Kimberly ist vor wenigen Tagen 19 geworden und bereitet sich gerade auf Zulassungsverfahren an mehreren Univiersitäten vor. Dadurch bekommt sie fast täglich Post mit Zugangsdaten, Absagen und allerei Werbung von Studiengängen. In dem ganzen Wust wäre fast ein Brief ihrer Krankenkasse untergegangen:

"Liebe Frau Wiltz, das Leben bietet in jungen Jahren so viele Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen. Umso wichtiger ist es also sich auf seine Gesundheit verlassen zu können. Wir laden Sie hiermit zu der J3 Vorsorgeuntersuchung für alle zwischen 18 und 20 Jahren in Ihrer bevorzugten hausärztlichen Praxis an. Und das Beste: In immer mehr Studiengängen wird eine Teilnahme an der J3 mit diversen Benefits belohnt."

Da Kimberlys Abitur eher mittelmäßig ausfiel, klammerte sich Kimberly an jeden Grashalm und hatte deswegen auch schon so viel Werbung für Privatunis bekommen. J3 Untersuchung hatte sie vorher noch nie gehört und Vorsorge kannte sie eigentlich nur von kleinen Kindern und ihrer Oma. Dennoch legte sie den Brief minutenlang nicht aus der Hand und starrte in die Leere.

Am Abend traf sie in der Garageneinfahrt ihren Nachbarn Henry. Er war mit ihr in die Grundschule gegangen, hatte dann aber schon ein Jahr früher Abitur gemacht, weil er eine Klasse überspringen konnte. Dennoch hatten beide ein gutes Verhältnis. Auch wenn sie fast nie alleine Zeit verbrachten, war Henry ein wichtiger Ansprechpartner für sie. Henry war schwul. Das wussten aber abgesehen von seinen Eltern und einer handvoll Freunden nur noch Kimberly.

"Hey Henry- alles klar bei dir" -

"oh Hi Kimmi. Boah ne eigentlich war es auf der Arbeit heut kacke einfach."

So kamen die beiden ins Gespräch über dies und das bis sich Kimberly ein Herz fasste: "Du Henry. ich hab heute Post bekommen wegen einer J3 Untersuchung. Können wir da gemeinsam hin? Dann hätten wir auch den gleichen Hausarzt und könnten uns da gegenseitig hinfahren wenn man einer krank ist"

Henry überlegte kurz. Nickte dann aber unbedarft.