Der Nachbar ist Zeuge

Akt 6

Einige Zeit später klopft es an meiner Wohnungstür. "Wer mag das sein", denke ich, noch erregt vom vergangenen Schauspiel und mich gerade daran machend, das Gesehene zu 'verarbeiten'. Wer würde mir meine Unhöflichkeit verübeln, in dieser Situation nicht öffnen zu wollen, sich nicht herausreißen zu lassen aus dem träumerischen Nachhall des Erlebten? Warum ich es trotzdem tue, weiß ich nicht. Nun, die Überraschung ist groß. Vor mir steht in voller Pracht, weiß bekittelt, resolut wie eh und je, eben jene Frau Winterschwang, von der ich annahm und mir vorstellte, sie müsse hinter dem Vorhang jenseits der Reichweite meines Gucklochs mit etwas anderem beschäftigt sein.

"Ob sie etwas bemerkt hat? Ob sie sich beschweren will? Vielleicht droht sie mir mit Hausordnung und Rausschmiss?", schießt es mir reflexartig durch den Kopf. Schließlich wirkt ihre autoritäre Aura nicht nur bei ihrer Nichte, sondern – deutlich abgemildert zwar – auch bei mir.

Bevor ich sie überhaupt fragen kann, was sie wünsche, stößt sie hervor: "Sie müssen mir helfen." Sie formuliert es nicht als Bitte, sie sagt es kategorisch und so, als ob ich keine andere Wahl hätte, meinen Sonntagnachmittag nach meinem Gusto zu verbringen. Nach dem Geschehenen antworte ich jedoch nicht schnippisch "Guten Tag erst einmal, Frau Winterschwang, so viel Zeit muss sein.", sondern bleibe zuvorkommend reserviert.

"Um was handelt es sich denn?"

"Es handelt sich um meinen Besuch. Meine Nichte ist da, und sie hat gewisse Probleme, die wir gemeinsam lösen wollten. Bislang hat das mehr schlecht als recht geklappt, weshalb ich jetzt Ihren Beistand benötige. Aber das alles ist zwischen Tür und Angel nicht einfach zu erklären. Am besten, Sie kommen einfach mit."

Nun, wir können uns vorstellen, was diese Worte in mir auslösen. Der Keim der Hoffnung sprießt in mir, das Schauspiel sei noch nicht zu Ende, nur wechselte ich die Rolle vom Zuschauer zum Bühnenarbeiter.

"Kann ich so…?"

Sie mustert mich kurz und nickt. "Natürlich."

Die fünf Schritte durch das Treppenhaus zu ihrer gegenüberliegenden Wohnung sind schnell getan, die Tür ist nur angelehnt, schon stehen wir in ihrem adretten Flur, wo alles ordentlich an seinem Platz ist, selbst in der Garderobe hängen Jacken und Mäntel in Reih und Glied wie eine Kompanie auf hab Acht. Wenig überraschend für uns und doch skurril, ein Spiegel an der Wand, auf dem umlaufend gedruckt ist: 'Sauberkeit ist das Einzige, was der Mensch tun kann, um Göttern ähnlich zu werden'. Zu ihrer eigenen täglichen Mahnung? Um ihre Hybris zu befriedigen?

Es bleibt keine Zeit, darüber nachzudenken, denn schon dirigiert sie mich durch die nächste Tür in ihr Bad. Weiß gefliest ist es, hell, fast grell ausgeleuchtet, blitzblank, steril und dabei so großzügig, wie ich es in diesem Haus nicht erwartet hätte. Es bietet viel Platz für uns beide, auch für eine große Badewanne, auch für eine Konsole mit zwei Waschbecken, auf der die "Tasche der Gründlichkeit" steht, auch für eine Toilette, auch für einen Ständer, an dem pratzprall der – wir sahen ihn schon in anderer Konstitution – rote Beutel hängt, von dem sich ein abgeklemmter Gummischlauch mit schwarzer Kanüle schlengelt – und last but not least auch für "das Corpus delicti", wie mir Frau Winterschwang ihre Nichte vorstellt.

