie die Praxis." Ein Blick auf die Uhr – es ist weit nach Mitternacht. Die Praxis ist natürlich längst geschlossen.

„Scheiße,“ murmelt sie und beißt sich auf die Lippe. Was als harmloser Spaß begann, entwickelt sich plötzlich zu einem ernsten Problem. Der morgige Termin steht fest, und absagen kann sie nicht mehr.