Untauglich
Story
Mein sehnlichster Wunsch war es, der Bundeswehr beizutreten. Es waren schwierige Zeiten. Überall wurde man mit Krieg konfrontiert. Der Feind stand kurz vor den Grenzen und ich wollte mein Vaterland verteidigen.
Allerdings war eine Hürde zu meistern, die Musterung. Das Wehrkreisverwaltungsamt hatte mich eingeladen. Nun ja es war keine Einladung die man in der Regel gerne mit „Ja ich komme doch gerne zur der Musterung“ beantworten würde. Aber ich war in der Tat freiwillig dort, weil ich mich freiwillig gemeldet hatte.
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Bei der Musterung folgte stundenlanges Warten in Unterhose. Es war schon ein komisches Gefühl mit anderen Wehrtauglichen Kandidaten so in Unterhose auf dem Flur zu sitzen, zu warten zu welcher Station man nun hingeführt wird. Ich glaube das die Mehrzahl der Kandidaten nicht freiwillig dort waren. Man sah es an ihren Gesichtszügen und an der Verbitterte Mimik.
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Eine junge Krankenschwester hatte uns zuvor im Umkleideraum mit den Worten begegnet, was für ein tierischer Gestank doch wir Männer von uns geben würden. Und uns dann anschließend die Anweisung zu erteilen, dass man alles ausziehen sollte, bis auf die Unterhose.
Das einzige fröhliche an ihr war ihre körperliche Struktur und die bei jedem von uns wollüstige Gier hervorgerufen hätte, wäre da nicht dieses versteinerte, fiese Gesicht gewesen. Durchaus war zu vermuten, dass sie ihren Job nicht liebte.
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Meine erste Station war schon der Sehtest; und dieser war schon mit einer Hürde behaftet, da ich Brillenträger war und meine Sehstärke nicht die Beste war. Ich wollte aber dennoch wissen, ob meine Sehstärke so sehr ins Gewicht fallen würde. Nun gut, ich schnitt leider nicht gut dabei ab.
Auch in der zweiten Station des Hörtestes war ich wohl nicht gut genug. Diese Pips Geräusche, Trommel, Vogelzwitschern und Straßenlärm von Hupen war durchaus eine Zumutung für meine Gehörgänge.
In der dritten Station war die Beweglichkeit gefragt. Eine andere Krankenschwester oder war sie eine Ärztin; eine Vorstellung dieser Person wurde nicht vorgenommen; ließ mich im Zimmer auf und abgehen, meine Arme anwinkeln, nach vorne strecken und das gleiche passierte mit meinen Beinen. Ich kam mir wie ein Hampelmann vor. Geduldig absolvierte ich diese Pflicht Übung und wurde dann zu 10 Kniebeugen aufgerufen. Nun, bei jedem herunter drücken meines Körpers musste ich laut die erste Zahl nennen. Eins, Zwei, Drei… Immer schön laut und deutlich und dabei wirklich tief mit dem Knie herunter.
Meisterhaft war meine Tätigkeit nicht. Aber ich glaube zumindest daran, dass die Musterungsbehörde durchaus andere Kandidaten vor sich hatte, die das noch weniger gut konnten wie ich.
Auch mein Blutdruck wurde gemessen. Die Krankenschwester schien besorgt zu sein. War das eine Aufregung oder warum war mein Blutdruck so hoch. Sie wollte doch dann wissen, ob ich vorab so viel Kaffee getrunken hätte. Ich verneinte das. Sie gab an, dass dieses gerne gemacht wird, weil man glaubt, damit der Wehrpflicht zu entkommen. Schließlich meinte sie, dass mein Blutdruck so hoch wäre, weil ich zu viele Pickel im Gesicht hätte. Es hätte noch gefehlt, dass sie einer meiner Pickel näher betrachtet hätte.
Auf der gleichen Station wurde noch meine Größe gemessen und das Gewicht gewogen. Ich hätte gerne in dem Zusammenhang gleich eine Beurteilung haben wollen. War ich zu klein oder zu groß für die Bundeswehr. War ich zu schwer oder zu leicht für die Ausübung meiner Berufung der Bundeswehr. Ginge es hier nicht um eine Verteidigung meines Vaterlandes. Ich hätte damit gerechnet, dass man praktisch jeden jungen Mann gebrauchen könnte. Aber die Beurteilung meiner Tauglichkeit fand erst am Ende des Nachmittages statt.
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Als nächstes ging es zur Urinprobe. Die Krankenschwester drückte mir einen trüben Plastikbecher in die Hand und schickte mich hinter einem Vorhang. Hinter dem Vorhang gab es ein Waschbecken. Sie sagte zu mir, dass ich nach Beendigung doch bitte meine Hände danach waschen müsse. Ich versuchte zu pinkeln. Es gelang mir nicht.
