Der erste Tag im neuen Job als Zahnarztmuffel
Die medizinischen Tests
Die Krankenschwester kam kurz darauf zurück und führte Anna in den nächsten Raum. Es war ein kühler Untersuchungsraum, minimalistisch eingerichtet. Hinter einer Blickschutzwand konnte Anna erkennen, dass es sich um einen großen Saal handelte, ähnlich dem, den sie vom Wartebereich gesehen hat. Auch sah sie in dem OP-Hemdchen den Patienten jetzt ähnlicher als dem Personal. Sie musste schlucken.
Die Schwester nahm ein Klemmbrett in die Hand und führte sie durch den offenen Bereich zu einer Untersuchungsstation, die mit einem kleinen Sichtschutz abgetrennt war. Dahinter befand sich ein Stuhl, ein Tisch voller medizinischer Geräte und ein Monitor, der über Annas Gesundheitsdaten zu flimmern schien.
„Setzen Sie sich, bitte“, sagte die Schwester und deutete auf den kalten Metallstuhl. Anna gehorchte, spürte die Kälte des Stuhls durch das dünne Hemdchen und auf ihrem nackten Po. Die Krankenschwester begann mit routinemäßigen Tests – Blutdruck, Herzschlag, Reflexe. Doch die sterile Kälte der Umgebung und die klinische Art, mit der sie behandelt wurde, machten es Anna zunehmend schwer, ruhig zu bleiben. Die Kleidung, die sie an diesem Morgen mit so viel Sorgfalt ausgewählt hatte, lag weit weg in einem anderen Raum, und sie fühlte sich entblößt und verletzlich.
Nach einer Weile trat ein Arzt hinzu. Er war groß, trug einen makellosen weißen Kittel und sprach kaum ein Wort. Ohne sie anzusehen, begann er, ihre Augen zu untersuchen, tastete ihren Hals ab und klopfte auf ihren Bauch. Seine Bewegungen waren mechanisch, fast so, als wäre Anna nur eine weitere Nummer in einer endlosen Reihe von Untersuchungen.
„Atmen Sie tief ein“, sagte er und legte das kalte Stethoskop auf ihre Brust. Anna tat, was ihr gesagt wurde, doch sie konnte das Gefühl der Demütigung nicht abschütteln. Jedes Mal, wenn der Arzt sie berührte, fühlte sie sich ein Stück mehr ihrer Würde beraubt.
“Jetzt bitte mal ‘Ahhh’ sagen”, befahl er und hielt einen Holzspatel in der Hand. Anna gehorchte, und mit einer Taschenlampe betrachtete er ihren Hals und die Mundhöhle sowie Gebiss. “Bitte auch Untersuchung D”, sagte er knapp zu der Schwester, die eine Notiz auf ihrem Klemmbrett machte, dann legte er den Spatel zurück.
“Gut, hier wären wir fertig”, erklärt der Arzt, ohne Anna anzuschauen und widmet sich dem Computer. Anna atmet auf.
“Dann folgen sie mir bitte”, die Schwester macht eine einladende Geste und begleitet sie wieder in den offenen Bereich. Anna schaut sich neugierig um und beobachtet verschiedene Patienten (oder Mitarbeiter?), die entweder irgendwo warten oder gerade untersucht werden. Alles etwas unangenehm, sie kann es kaum erwarten, sich wieder anziehen zu dürfen.
Statt zurück zu den Umkleidekabinen führt die Schwester sie allerdings in die andere Richtung. Also noch weitere Stationen, hoffentlich geht es schnell.
Ihr Herz bleibt stehen, als sie plötzlich vor einem großen Zahnarztstuhl steht.