Musterung - jetzt auch für Mädels
Der Tag kommt!
Zunächst versuchte ich mir keine allzu großen Hoffnungen zu machen. Man würde es – anders als bei den Jungs – bei den Mädels bestimmt schaffen, auf deren Intimsphäre Rücksicht zu nehmen. Sie würden bestimmt nur in Unterwäsche untersucht. Und höchstens eine Bescheinigung vom Gynäkologen erwartet. Oder wenn sie doch nackt untersucht würden, dann bestimmt nur vor dem Arzt und hinter Sichtschutz, sodass wir – anders als bei den Jungs – nichts zu sehen bekämen. Und bestimmt dürften nur die Kolleginnen dabei sein und nicht ich – anders als bei den Jungs, bei denen auch niemand darauf achtete, dass nur männliche Schreibkräfte anwesend waren und keine weiblichen.
Nunja, ein Teil meiner Befürchtungen wurde zerstreut, als wir die neuen Formulare bekamen, auf denen wir während der Untersuchung die Ergebnisse notieren mussten, die uns die Ärzte mitteilten. An der Stelle, an der bisher nur Auffälligkeiten an Hoden und Penis zu notieren waren, waren die neuen Kategorien der Brüste und Vulva/Vagina hinzugekommen. Untersucht werden sollte also wohl doch – auch wenn damit noch nicht gesagt war, von wem und vor wem. Als die ersten Vorladungen an die ersten Mädels rausgingen, die ersten Termine mit Mädels gemacht wurden und dann bei uns die interne Einsatzplanung für die Termine anstand, wagte ich mich mit der Bemerkung vor, dass aber doch wohl selbstverständlich weiterhin keine Unterscheidung nach Geschlecht gemacht würde – und zu meiner Überraschung war genau das der Fall. Die Termine für die zu musternden Jungs und Mädels wurden wild durcheinander gemacht und bei der Planung der Einsätze, wer wann bei der eigentlichen Untersuchung dabei war, wurde auch kein Unterschied zwischen zu musternden Jungs und Mädels oder zwischen Kolleginnen und mir gemacht. Und so kam der erste Tag, an dem auch Mädels gemustert wurden – und ich war direkt unter denen, die bei den ärztlichen Untersuchungen dabei sein sollten.
Ich versuchte, meine Hoffnungen immer noch im Zaum zu halten. Denn manche Bedenken – etwa dass sie die Mädels doch hinter Sichtschutz untersuchen würden – waren ja immer noch nicht ausgeräumt. Es gab auch nochmal eine kurze Vorbesprechung – also eher eine Ansage an uns Schreibkräfte. Es wurde noch einmal betont, dass unsere Aufgabe nicht nur darin bestand, zu notieren, was die Ärzte sagten, sondern auch die Untersuchung genau zu verfolgen. Warum? Damit wir, wenn es Ärger gab, bezeugen konnten, dass die Untersuchungen korrekt abgelaufen waren und die Ärzte sich nicht danebenbenommen hatten. Bei der Untersuchung der leicht bekleideten oder womöglich gar nackten Mädels genau hinschauen? Das brauchte man mir nicht zweimal sagen…!
In den erotischen Romanen der Barockzei…
Der Spannungsbogen bleibt...!!