Schon nach kurzer Zeit hatte sie mir nachgerufen, ich müsste mich beeilen, es gäbe noch andere Kandidaten. Erneut versuchte ich ein paar Tropfen zu gewinnen. Aber da passierte es schon. Sie schielte hinter dem Vorhang und war regelrecht wütend. Sie machte mir den Vorwurf, das extra zu tun. Es hätte nur gefehlt, dass sie mich einen Schlappschwanz nennen würde. Ich kam mir in dem Moment ziemlich gedemütigt vor. Ich machte ihr klar, dass ich kein Niagarafall wäre und ich etwas mehr Zeit benötigen würde. Aber diese Zeit hatte sie nicht. Sie nahm mir einfach den Becher weg.
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Auf der letzten Station saßen zwei alte Greise vor mir. Ihre Aufforderung, dass ich meine Hose runterlassen muss, damit man sehen könnte, wie es unten so bei mir gestellt wäre. Es war keine Bitte oder freundliche Gesichter. Mir kam dabei der Gedanke auf, die wollten nur sehen, ob ich wirklich ein Mann wäre. Zumindest körperlich in Besitz von Hoden und Penis war.
Diese zittrigen Hände; aber nicht wegen der Verlegenheit; sondern wegen des greisen Alters. Liesen sich die zwei alte Männer viel Zeit damit meine Hoden näher zu beschauen. Der eine rückte seine Brille zurück und nahm sich genau ein Ei vor. Mein rechter Hoden wurde von ihm gedrückt und irgendwie befingert.
Ich war in dem Moment allerdings froh, das keine junge Krankenschwester mir meine Wollingen Gedanken aufgezwungen hatte an einer schönen Frau zu denken. Es wäre sicherlich in dem Moment anders verlaufen.
Der zweite Greis nahm sich meinen anderen Hoden. Warum das in so eine Art Wechsel Spiel gemacht wurde, war mir völlig schleierhaft. Auch er war eher zärtlich zu meinem Ei. Beide bemerkten, dass meine Hoden vorhanden sind und der eine sagte:
„Hoden stehen in Reih vorm Glied“; ein Spruch, den ich nicht weiterverfolgen wollte. Ich vermutete, dass sie meinten, das meine Hoden sichtbar wären und nicht so verkümmert sind.
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Anschließend durfte ich dann noch zeigen, wie ich meine Vorhaut weite nach hinten schieben konnte. Geflügelt hat mich dieser Vorgang nicht. Der eine Greis meinte noch zu mir, dass viele ihren Schwanz einziehen und bemerkte gleichzeitig, dass meine Vorhaut etwas zu schlaff wäre. Welche Vorstellung sie von einer Vorhaut hatten konnte ich nicht ahnen. Aber letztlich hatten sie sicherlich viele Kandidaten zum Vergleich.
„Alles klar, die Hose wieder hoch!
Das war es fragte ich mich. Nun gut, die Hose wieder hoch.
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Am Ende stand meine Beurteilung zur meiner Wehrfähigkeiten. Ich stand vor drei Offizieren. Hinter ihnen eine große Deutschland Fahne. Mir fehlte noch ein Bild von Eric oder einem Funktionären, dann hätte ich das Gefühl von einem Ost Flair. Ich war ganz nackt. Nur meine Socken noch an. Diese Beurteilung meiner körperlichen Eigenschaften in Adamskostüm hatte ich mal bei einem Army Film gesehen. Ich kam mir so „Untauglich“ vor.
„Sie wollen zur Bundeswehr?“
Na klar wollte ich, warum sollte ich mich sonst freiwillig melden. Ich bekundete, dass ich mein Land verteidigen möchte. Und dass die Bedrohungen immer schlimmer werden. Die drei sehen sich gegenseitig an.
„Wie stehen sie zu Deutschland?“
Mein Blick geht zur Fahne von Deutschland. Mein Puls stieg höher und ich zeigte nur mit dem Finger auf die Fahnen. Anschließend sagte ich, dass ich mein deutsches Mutterland liebe; ich sagte ganz bewusst nicht Vaterland. Anschließend durfte ich aber noch zu einem Psychologen.
Es kam mir alles so komisch vor. Nun wollte man doch Freiwillige Kandidaten haben. Warum machte man das einem so schwer der Bundeswehr beizutreten.
Es kam meine Vergangenheit.
„Starke Männer braucht das Land.“ (Musik)
„Zum Bund kommt man gesund und vom Krieg krank zurück“ (Großvater)
„Tauglich seid ihr Jungs, freut euch auf die Musterung“ (Schularzt)
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Nach 6 Wochen kam die Beurteilung: Untauglich. Geistig labil und Sehschwäche sowie vermindertes Hörvermögen.
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