Richtige Einläufe, die über die Menge von den üblichen Klistieren hinaus gehen, sind im Krankenhaus inzwischen fast ausgestorben. Allenfalls die diagnostischen Einläufe wie der Kontrasteinlauf in der Radiologie zur Darstellung des Dickdarms, oder der Schwenkeinlauf in der Intensiv-pflege sind noch geblieben.
In meiner Kindheit in den 60er und dann bis in die 90er hinein waren Einläufe im Krankenhaus noch weit verbreitet. Von meiner Mutter weis ich, dass der Einlauf vor Geburten üblich war und auch oft danach noch verwendet wurde. Wie hier schon gesagt wurde, gab es auch in dem Krankenhaus in dem meine Mutter arbeitete, einen solchen “Spülraum” in denen die Irrigatoren, Schläuche usw. aufbewahrt und gereinigt wurden. Meine Mutter nahm mich früher da öfter mit, wenn sie niemand hatte, der auf mich aufpasste. Sie ist mit mir öfter durch diesen Raum gelaufen wenn sie mich zur Kinderkrippe brachte, das habe ich in einem anderen Beitrag schon erzählt.
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Vor der Geburt bekamen die Frauen immer einen Einlauf, um einmal die Wehentätigkeit anzuregen, auf der anderen Seite aber auch, um Verunreinigungen bei der Geburt zu vermeiden, besonders auch wenn wegen Komplikationen ein Kaiserschnitt nötig wird. Nach der Geburt hatten die Frauen oft mit Verstopfung zu kämpfen, da gab es dann auch einen Einlauf mit Zusatz von Glyzerin. Wenn das nichts half, dann wurde von oben her meist mit Rizinus nachgeholfen.
Aber auch so gab es damals öfter einen Einlauf wenn Abführzäpfchen und die Glyzerinspritze keine oder nur ungenügende Wirkung zeigten. Ich selber hatte in den 70er und 80er noch mehrmals das Vergnügen, einen richtigen Einlauf im Krankenhaus zu bekommen, wobei das dann immer weniger wurde.
In den 70er wurde im Krankenhaus auch noch darauf geachtet, dass der Patienten täglich Stuhlgang hatte, dass wurde dann auf dem Blatt am Bett vermerkt. Spätestens nach der Visite am Vormittag musste es geklappt haben, sonst kam die Schwester und meinte, dass sie da jetzt etwas nachhelfen müsse. Meistens gab es dann Abführzäpfchen und wenn die nicht wirkten, die Glyzerinspritze. Wenn es dann mehrere Tage hintereinander ohne Hilfe nicht klappte, gab es fast immer einen Einlauf und oft für mehrere Tage auch Rizinus am Morgen.
Auch bei manchen Ärzten waren Einläufe zur Vorbereitung auf Untersuchungen noch üblich, wie beim Radiologen vor einem Kontrastmitteleinlauf oder beim Proktologen vor Rektoskopien. Damals wurde auch noch offener mit dem Thema Einlauf umgegangen. Das hatte ich mal bei meinem damaligen Proktologen erlebt, bei dem ich zur Rektoskopie war. Ich war im Wartezimmer, mit mir nur noch eine junge Frau, als die Türe zum Wartezimmer auf ging und die Arzthelferin herein kam. Sie fragte die junge Frau ganz offen “haben sie ihren Einlauf schon bekommen?” worauf sie im Gesicht etwas Rot wurde und mit NEIN antwortete. Als die junge Frau etwas zögerlich aufstand, sagte die Arzthelferin zu mir auch ganz normal “Herr ****, sie können noch sitzen bleiben, ich hole sie später und mache ihnen ihren Einlauf”. Keine Ahnung ob das die junge Frau etwas beruhigen sollte, dass nicht nur sie gleich einen Einlauf bekommt.