Der Nachbar ist Zeuge
Zwischenakt
Mein Guckloch korrespondiert mit dem aparten Löchlein der Nichte, welches nun sorgfältig mit einem Feuchttuch traktiert wird, um es von verräterischen Resten der halb verrichteten Arbeit zu säubern. Dafür – was nimmt es Wunder – lässt sich die Weißbeschürzte Zeit. Der strahlenförmige Kranz des Afters wird nahezu kontemplativ betupft, der Hinterausgang versonnen-resolut gewischt, noch einmal und noch einmal und um ganz sicher zu gehen, wird das Tuch mit runder Fingerkuppe auch ganz leicht ins Löchlein geschoben. Was für Sandrine, die mädchenhaft Niedergebeugte, die nach ihren Bemühungen über der Schüssel zur Präsentation ihres Verrichtungsortes zwecks Inspektion und Reinigung Gezwungene, schon hinreichend beschämend sein dürfte, verstärkt ihre Tante durch eine weitere Handlung: Nach jedem Reinigungsgang wird das Tuch ausgiebig inspiziert und streng kommentiert. Erst dann landet das benutzte Tuch in jener Schüssel, aus der die verrichtete Notdurft über das Dezente hinausgehend olfaktorische Signale sendet.
"Du bist nicht meine Nichte, Du bist eine schmutzige Göre, die lernen muss, sich sauber zu halten." oder "Du hast mich enttäuscht, so sehr enttäuscht."
Auch wenn, das soll hier nicht verschwiegen werden, die Passage des so verdichteten und unwilligen Stuhls nicht allzu viele Spuren an Sandrines Analregion hinterlassen hat, ist für die Missionarin der Reinheit diese Operation doch durchaus notwendig. Denn, wir wiederholen es, Hygiene und Unterwerfung sind ihr Lebenselixir.
Aber es gibt noch einen Grund, von dem wir hinter unserer Wand glauben, er könnte diesen Zwischenakt erklären: Frau Winterschwang kann, während sie wischt und kommentiert, über die nächsten Schritte, die Ausgestaltung der weiteren Handlung in Ruhe nachdenken und aus den vielen Möglichkeiten der weiteren Be-Handlung verantwortungsvoll auswählen. Ja, verantwortungsvoll! Schließlich ist sie die Regisseurin, schließlich ist sie die Actio, die vorgibt und den Weg durch das Purgatorium bestimmt.
Wir wissen natürlich nicht, was sie wirklich denkt, aber wir stellen uns vor:
"Es war zu erwarten, von Entleerung sind wir noch weit entfernt. Also abführen... Ein Zäpfchen wird nicht reichen, ein Zäpfchen wird der Prozedur nur über den halben Weg helfen. Nein, nein. Es wird die Schüssel ganz sicher nicht mit befriedigendem Resultat füllen. Das ist ganz ausgeschlossen, dafür ist dieses dreiste Wesen zu verstopft und ja, zu phlegmatisch, da werde ich nicht viel zu erwarten haben. Warum also nicht gleich ein…?"
Sie fällt sich kopfschüttelnd ins Wort.
"…aber nein. Aber nein doch. Warum sollte ich diesem verzogenen Wesen den Weg abkürzen? Warum soll sie den Kalvarienberg nicht in Gänze erklimmen? Was hat sie denn getan, um ihr das Mindeste zu ersparen? 'Geben und nehmen', heißt es doch, aber sie gibt nichts her, bis auf diese Lächerlichkeit in der Schüssel da. Also wird sie ausreichend bekommen, um ihr das Geben jetzt und in Zukunft zur Routine zu machen. Sie soll lernen, dass Sauberkeit nicht nur eine Angewohnheit, sondern eine Haltung ist. Ja, Haltung! Es muss ihr zur Einstellung werden. Es muss ihr bewusst werden, welche Bedeutung Hygiene hat…."
Kalkulierend in Richtung Bambus blickend:
"…dann aber sollte auch der Rohrstock in Erwägung gezogen werden. Ja, selbstverständlich. Er ist doch der beste Verstärker, der sich in das Gedächtnis schreibt, dort und woanders seine unmissverständlichen und andauernden Spuren hinterlässt. An seinem Gebrauch werden wir nicht herumkommen… hmmm… vielleicht beim nächsten Mal, wenn sie sich entleert…? als kleine Aufmunterung und Motivation…? Ach, das werden wir entscheiden, wenn es soweit ist.... Konzentrieren wir uns jetzt auf das Zäpfchen. Ich denke, wir verwenden meine Selbstgemachten aus dem Kühlschrank. Ach, da komme ich ja gleich in Schwärmen: Aus feinster Kakaobutter, viel Glycerin, einem Schuss Aloesaft und einem Hauch Sennaextrakt sind die gemacht*, und groß sind sie, so außerordentlich groß… das wird hübsch, wenn ihrer kleinen Pforte klar wird, w-a-s dort hinein soll. Aber ich schweife ab, ich sollte jetzt nicht zu genießerisch werden… Es ist also entschieden. Sie bekommt jetzt erst einmal von meinem Hausgemachten zu schmecken und auch vom erzieherischen Bambus…"
Sie will sich schon zu ihrer Küche aufmachen, wo sie einen Deckel für den benutzten pot-de-chambre und das gekühlte Hausgemachte holen will.