Das "Corpus delicti" ist sichtlich entsetzt, verständlicherweise, wie wir nachfühlend hinzufügen, schließlich bin ich als vermeintlich Fremder für sie das weitere Momentum der maßlosen Herabwürdigung. Kann es für Sandrine, die den letzten Rest von Opposition fiepst, der noch in ihr ist, Schlimmeres als meine plötzliche Anwesenheit geben?

Aber greifen wir nicht vor, spekulieren wir nicht, bleiben wir bei dem, was sich mir und Ihnen ohne durch ein Guckloch einschränkendes Blickfeld darbietet: Auf einer Liege mit mehreren Lagen makellosen Handtüchern liegt unsere Hauptdarstellerin nackt auf dem Rücken und hält mit den Händen ihre Beine angewinkelt, so dass die Knie ihre Brüste berühren. Es ist die Position wie auf der roten Couch, nur verkrampfter, nur zusammengefalteter. Alles ist Waagerechte, ihr Rücken, ihre Ober- und ihre Unterschenkel, das einzig Senkrechte sind ihre Füße, deren helle Sohlen uns begrüßen, und auch ein wenig ihre gefällig-fleischigen Schamlippen, zwischen denen die beiden noch zarteren Rosenblätter hervorluken – und ich sie, so nah bin ich diesem appetitlichen Pflänzchen, mit meinen Zeigefingerspitzen ohne Weiteres zu einer rosarötlichen Einladung entfalten könnte.

Ihr Gesicht hat sie weggedreht, so dass ihre langen rötlichen, nur leicht gelockten Haare über ihre Wange fallen. Sie hält ihre Augen fest verschlossen, sie will mich nicht sehen, diesen zusätzlichen in ihrer Würde Eindringenden, sie will um keinen Preis wahrhaben, dass ich anwesend bin, ein Mann, ein aufmerksamer und fokussierter Zuschauer, der viel aufmerksamer und fokussierter ist, als ihr lieb sein könnte.

"Sandrine!", sagt, nein herrscht die Tante in meine Versonnenheit hinein. "Du bist sehr unfreundlich zu unserem Gast, wenn Du ihn nicht anständig begrüßt."

Kurz blickt mich die derartig Angeherrschte an, ihre grünen Augen glänzen tränenverschwommen, es haucht ein verschämtes "Guten Tag mein Herr", und ich, der sich beim – wir sind ehrlich – lüsternen Beschauen ihres attraktivsten Anziehungspunktes ertappt fühlt, nickt nur unbeholfen zurück. Mit Anziehungspunkt ist natürlich ihr explizit präsentierter After gemeint, diesen herrlichen Ring der Verheißung, den wir schon ausführlich beschrieben haben und über den wir gerne noch eingehender, noch detaillierter referieren würden.

"Für Sie muss das hier alles etwas überraschend sein", sagt Frau Winterschwang und entlarvt damit ihre Unkenntnis von meiner bisherigen Zeugenschaft. "Ich will es Ihnen daher kurz und knapp erklären, damit Sie im Bilde sind und mir gleich helfend zur Hand gehen können."

Dann berichtet sie beiläufig über ihre nackte Nichte hinweg von ihrem leichten Fieber, lässt das rektal zum Einsatz gekommene Thermometer nicht unerwähnt, beschreibt ihren Verdacht einer manifesten Verstopfung, bringt verräterische Spuren und offensichtliche Lügen und auch den Befund eines behandschuhten Fingers zur Kenntnis, erklärt das vergebliche, weil zu zaghafte Bemühen über der Schüssel, vergisst auch nicht das applizierte Zäpfchen und die an gleichem Ort applizierten aufmunternden Bambus-Streiche und endet leicht resigniert: "Es hat nicht viel gebracht. Auch der zweite Versuch über der Schüssel nicht! Sie will sich einfach nicht von ihrem inneren Schmutz befreien. Aber Sie wissen ja, in meinem Haus dulde ich das nicht und meiner Nichte lasse ich ihre Renitenz gleich zweimal nicht durchgehen. Hier hat sie sauber zu sein, auch innerlich, das tut auch ihrem Charakter gut."

