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Aufrufe: 394 Created: Vor 2 Monate Updated: Vor 2 Monate

Johannas Überwindung

Eine erste Überwindung

Johanna hatte mittlerweile verstanden, dass Dr. Keller sie nicht zwingen würde. Sie bemerkte auch, wie einfühlsam und behutsam er vorging, und wie rücksichtsvoll er auf ihre Ängste einging. Sie hatte tatsächlich ein gewisses Vertrauen zu ihm entwickelt. Johanna nahm all ihren Mut zusammen. Nicht, um doch noch ihre Unterwäsche abzulegen - das würde sie niemals schaffen, aber um sich ihm wenigsten anzuvertrauen. Ihr schien es, als müsse sie Dr. Keller wenigstens klarmachen, was in ihr vorgeht Jetzt einfach nein zu sagen und nach hause zu gehen empfand sie als viel zu schroff und unfair gegenüber jemandem, der ihr gerade schon so sehr geholfen hatte. Sie wartete nicht auf seine Frage, sondern redete einfach los. Über ihre Angst. Über ihr geringes Selbstwertgefühl. Darüber, wie häßlich sie sich findet, und dass ihre Brüste zu klein sind. Und wie sie als Kind von ihren Eltern aus Nacktheit immer als etwas Verbotenes erlebt hatte, etwas "schmutziges", etwas schlechtes. Wie sie schon bei der Vorstellung, dass sie nackt gesehen werden könnte, vor Scham am liebsten im Boden versinken würde.

Und dann erzählte sie von diesen Erlebnissen in ihrer Jugend. Sie war die jüngste in ihrer Klasse. Beim Umkleiden vor dem Sportunterricht konnte sie sehen, wie jede Woche immer mehr ihrer Klassenkameradinnen einen BH trugen. Irgendwann war sie die einzige, die noch keinen brauchte. Und das merkten dann auch ihre Mitschülerinnen. Als Johanna beim Umziehen nur in Socken und ihrem Slip mit Blümchenmuster dastand, fing Viktoria an: "Die kleine Johanna will im Bällebad abgeholt werden - sie sucht dort noch ihre Bälle." Alle lachten sie aus. Die Woche darauf hatten ihre Mitschülerrinen noch übleres mit ihr vor. Sie hatten 2 kleine Bälle und einen BH mitgebracht. Anett und Nora hielten Johanna fest, so dass Viktoria ihr den BH mit den Bällen umschnallen konnte. "So jetzt sieht du wenigstens wie ein Mädchen aus". Alle lachten wieder. Als Viktoria loslies, fielen die Bälle aber sofort zu Boden. Der BH war einfach zu groß für Johannas zierlichen Körper. Wieder großes Gelächter. "Ach es hat keinen Sinn, aus der wird nie ne Frau", meinte Viktoria, während sie den BH wieder öffnete und von Johannas Körper riss.

Und dann, für Johanna völlig ohne Vorwarnung, zog ihr Viktoria auch noch den Slip runter. Die anderen beiden Mädchen hielten sie immernoch fest, so dass sie sich nicht wehren konnte, als Viktoria den schließlich ganz runter zu ihren Füßen zog. "Da, Arsch hat sie auch keinen!" rief irgend ein Mädchen, dass hinter ihr stand. "Schneewittchen - kein Arsch und keine Tittchen.", rief irgendwer hinterher, was dann ganz schnell zu "Johwittchen" abgewandelt wurde. Viktoria nahm untedessen den Slip, ging in die Toilette und hielt ihn in das Wasser, dass in der Kloschüssel stand. Dann kam sie wieder und warf ihn Johanna vor die Füße, während sie "Das kleine Johwittchen hat sich eingenässt!" rief. Johanna wäre in diesem Moment am liebsten gestorben - und vielleicht tat sie das ja auch ein bisschen.

