Hallo,
ich wollte das Thema doch noch einmal aufgreifen, das Glyzerin immer noch als Zusatz beliebt ist.
ioeides
Post number83
Wie nahezu überall, gilt auch hier die alte Paracelsus-Regel: Es kommt auf die Dosis an - und darauf, was man eigentlich erreichen will.
Um eine Stuhlentleerung herbeizuführen, genügen wenige Gramm Glycerin im Enddarm, z.B. in Form von Zäpfchen mit 1 bis 4 Gramm Glycerin. Alternativ gab es Anfang des vorigen Jahrhunderts kleine transportable Spritzen, mit denen man sich 5 bis 10 ccm reines Glycerin einspritzen konnte. Im alten Lehrbuch für Kinderkrankenschwestern aus der Zeit Ausbildung meiner Frau in den 1960er Jahren wurden Klistiere von maximal 100 ccm Flüssigkeit mit einem Glycerinanteil von 1/3 beschrieben. Aus alledem ist zu entnehmen, dass es zur Auslösung einer Darmentleerung schlicht und ergreifend SINNLOS ist, größere Mengen Glycerin einzusetzen, wenn die maximal zu erwartende Wirkung mit den genannten Dosierungen eintritt. Diese nahezu todsichere Wirkung geht vom Enddarm aus, nicht vom Sigma oder noch höheren Darmabschnitten.Wer es nicht glaubt, möge es selbst ausprobieren und dabei möglicht in Toilettennähe bleiben oder alternativ eine Windel tragen.
Wem es nicht darum geht, eine akute Verstopfung schnell und mit den einfachsten und bewährtesten Mitteln zu beheben, sondern mit großvolumigen Darmspülungen zu experimentieren, sollte sich in der Tat zuvor mit toxikologischer Risikobewertung befassen. Als Zusätze zu größeren Klistieren ( > 100 ccm) und Einläufen von mehreren Litern haben sich seit vielen Jahrzehnten Seife, Kochsalz und Natriumbicarbonat (baking soda) bewährt, wobei es dabei auch weniger auf die abführende Wirkung ankommt ( das kann auch ein 2 Liter - Einlauf mit Leitungswasser problemlos leisten) als auf die Vermeidung von Krämpfen o.ä.
Meine Mutter war ja auch Krankenschwester und die Angaben von @ioeides kann ich nur bestätigen. Auch ich musste oft mit der Glyzerinspritze Bekanntschaft machen, die bekam ich als Kind wegen Verstopfung unzählige male in den Po. Meine Mutter verwendete auch immer eine 1:1 Mischung Glyzerin/Wasser dazu, die Glyzerinspritze hatte 30ml Volumen. Die Menge reichte vollkommen aus, um eine schnelle Darmentleerung zu erreichen. Ich kann mich erinnern, dass ich schon kurz danach dringend aufs Klo musste, nach dem ich die Mischung in den Po bekam.
Wurde mal ein Einlauf fällig, dann gab es eine 5% Mischung. In meinem Album sind Bilder der Glyzerinspritze zu sehen. Wenn man nach so alten Glyzerinspritzen sucht, dann haben die selten mehr als 100ml Volumen, die meisten davon nur 50ml.
Aus dem Nachlass von meiner Mutter habe ich noch ein altes kleines Buch “Die Stationsschwester von Dr. Carl Rosenberger, Springer Verlag 1923”, darin wird auch über den Reinigungseinlauf berichtet, um den Darm zu entleeren. Dazu wird ein Einlauf mit etwa 1 Liter Seifenwasser verabreicht, den der Patient dann spätestens nach einer Stunde wieder ausgeschieden haben muss. Wenn das nicht der Fall war, dann sollte nach Rücksprache mit dem Arzt von der Schwester mit der Glyzerinspritze nicht mehr als 50ml reines Glyzerin verabreicht werden, das zu einem mächtigen Stuhldrang führte.
Auch heute noch gibt es fertige Einläufe mit Glyzerin wie den Clismasac (2 Liter) aus Italien oder das Practomil (1 Liter), beide etwa mit 5% Glyzerin Anteil.
Gruß Charly