Wie müssen Sandrine die Ohren klingeln. Nicht nur, dass sie währenddessen weiterhin vor einem ihr völlig fremden Mann so offenbarend posieren muss. Nein, über sie hinweg werden auch noch die peinlichsten Dinge besprochen, als ob sie als fühlendes, bewusstes Wesen gar nicht da sei, als ob da nur ein Objekt auf der Liege läge, das Poloch und die Vulva ins grelle Badezimmerlicht streckend.

"Ich habe entschieden, als letztes Mittel ihr ein, nennen wir es erlösendes, Klistier zu verabreichen. Sicher, ich hätte das schon früher tun können, aber man verliert seine Hoffnung ja immer zuletzt." Und sich unterbrechend: "Sie wissen, was ein Klistier ist?"

Ein angedeutetes Kopfnicken lässt sie weiterreden: Ihrer Nichte habe sie schon alles erläutert, auch der Beutel sei schon mit dem passend reinigenden Substrat befüllt, sie wüsste da – wie bei der Herstellung von Zäpfchen – die eine oder andere Rezeptur, die zügig und garantiert den notwendigen Grad an Drangsal hervorrufe. Aber wiederum auch nicht zu zügig unbeherrschbare Reflexe evoziere, um der solcherart Behandelten die Gelegenheit zu bieten, über die Notwendigkeit einer gründlichen Reinigung nachzudenken. Und auch eine passende Kanüle hätte sie schon ausgesucht und dem Klistierschlauch aufmontiert. Sie sollte nicht zu groß sein, aber der Deliquentin beim Einführen auch nicht zu viel ersparen.

"Ich habe bemerkt, dass Sie sich schon eingehend mit dem Hintereingang unserer kleinen sehnsüchtig Wartenden auf der Liege beschäftigt haben. Daher werden Sie mir sicher eine gute Wahl bei der Kanüle attestieren." Und weiter, während sie den Infusionsständer mit dem dickbauchigen Beutel heranrollt. "Ich werde jetzt die Beine meiner Nichte in die Höhe heben und auseinanderhalten. Sie hat vorhin zu sehr gezappelt, weshalb Sie mir jetzt helfen und das Darmrohr in ihren Anus einführen. Es ist schon eingefettet, aber wenn sie möchten, können sie ihr Löchlein auch noch salben. Dort steht die Vaseline."

Die Beine der Nichte werden wie angekündigt an den Fußfesseln mit zupackenden Händen in die neue Position gebracht, ihr Körper muss die Bewegung automatisch mit ausführen, weshalb sich unfreiwillig ihr Becken hebt und sich mir, der ungläubig und träumerisch einen Finger in das Fett tunkt, schonungslos entgegenstreckt. Ich höre mit halbem Ohr Sandrine winseln, höre die Tante befehlen, sehe zwischen gänsehautbestäubten Halbmonden den bräunlich-melanierten Strahlenkranz mit der kleinen Öffnung in der Mitte, sehe meinen Finger über die Fältchen streichen, rieche die Salbe, die sich kreisförmig auf sensibler und intim gehaltener Partie verteilt, kreisel spiralförmig ins Zentrum, hin zum Bermuder Loch, wechsel von Fingerkuppe zur Fingerspitze, übe Druck aus, fordere Eingang, will Einlass, schiebe das Fett in das sich wehrende, zukneifende, zitternde Pförtlein, das endlich nachgibt, sich öffnet, mich zögerlich willkommen heißt. Nur mein erstes Fingerglied steckt in ihr, bleibt, spürt die Kontraktion des Muskelrings, hält inne. Kein Sträuben, keine Abwehr kann meine so endlos innige Verbindung mit dieser mir gestern noch völlig unbekannten Frau nun lösen. Sie spürt, wie ich sie mit dieser geringfügigen, aber zudringlichen Geste unterwerfe. Ich spüre ihren letzten Widerstand, aufzugeben, sich hinzugeben, loszulassen. Dann noch eine und noch eine Drehung, dann ziehe ich mich aus ihrem Orificium zurück, sehe wie es kurz, ach so kurz geöffnet bleibt, sehe meine glänzenden Spuren und meine etwas weiter oben, noch weiteres Glänzendes zu erahnen. Wir beide sind auf eigene, zwei entgegengesetzten Polen gleichende Art erregt.