Dr. Keller hörte geduldig zu, unterbrach sie nicht, reichte ihr wieder ein Taschentuch, als ihr bei ihren Erzählungen wieder die Tränen kamen. Er war durchaus etwas überrascht, dass Johanna plötzlich so offen redete, aber er konnte dadurch ihre Gefühlswelt viel besser nachvollziehen. Nachdem sie aufgehört hatte zu reden dachte er kurz nach. "Vielen Dank, dass sie so offen waren, Frau Scheider. Ich verstehe jetzt, dass ihr Problem viel tiefer liegt. Das, was sie da erlebt haben sind keine dummen Streiche unter Jugendlichen, das war handfestes Mobbing. Das ist alles überhaupt nicht mein Fachgebiet, deswegen werde ich mich hüten, irgendwelche Diagnosen oder Vermutungen in diese Richtung anzustellen, aber ich finde, sie sollten zumindest mal darüber nachdenken, sich an einen Psychotherapeuten - oder vielleicht besser eine Psychotherapeutin - zu wenden. Diese Sachen, die sollten aufgearbeitet werden. Ich weiß nur leider nicht, was ich ihnen jetzt raten soll. Eine solche Therapie wird immer viel Zeit brauchen, aber ihre Wunden, die müssten akut versorgt werden."

Johanna schluchzte. Sie hatte gerade ihr Herz ausgeschüttet, Dinge offenbart, die sie noch nie jemandem zuvor anvertraut hatte. Für einen Moment erschrak sie über sich selbst. Aber dann war sie doch froh, dass sie es endlich einmal ausgesprochen hatte. Nur, es nützte ihr nicht viel. Sie hatte immer noch ein riesiges Problem, und Dr. Keller hatte auch keine Lösung dafür. "Immerhin", fuhr Dr. Keller fort, "haben sie jetzt einen ersten Schritt gemacht. Sie können Stolz auf sich sein." Seine Worte taten ihr unheimlich gut. Johanna schluchzte nochmals, "Wenn nur diese Angst nicht wäre, die mich so lähmt. Kann man denn nichts gegen diese Angst machen?".

Was sie als rhetorische Frage gestellt hatte, griff Dr. Keller direkt auf: "Seinen Ängsten muss man sich früher oder später stellen, wenn man nicht daran zugrunde gehen will." Diese Worte trafen sie mit einer besonderen Wucht, insbesonders weil sie gar nicht mit einer Antwort gerechnet hatte. Gemeint hatte sie eher so etwas wie "Gegen diese Angst kann ich eigentlich sowieso nichts machen." - und sie hätte gerne eine bemittleidene Bestätigung dazu gehört. Doch Dr. Kellers Antwort ging in eine ganz andere Richtung. Er deutete eine Möglichkeit an, die Johanna all die Jahre gar nicht mehr gesehen hatte. Sie spürte, das Dr. Keller Recht hatte, so wie er mit allem Recht hatte, was er heute zu ihr gesagt hatte.

Johanna biss sich verlegen auf die Lippe und sprach dann leise, mit zittriger Stimme "Glauben Sie? Glauben Sie, ich könnte das?". Dr. Keller antwortete "Frau Schneider, sie sind doch eine starke junge Frau. Sie sind eben schon aus sich herausgekommen. Ich glaube wirklich, dass sie das könnten." Das war nun wirklich überhaupt nicht, was sie hören wollte. Und das verwirrte sie. Sie erwischte sich selbst bei dem Gedanken, dass sie doch versuchen könnte, die restlichen Dornen noch entfernen zu lassen. Die Möglichkeit, dass sie sich vor einem Mann ausziehen würde, die gab es in ihrem Leben nie. Und jetzt war sie doch irgendwie präsent. Sie wusste ja, wie wichtig es wäre, wenn sie sich behandeln lässt, und wie viel besser es ihr gehen würde. Wenn sie jetzt einfach nach Hause ginge, was dann? Wie sollte sie mit diesen Schmerzen denn noch irgendwas sinnvolles machen können? Ihr vorhin gefasster Plan brach jedenfalls gerade wie ein Kartenhaus zusammen.