"…doch halt, was machen wir mit ihrem Fieber? Nun, es wird an ihrer Obstination liegen. Wir können ja nach dem nächsten Stuhlgang noch einmal ihre Temperatur messen."
Und was tut Sandrine, unsere ins Mark erschütterte und verschüchterte Sünderin Sandrine? Müssen wir es betonen? Müssen wir kundtun, dass unsere Aufmerksamkeit zwischenzeitlich kaum der Tante galt? Wir dem zugegeben für das weitere Vergnügen Wichtige nur ein halbes Ohr und ihrer Erscheinung selbst kein Auge liehen? Denn wie kann man eine resolute Winterschwang beachten, wenn sich neben ihr auf derbem Leder u-n-s-e-r-e Protagonistin reckt und streckt, mit einem Körperteil und in Höhen, die einem Offenbarungseid gleichen?
Überlassen wir es - animiert von der stillen, nur vom Tiktak untermalten Szene im angrenzenden Wohnzimmer - wieder unserer Guckloch-Fantasie und malen uns aus, welche drangsalierenden Gedanken unsere Protagonistin bestürmen und wie sie das Geschehene zu reflektieren und zu analysieren versucht, und versuchen wir dabei, unsere Fantasie nicht wild blühen zu lassen, sondern realistisch zu halten.
"Was habe ich nur getan? Habe ich… habe ich wirklich vor meiner Tante versucht… ach weh! …habe ich versucht, AA zu machen? Hingehockt über einer Schüssel? Und was heißt schon versucht, ich habe es doch getan. Wirklich getan!"
Wir hören sie verzagt schluchzen und Tränen schlucken.
"Was ist mit Dir, Sandrine? Wie konnte das nur passieren? Wie sollst Du dieser Frau, meiner eigenen Tante, noch jemals unter die Augen treten können? Aber nein, ich stecke doch noch mittendrin, in diesem Alptraum. Ich bin doch noch nackt und in dieser unwürdigen Haltung! Was sie jetzt denkt? Denkt sie Schlechtes von mir? Guckt sie jetzt auf meinen Po? Natürlich tut sie das, sie hat die ganze Zeit so abschätzig, so prüfend geguckt. Ich bin schmutzig für sie, und – mein Gott – ich weiß es doch auch nicht, vielleicht hat sie Recht und ich bin ein schmutziger Mensch. Ich schäme mich so, ich schäme mich abgrundtief, so wie ich mich in meinem Leben noch nie, nie, nie geschämt habe. Ich bin das kleine Mädchen, das ein Thermometer und einen Finger in den Po gesteckt bekommt und AA vor anderen macht, wenn man es ihr sagt. Das habe ich verdient, das ist ganz allein meine Schuld. Sie meint es doch nur gut mit mir, dieser weiße Drache, diese ganz andere Tante. Sie ist doch alt, sie weiß nicht, dass heutzutage niemandem, niemandem! mehr etwas in den Po gesteckt wird. Sie verfügt doch nur über die Mittel aus ihrer Zeit, mit der sie mir helfen möchte, das kann ich ihr nicht vorwerfen, und vielleicht muss sie etwas rabiater sein, etwas herrischer und muss diese… Methoden… anwenden, damit auch ich es kapiere. Gib' Dir mehr Mühe, Sandrine, tue ihr den Gefallen, gehorche ihr. Es ist doch auch ganz… nein, um Gottes Willen, das darfst Du nicht denken…!"
Jetzt die Zähne zusammenbeißend (das sehen wir nicht) und ihr Hinterlöchlein krampfend (das sehen wir):
"Das ist doch alles nicht wahr! Sie ist es, die schmutzig ist, pervers und gemein! Sie könnte mich doch einfach auf die Toilette gehen lassen, mir vertrauen. Warum zwingt sie mich, so zu werden, so zu sein?"
Weiter krampfend, während sie ihre Tante seufzend in die Küche gehen hört.
"Was kommt noch? Warum darf ich nicht aufstehen? Warum sagt sie mir nicht, dass ich aufstehen darf??"
[* Nicht nachmachen! Fantasierezept.]
Sehr kreativ und perfekt inszeniert!