Ob ich zufrieden mit meinem Werk sei, werde ich leicht ungeduldig gefragt, dann könnten wir ja mit der Darmrohr fortfahren. Pflichtbewusst der Aufforderung nachkommend, greife ich nach dem Ende des Klistierschlauchs. Einem Schlangenkopf gleicht er, schwarz und böse mit zwei Augen an den Seiten, mehr als daumendick, glitschig von Frau Winterschwangs Fürsorge und am Ende in den hässlich rot-noppigen Gummischlauchlaib übergehend. Ihn als Dompteur in den Händen zu halten, verleiht mir das Gefühl von Macht. Ich bestimme ab sofort über das Wohl und mehr noch über das Wehe der nackten Frau vor mir, ich übernehme die Kontrolle über sie. Wer könnte mir das Kribbeln, welches mich durchläuft verdenken?

Kribbelt es auch bei Sandrine? Ist das anzunehmen? Ihr Schließmuskel jedenfalls ist wieder ängstlich zusammengezogen, verkrampft geradezu, als sie dort das Darmrohr berührt. Und auch, als die deutliche Aufforderung der Tante im Bad widerhallt, sie solle jetzt drücken, wie auf der Toilette, das hätten sie ja jetzt schon geübt, wenngleich auch nur mit bescheidenem Erfolg, bleibt die Rosette noch verschlossen. Aber dann, vielleicht hat sie an ihre Bekanntschaft mit dem Lederpaddel und dem Stock gedacht, strengt sie sich unversehens an. Ich sehe die kurzen, schüchternen Kontraktionen, sehe, wie sich ihr Schließmuskel nach außen wölbt, will das Darmrohr gerade wieder ansetzen, als ihr Eifer sich als Übereifer entpuppt und ihre Pforte, weit offen plötzlich, ein Bröckchen Kot entlässt und auf das Handtuch fällt.

Objektiv ist nur ein geringes Malheur passiert, ein sogar vorhersehbares Malheur bei der Fülle ihres Darms. Subjektiv aber trifft Sandrine ihre "Tat" wie der Blitz. Kaum, dass sie noch Luft bekäme nach dieser unfreiwilligen Offenbarung, welches sie innerlich wieder zu einem kleinen Mädchen macht. "Was bist Du nur für ein Ferkel", tönt es zeitgleich von oben, "Du bist noch verkommener als ich gedacht habe. Aber wenn Du glaubst, Du würdest am Einlauf vorbeikommen, irrst Du Dich."

Es ist das Stichwort für meinen Einsatz oder richtiger: Für den nächsten Versuch der Schlange, sich nun unnachgiebig einen Weg zu verschaffen in den Darm der vor Scham japsenden Nichte. Dieses Mal gelingt es, der Kanülenkopf gleitet ungehindert und unaufhaltsam durch die Pforte.

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Rotzhodern Vor 3 Monate 1  
SunnyX05 Vor 4 Monate 1  
Rotzhodern Vor 4 Monate 1  
SunnyX05 Vor 4 Monate 4  
Rotzhodern Vor 4 Monate 2  
ponchik Vor 4 Monate 1