"Kann ich irgendetwas für sie tun Frau Schneider?" Johanna sagte nichts. Sie konnte nicht. Innerlich tobte in ihr ein Kampf, ein Kampf Gefühle gegen Vernunft, Schmerzen gegen Scham, Angst vor dem einen gegen Angst vor dem Anderen. "Wie wollen wir jetzt weiter vorgehen?", setzte Dr. Keller nochmals nach. Johanna wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, blickte zu Dr. Keller, der ihren Blick freundlich erwiederte. "Ich..." sagte sie mit leiser stimme. Weiter kam sie nicht, sie hatte einen Kloß im Hals. Für einen kurzen Momen hatte sie sich durchgerungen, aber weiter als bis zum ersten Wort reichte ihre Courage dann doch nicht, sie bekam starke Zweifel. Sie versuchte es nocheinmal "Ich... Ich würde gerne... die anderen Dornen..." stotterte sie. Auch diesmal zwang sie ihre Angst wieder zum Abbruch. Aber sie wusste, was sie gerade gesagt hatte. Dr. Keller würde bestimmt verstanden haben, was sie sagen wollte...

Jetzt gab es keinen Weg zurück mehr. Sie nahm all ihren Mut zusammen, atmete tief durch und Stand auf. Sie drehte Dr. Keller ihren Rücken zu, griff dann mit den Armen an den Verschluss ihres BHs auf ihrem Rücken, nestelte eine Weile nervös daran herum, bis sie ihn schließich öffnen konnte. Dann streifte sie ihn nach vorne über ihre Arme ab und legte ihn schließlich auf die Seite. Sie verschränkte wieder ihre Arme vor ihren Brüsten und drehte sich schließlich zu Dr. Keller um. Ihr Kopf musste puterrot leuchten, war sich Johanna sicher. Sie fühlte ihr Herz pochen, wie sie es noch nie zuvor gefühlt hatte. Schließlich nahm sie die Arme weg und gab so den Blick frei auf ihre Brüste.

Was hatte sie getan? In diesen wenigen Momenten hatte sie Tatsachen geschaffen, die sie nicht wieder zurücknehmen konnte. Und sie überkamen jetzt wieder die Zweifel, die Ängste und die Schamgefühle. Da stand sie nun, nur noch im Slip, wie damals in der Umkleide. Und nun auch noch vor einem Mann, den sie vor vielleicht einer halben Stunde zum ersten mal gesehen hatte. Ihr Herz raste. Mit ihrer Aktion gerade hatte sie nicht nur sich selbst komplett überrumpelt, auch Dr. Keller war für einen Moment sprachlos. Er wollte es eigentlich nicht, aber durch Johannas unerwartetes Verhalten hatte sie seine Aufmerksamkeit voll auf ihren Körper gezogen. Aber Dr. Keller blieb sehr professioneller Arzt. Er richtete seinen Blick schnell wieder auf das Gesicht seiner Patientin. "OK Frau Schneider, dann wollen wir sie mal von diesen restlichen Dornen erlösen."

Johanna war total verwundert und überrascht. Sie hatte sich gerade vor ihm entblößt, und er machte einfach weiter, als ob gar nichts geschehen wäre? Das war überhaupt nicht so, wie sie es sich in ihren Gedanken ausgemalt hatte. Sie hatte sich immer vorgestellt, dass dann irgendetwas Schlimmes passieren würde, aber ihr fiel erst jetzt auf, dass sie nie eine Ahnung hatte, was dieses "Schlimme" eigentlich genau sein sollte.

"OK, setzen sie sich am besten auf die Liege, und verschränken sie die Arme hinter dem Nacken, so kann ich am besten die ganzen Einstichstellen suchen". Johanna - noch immer in Gedanken - tat, was er sagte. In dieser Pose traten ihre Brüste deutlich hervor, und bildeten im Profil betrachtet eine schöne, volle Wölbung. Doch in ihrer Vorstellung war ihr Oberkörper flach wie ein Brett. Ungeachtet ihrer Gedanken begann Dr. Keller damit, die erste Stelle auf ihrer linken Brust mit dem Filzstift einzukreisen. Johanna schaute ihm dabei in die Augen. Sie konnte an seinen Augenbewegungen verfolgen wie er jeden Quadratzentimeter ihrer Brüste geradezu musterte. Sie konnte nicht umhin, sich vorzustellen, was er jetzt denken würde. "Sie finden die auch viel zu klein, nicht wahr?" brach es aus ihr heraus, während ihr wieder Tränen in die Augen stiegen.

Dr. Keller schaute ihr in die Augen. "Frau Schneider, niemand der den Beruf des Arztes nicht völlig verfehlt hat, würde Kommentare über den Körper einer Patientin machen. Ärzte beurteilen ihre Patienten nicht nach solchen Kriterien. Wir sind dazu da, um medizinische Diagnosen zu treffen und Krankheiten zu therapieren. Was ich ihnen sagen kann ist, dass aus medizinischer Sicht ihre Brüste völlig normal entwickelt sind. Es gibt eine weite Spanne, die als normal gilt. Ja, sie liegen wohl in der unteren Hälfte des Bereichs, aber das ist überhaupt kein Problem. Was sie selbst und andere Menschen als 'zu klein' empfinden, ist natürlich etwas ganz anderes, etwas das sich in ihrem Kopf abspielt. Gerade bei diesem Thema setzen die Medien und die Werbung ja völlig unrealistische und ungesunde Zerrbilder in die Köpfe. Ich hoffe, dass sie es mal schaffen werden, ein positives Körperbild zu entwickeln, und sich so akzeptieren, wie sie sind. Ich kann ihnen jedenfalls versichern, dass physisch da bei ihnen alles absolut in Ordnung ist."

Johanna hörte ihm zu. Sie schaute an sich herunter. Sie hatte noch immer ihre Arme hinter dem Nacken verschränkt, und damit wirkten ihre Brüste tatsächlich etwas größer, als sie es sich immer vorstellte. Sie war tatsächlich nicht komplett flach, sondern konnte schon zwei rundliche Wölbungen an sich entdecken - nicht größer als eine Handvoll zwar, aber immerhin eine gute Handvoll. Und das war mehr, als sie sich bisher immer eingebildet hatte. Irgendwie war sie in ihrem eigenen Körperbild bei dem Zeitpunkt verharrt, als sie damals im Blümchenslip in der Umkleide stand. Dass sich danach auch bei ihr noch einiges entwickelte, schien sie irgendwie gar nicht mehr bewusst wargenommen zu haben.

Dr. Keller machte unterdessen weiter. Er markierte noch eine zweite Stelle auf ihrer linken Brust und eine weitere auf ihrer rechten. "So, die 3 habe ich gefunden, tut es in dem Bereich sonst noch irgendwo weh?" Johanna verneinte. "Gut dann legen sie sich am besten mal wieder hin, so kann ich die am besten entfernen." Johanna legte sich wieder auf den Rücken. Dr. Keller legte langsam den Daumen und Zeigefinger seiner linken Hand an ihre Brust. Er drückte das Gewebe um die Einstichstelle etwas zusammen, um es zu fixieren, bevor er mit der Pinzette in der rechten Hand zur Tat schritt. Johannas kompletter Oberkörper zuckte etwas, als er begann, den Stachel vorsichtig herauszuziehen. Der Arzt gab sich alle Mühe, so behutsam wie möglich vorzugehen, aber die Schmerzen waren für Johanna an dieser Stelle stärker als vorher. Umso erleichterter fühlte sie sich allerdings auch, als der Dorn nach fast einer Minute endlich komplett draussen war.

"Brauchen Sie eine kurze Atempause?" fragte Dr. Keller, den Johannas größere Schmerzreaktionen nicht verborgen geblieben waren. Johanna schüttelte den Kopf, so dass Dr. Keller gleich mit der 2. Stelle fortfuhr. Und danach kam auch noch der eine Dorn in der anderen Brust dran. Die Schmerzen waren wieder so heftig, sie schloss die Augen. Aber einen Vorteil hatte das ganze: Die Schmerzen lenkten Johanna von ihrem ganzen Kopfkino ab, ihrer ganzen Scham und vor allem ihren Ängsten. Für die paar Momente fühlte sie sich trotz der Schmerzen irgendwie freier als sonst. Als sie die Augen wieder öffnete, erblickte sie als erstes das freundliche Gesicht von Dr. Keller. Irgendwie beruhigte sie das. Auch erschien ihr Schamgefühl jetzt nicht mehr ganz so stark.

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Freya Stein Vor 2 Monate 1